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ſprach die Aufteilung des Fürstentums in der Weise aus, daß der Strich zwischen
Donau und linkem Ilzufer an Salzburg, die in Oestreich gelegenen Besitzungen
an dieses, die Stadt Passau mit Oberhaus, die Grafschaften Neuburg und
Riedenburg und die Gerichte Eggendobl und Ratzmannsdors an Bayern fallen
ſollten. Dem letzten Fürstbiſchof Teopold IV. von Thun blieb nichts übrig, als
am 22. Februar 1 803 auf Land und Regierung zu verzichten. Am gleichen
Tag nahm Bayern durch Militär- und Zivilgewalt Besitz von der Stadt.

Nachdem es. über 900 Iahre die Residenzstadt eines Biſchofs und über
600 Jahre die eines weltlichen Fürsten, damit ein gewisses Kulturzentrum
gewesen war, sank nun Passau zur bayrischen Provinzstadt herab; dafür kehrte
es allerdings auch wieder in den größeren Volksverband zurück, mit dem es
durch die Abſtammung seiner Bevölkerung und die ältesten Schicksale aufs engste
verbunden war. Mur in diesem Kreise konnte die Stadt hoffen, die Aufgaben,
welche die Neuzeit einem Gemeinwesen stellte, zum Nutzen ihrer Bürger zu
erfüllen.

Der Handel.

„Bei hiesiger Stadt gibt es weder zu hauen noch zu bauen, daher die drei
handtierungen allein als ein gelegen und fürträglich Speißgaden angesehen
werden können“. Diese Feststellung, daß in Passau, wo es kein Wismad noch
Feldbau gebe, nur der Handel mit Salz, Wein und Getreide den Bürgern ein
sicheres Einkommen biete, kehrt als Begründung in fast allen Eingaben des
Stadtrates an Fürstbischof oder Kaiser wieder; da die genannten Handelsgüter
von weither bezogen und weithin verfrachtet wurden, war der Passauer Handel
in der Hauptsache ein Fernhandel unter Ausnützung der zur Verfügung
ſtehenden Wasserſtraßen Donau und Inn..

Daß schon in spätrömisſcher Zeit die Einwohner von Batava Handel
trieben, wissen wir aus dem Leben des hl. Severin. Nach der Einwanderung
der Baiwaren wurde er jedenfalls baldigſt wieder aufgenommen durch die
zurückgekehrten Händler; der Herzog hat ihn sicher begünstigt, da die Maut reiche
Einkünfte brachte. Im Osten saßen kulturhungrige Völker, die Slaven, denen
die aus dem Westen und Süden auf den alten Handelsstraßen wieder zuſtrömenden
Waren geliefert wurden, während man von ihnen Pferde, Felle, Sklaven usw.
bezog. Im baiwariſchen Volk selbſt herrſchte noch die reine Hauswirtſchaft;
nur der Udel versorgte sich mit Fremdwaren, besonders auch in der Kleidung.
Der damalige Passauer Handel war hauptsächlich eine Durch fu h r; sein Einzugs-
gebiet reichte bis Regensburg und bis Wilten bzw. Salurn, sein Absatzgebiet
waren die Ostmark und die Länder nördlich davon, Böhmen und Rußland,

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