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oder führten die Bücher der Spitäler und Zünfte. Um 1595 waren 3 deutſche
Schulhalter in der Stadt tätig. 1605 waren es deren 5; ein einziger davon
besaß ein Haus im Ort und hatte 160 Fl. im Salzstadel liegen, die anderen
waren unvermöglich. Ein besonderes Schullokal gab es nicht, sondern der Unter-
richt wurde in der Wohnſstube des Lehrers erteilt. Im 17. Iahrhundert war im
Haus Nr. 6 in der Klingergasse der erste Stock an einen Schulhalter vermietet
und es wurde daher das „Schulhaus“ genannt. Um 1580 war eine Schulordnung
erlaſſen worden, die ſich jedoch hauptſächlich mit der Erteilung des Religions-
unterrichtes befaßte; erst im 18. TJahrhundert haben die Fürstbiſchsfe Iosef Thun
(1761 163) und besonders Iosef Auersberg (1783995) das Volksschulwesen
wesentlich verbessert und einen Schulfond geschaffen.

Die Entwicklung der allgemeinen Bildung hing aber ganz beſonders von dem
Buchdruck ab. Passau gehört, nachdem Gutenberg 1445 seine Erfindung gemacht
hatte und in Straßburg, Bamberg, Augsburg und Nürnberg Druckereien ent-
sſtanden waren, zu den frühesten Druckorten. Wahrscheinlich in der Stadt selbst
iſt bereits 1480 gedruckt worden die Appellation des Domkapitels gegen die Wahl
des Kardinals Hasler zum Biſchof ; aus dem gleichen Iahr stammt wohl auch
das Flugblatt mit Bildern über den Iudenfrevel (Bild 124). 1481 verließ ein
Breviarium die Presse eines noch unbekannten Druckers. 1482 erſcheint Konr a d
Stahl, der mit Benedikt Maier die Briefe des hl. Eusebius druckt; Maier war
wohl der Geldgeber und Verleger, denn mit ihm ist 1483.92 Johann Alatkrav
als Drucker in Verbindung. Sie gaben heraus die Predigten des Paſſauer Dom-
herrn Paul Wann und einen Nachdruck nach Schilditz. 1489991 druckte Io0-
hann Petri ſchöne Kalender und Missale. Die Nachfrage nach Druckwerken
wie der Verdienst daraus war sehr gering, daher zogen die Drucker wieder fort.
1492 wurde daher das Flugblatt über den Iudenfrevel in Nürnberg gedruckt,
ebenſo noch der Passauer Wandkalender von 1517. Ob die Feuerordnung von
1527 aus einer Passauer Presse hervorging, bleibt fraglich; 1536 hören wir von
dem Drucker Simpert Froschauer aus Augsburg, der aber nicht lange blieb;
denn die Gerichtsoronung von 1539 wurde in Landshut gedruckt. Dann machte
sich 1585 im kl. Messergaßl ansässig Matheus Nenninger, der 1592 auch für
Salzburg einen Kalender druckte; seine Hauptwerke sind aber die ſehr schwierig
herzustellenden Musikdrucke. Einträglich war sein Gewerbe nicht, denn außer
Druckerei und Hausrat, die 1595 mit 50 Fl. veranſchlagt waren, besaß er nur
ein Vermögen von 40 Fl. 1601 versuchte er vorübergehend sein Glück in Ingol-
ſtadt, kehrte aber wieder nach Passau zurück. 1621 hat sein Sohn Tobias
Nenninger, der 1630 starb, das Geschäft in Besitz: Auf ihn folgt Georg
Höller (gest. 85 Iahre alt 1697), zu dessen Lebzeiten schon sein Sohn Georg
Adam H öller, der 1699 als ,hochfürsſtl. Hof- und Offizialatsdrucker“ starb
(Grabstein im Domtreuzgang "!); die Hauptleistung der Druckerei, welche in einem

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