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Gmunden wurden die Bauern dann endgiltig von den Bayern unter Pappenheim
geschlagen und 22 von ihren Führern (1627) hingerichtet. Die Bauern ſuchten
auch die Untertanen des Passauer Fürsſtbistums zum Aufstand zu bewegen und
bis in die Stadt herein spielten die Verbindungen: unter dem Verdachte, daß
man den Jürſtbisſchof Erzherzog Leopold Il. als Geisel gefangen nehmen wolle,
wurden 3 Passauer Bürger, Fiſschkäufel Paul Altpart, Goldschmied Wolf
Schöner, Fragner Sigmund Ostendorfer und Hans Setzmann verhaftet und nach
Oberhaus verbracht, dort sollen sie verschollen sein'); wir finden sie aber noch
1644 ruhig im Besitz ihrer Häuser, ihr Verbrechen war also jedenfalls nicht so
ſchwer wie die Anschuldigung.

Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieg es bekam Passau nicht im
eigenen Land zu verspüren, wenn auch die in Bayern eingefallenen Schweden
ein paar Mal bedenklich nahe rückten, 1633 bis Vilshofen und 1648 bis an
den Inn; aber die Steuerlaſt, welche durch die Kriegskosten veranlaßt war,
drückte auf die Bürger, dazu kam Unterbringung und Verpflegung kaiserlicher
Truppen im Winter, in dem man damals keinen Krieg führte. Gleichzeitig lag
natürlich der Handel darnieder und das Handwerk bot geringen Verdienst.
Schließlich kam im Gefolge des Krieges auch noch die Peſt! Das kaum wieder
gefestigte Gemeinwesen wurde dann durch die Stadtbrände von 1662 und 80
erneut in schwere Bedrängnis gebracht, die durch Vordringen der Türken noch
erhöht wurde. Ueber diese Sorgen konnten auch die rauſchenden Feſtlichkeiten
bei der Kaiserhochzeit 1676 nicht hinwegtäuschen (S. 188, Bild 103). Man
konnte wohl wieder aufatmen, als die Türken 1683 geschlagen und zur Aufgabe
der Belagerung von Wien gezwungen worden waren; aber erſt 1718 war die
Gefahr endgültig abgewendet.

Der Zwiſt um die Erbfolge auf dem ſpaniſchen Thron führte von
1701 an zum Kriege zwischen Oestreich und Frankreich; auf Seite des letzteren
ſtand Kurfürſt Mar Emanuel von Bayern. Um Passau, den Schlüssel zu ihrem
Tand nicht aus der Hand zu lassen, hatten die Oestreicher Oberhaus besetzt und
auf dem Spitzberg außerhalb St. Nikola Verschanzungen erbaut. Besatzung
und Bestückung war aber viel zu ſchwach und so mußten die Oestreicher nach
einer kurzen Beschießung am 8.. Ianuar 1704 Stadt und Festung den Bayern
einräumen. Mit der Schlacht von Höchstädt kam aber noch im gleichen Iahr
der Umschwung, Bayern wurde von den Oestreichern erobert und auch Passau
erhielt von diesen wieder eine Besatzung.

Kaiser Karl VI. (+1740) hatte sich (durch die sog. pragmatische Sanktion) be-
müht, in Ermanglung männlicher Nachkommen die öſtreichiſche Monarchie auf
seine Tochter Maria Theresia zu vererben. Demgegenüber machte Kurfürſt
Karl Albrecht von Bayern sein natürliches Erbrecht geltend und fand teils
offene, teils geheime Unterstützung von Frantreich, Spanien, Preußen und

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