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Sachsen, welche Oestreich aufzuteilen hofften. Er bemächtigte sich durch einen
Handstreich am 31. Juli 1741 der Stadt Passau und der Festung Oberhaus, wo
die bischöfliche Besatzung zu 140 Mann natürlich keinen Widerstand leisten
konnte. Dann wurde der sog. öſstreichiſche Erbfolge-Krieg nach Ober-

ôſtreich und Böhmen vorgetragen. Dem bayrischen Kurfürsten, der als K arl VI.

(174245) zum Deutschen Kaiser gewählt worden war, war aber das Glück
nicht hold, ſchon am 25. Ianuar 1742 fielen Oberhaus und Passau wieder in
die Hände der Oestreicher, die Stadt und Bürgerschaft wenig bedrückten, da
sie raſch nach Bayern vordrangen. Im Frieden von Füſsen 1745 entsagte
Bayern allen Erbanſprüchen auf die Habsburger Lande; damit ward auch
Passau wieder von öſtreichiſcher Besatzung frei. Nun folgte ein halbes Iahr-
hundert Frieden : für Land und Stadt; denn . der unblutige bayriſche
Erbfolge-Krieg 1777.79 berührte das Fürstentum äußerlich nicht weiter.
Wäre allerdings der Plan Kaiser Iosephs II., sich vom Kurfürsten Karl Theodor
Ostbayern abtreten zu lassen geglückt, dann wären auch die Tage des Passauer
Fürstentums gezählt gewesen. Immerhin wurde im Frieden von Teſschen
1779 das bisher bayrische Innviertel Oestreich zugesprochen; Passau verlor da-
mit ein Stück Hinterland, aus dem es Rohſtoffe für sein Handwerk bezogen
und wohin es Güter im Handel abgesetzt hatte. Ein weiterer empfindlicher
Schlag war die Zertrümmerung des Bistums 1783 (S. 155).

1792 hatten die Kriege der europäischen Monarchien gegen die französische
Revolution bzw. Republik begonnen; Oestreich hatte in Passau einen Haupt-
ſtützpunkt für seinen Nachschub. Nachdem Preußen 1795 von dem Bündnis mit Oeſt-
reich sich losgesagt hatte und 1799 auch dem großen Staatenbündnis ferne ge-
blieben war, gelang es den Franzosen unter Moreau im April 1800 in Süd-
deutschland einzudringen; die Schlacht von Hohenlinden, 3. Dez. 1800 öffnete
ihnen den Weg nach Bayern und Oeſstreich. Bereits am 16. Dezember traf in
Passau die Vorhut der französiſchen Armee ein; damit war für die Stadt wieder
die ſchwere Belaſtung mit Verpflegung und Quartier gegeben, zu der noch
rückſichtsloſe Requisitionen, Geschenke an Kommandanten, Beiſteuer zur Neu-
uniformierung sich gesellten. Ueberdies wurde der Stadt eine Kontribution von
800 000 Franken auferlegt, welche zwar auf die Hälfte erlaſſen, aber auch in
dieser Höhe nur durch äußerste Anstrengung der Einwohner aufgebracht werden
konnte. Vielfach wanderte der letzte Spargroſchen aus der Büchſe. Zum Glück
dauerte dieser unmittelbare Druck nur bis zum März 1801, da ſa am 9. Februar
der Frieden zu Luneville geſschloſſen worden war, in dem das linke Rhein-
ufer an Frankreich abgetreten wurde. Da aber die vorher dort herrschenden
Fürsten entschädigt werden sollten, ist jenes „Friedensinsſtrument“ zum Schicksal
für Passau geworden. Der , Reichsdeputations-Hauptsſchluß“ von 1803, die
Tiquidation des bankerotten alten „Römischen Kaiserreiches deutscher Nation“

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