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Rauch sowohl Geiger als Geigenmacher, was auch bei der Familie W asner
(1674-1715) der Fall war.

Passau seit 1803.

Mit dem Aufhören des alten Fürstentums und dem Uebergang von Land und
Stadt an das Kurfürſtentum Bayern erfuhren sämtliche Verhältnisse Paſſaus
einen völligen Umschwung. Der letzte Fürstbischof (S. 193) verließ leider die Stadt
auf Nimmerwiederkehr und sein stellenlos gewordener Hofstaat wanderte ab;
von dem aufgelösten Domſtiſt blieben nur 2 Kapitulare zurück. Das war ein
ſchwerer Schlag vor allem für das Handwerk. In dieser Richtung wirkte weniger
die Aufhebung der Klöster der Kapuziner und Franziskaner, der Benediktine-
rinnen in Niedernburg und der Auguſtiner in St. Nikola (1803-07). Die Hof-
und Kapitelgebäude zog der Staat ein, ein Teil ging in Privatbesitz über, die
Klöster mit ihren Kirchen wurden als Magazine, Irrenhaus, Kaserne oder
Militärlazarett verwendet. 1803 war das 8. Tin. Inf.-Regiment nach Passau
verlegt worden und blieb da bis 1868; die Bürgerwehr wurde 1808 in ein
Bataillon Nationalgarde umgewandelt (S. 116).

Ein großer Teil der Bürgerſchaft hing durch Abſtammung und wirtſchaftliche
Bande an Oestreich und hat die lange Gegnerſchaft Bayerns gegen das Fürſt-
bistum ſchwer vergesſen, ihr konnte die politische Umſstellung nicht leicht fallen:
von einer Residenzstadt war Passau zu einer Provinzstadt herabgesunken! Auch
viele mit dem Hof verbundene oder mit öffentlichen Aemtern befaßte Bürger
erlitten Abbruch an Ansehen und Einkommen. Die Zusammenfassung der drei
Gerichte in e in Stadtgericht, dem auch die Polizei unterstellt wurde, war wohl
kein Nachteil, zumal eine Anzahl fürstlicher Beamter übernommen wurde. Da-
gegen brachte das neue Steuerſyſtem eine ungemeine Schädigung des Gemein-
wesens mit ſichi: Die Gebühren für das Niederlags- bezw. Fürfahrtrecht, das
Umgeld auf Getränke, die bürgerlichen Strafgelder fielen weg, vor allem aber
wurde der Salzh an del wie im übrigen Bayern ſstaatlicht Der Stadtverwaltung
blieben damit nicht mehr die für ihre Ausgaben nötigen Einkünfte. Durch die
Verſchiebung der politiſchen Grenzen war dem bisher auf Oeſstreich eingestellten
privaten Handel ein altes Absatzgebiet verſperrt und im angrenzenden bayriſchen
Hinterland konnte er die Konkurrenz gegen ältere Handelsstätten wie Vilshofen,
Straubing, Landshut und Regensburg nicht aufnehmen; so blieb ihm nur der
Oberlauf des Inn, das Rottal und der Bayerwald, dessen „goldene Steige“
aber durch die böhmische Grenzsperre gleichfalls verdorrten. Die untere Volks-
ſchicht, seit der fürstbiſchösflichen Regierung an eine gewisse Verſorgung bei
nicht allzu vieler Arbeit gewöhnt, verfiel durch die Erwerbslosigkeit in eine Ver-
armung; die bürgerlichen Spitäler und religissen Wohltätigkeitsstiftungen, deren
Kapitalien damals 454000 bezw. 131000 Fl. betrugen, wovon die Zinsen aber

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