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Das Bistum Passau.

Chriſtentum und Kirche.

Schon zu Ende des 3. Iahrhunderts gab es in Rätien und Norikum unter
den Händlern und Handwerkern in den kleinen Flecken bei den römiſchen Kaſtellen
Christen; wir wissen von Märtyrern in Regensburg und Augsburg (St. Afra
um 300). Seit Konstantin 325 das Christentum als Staatsreligion anerkannt
hatte, findet eine Vergrößerung und Ausbreitung der Gemeinden statt. Auf dem
Boden des späteren Baiwarenlandes gehen wohl noch ins 4. Iahrhundert zu-
rück (Augsburg) Regensburg, Künzing, Paſsſau, Lorch, Salzburg, Tiburnia
(St. Peter am Holz) und Seben (später Brixen). Kirchen wurden gebaut, Priester
bestellt, Wanderbiſschöfe besorgten die Überwachung der Lehre, des Ritus und
Klerus und waren auch als Missionäre tätig. Als solche sind uns überliefert
der hl. Marimilian, der um 260 besonders in Norikum, in Lorch und Salzburg
gewirkt hat. Sein Leichnam wurde vom hl. Rupert aus dem Grab in Cilli
(Steiermark) nach Bischofshofen (Pongau) und 796 von König Karlmann nach
Altötting übertragen, von wo ihn um 985 Biſchof Pilgrim nach Passau holte.
St. Valentin wirkte nach 435 in Rätien (Baiern Tirol) und soll in Passau das
Christentum neu belebt haben; er starb 472 in Mais bei Meran. Seine Leiche
kam 740 vom Zenoberg nach Trient und von da 768 nach Passau.

Jür das kirchliche Leben der ausgehenden Römerzeit um 470 gerade in
P a ssau (Batavis-Boitro) war St. Severin, dessen „Zelle“ in der Innstadt noch
erhalten ist (Bild 77), von besonderer Bedeutung ; aus seiner von Eugippius
verfaßten Lebensbeschreibung, auf die an anderer Stelle zurückzukommen iſt,
erhalten wir auch höchst wertvolle Aufschlüsse über das Verhältnis der romanischen
Provinzbevölkerung zu den aus Nordosten herandrängenden Germanen, auf
deren Fürsten der christliche Wanderbischof einen großen Einfluß ausübte.

Neben den im werktätigen Leben stehenden Christen bestanden die Vereinigungen
von solchen, die nur im vollen Verzicht auf die irdiſchen Güter die wahre Nach-
folge Chriſti sahen. Aus diesen asketischen Mönchsvereinigungen entstanden die
Klöster, die wieder die Pflanzstätten der Mission wurden. Fast alle Wander-
biſchöfe entſtammten einem solchen und waren einem strengen Mönchsleben ergeben.

Im Chriſtentum des 4. Iahrhunderts machen sich verschiedene theologische
Anschauungen geltend; eine davon ist die des Arius, der behauptete, Chriſtus
Gottsohn sei nicht wesensgleich mit dem Vater, sondern sein Geschöpf; daher
war ihm die Kommunion bloß ein Erinnerungsmahl. Bonoſsus leugnete die
Gottesmutterschaft Mariens. Beide Lehren gewannen im Oſten trotz ihrer Ver-
werfung durch die Konzile an Boden; das Heidenvolk kümmerte sich um derlei
dogmatische Streitfragen nicht, sondern nahm das Chriſtentum in der Form, in

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