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Schwarz, Klaus; Ixmeier, Eugen [Ill.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0015

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VORWORT

Diese archäologisch-topographischen Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerflu-
ren im Alpenvorland zwischen Isar und Inn verfolgen einen doppelten Zweck. Einmal sollen sie als Anstoß
verstanden werden, in der vielseitigen bayerisch-fränkisch-schwäbischen Kulturlandschaft endlich in groß-
räumiger Weise damit zu beginnen, in diesem Fachbereich ein Vakuum aufzufüllen. Dieses wird deutlich,
wenn man an die umfassenden und grundlegenden Arbeiten zu diesen Problemen denkt, die während der
letzten drei Jahrzehnte im niederdeutschen Raum, in den Niederlanden, in Großbritannien und in Skandina-
vien entstanden sind, hierzulande aber noch so gut wie ganz fehlen. Es geht also darum, das wissenschaftli-
che Desiderat sichtbar zu machen und zunächst zu prüfen, ob Quellen zur Verfügung stehen, um diese
Fragen auch hier mit archäologischen Mitteln anzugehen. Nachdem dazu schon sehr rasch positive Aussagen
möglich geworden sind, hat sich bald eine Dringlichkeit für ein derartiges Vorhaben gezeigt, denn die in der
Landschaft vorhandenen Spuren schwinden rapide dahin. Das gilt gleichermaßen für die Wölbäcker-Fluren
wie für die Geländespuren der alten Fernwege. Deshalb kommt es vom Augenblick dieser Erkenntnis darauf
an, den Bestand solcher bisher verschmähter archäologischer Kulturdenkmäler zu erfassen und ihm den
gebührenden Schutz vor weiterer Zerstörung zu verschaffen. Dieses zweite Anliegen steht dem ersten an
Bedeutung nicht nach.
Die Arbeit kann als erster Versuch allerdings nur begrenzte Aussagen erbringen. Sie beschränkt sich, um
überhaupt erst einmal damit zu beginnen, auf archäologisch-topographische Beobachtungen und fordert
deshalb natürlich vielfach zu ergänzenden Maßnahmen heraus, sei es nun zu Ausgrabungen an solchen
Objekten, um unser Wissen über diese Denkmäler zu vervollständigen, sei es zum Ermitteln des landschaftli-
chen Siedlungsgefüges im frühen Mittelalter etwa durch eine archäologische Landesaufnahme. Es schien mir
untunlich, auf solche z. Z. nicht beizubringenden Ergebnisse zu warten und deshalb auf die erhoffte
Anregung baldiger weiterer Untersuchungen zu verzichten. Die Arbeit sollte auch dazu beitragen, das
»Einzeldenkmal« aus seiner ihm vielfach zugeteilten, beklagenswerten Isolierung herauszulösen und es in
seiner Verwobenheit mit anderen zu zeigen. So erhalten unscheinbare Kirchlein und Kapellen einen
unerwarteten Stellenwert, wenn sie wie manche dem hl. Leonhard geweihte primär als Festpunkte in der
frühen Verkehrsstruktur sichtbar werden. Der Hinweis auf neue, bisher kaum angesprochene funktionelle
Siedlungstypen wie die Straßenstationen und Ausbauhöfe ist mir ebenso dringlich erschienen, damit der
Denkmalpfleger weiß, wonach er suchen und worauf er u. a. neben traditionellen Objekten achten muß.
Voraussetzung für solche Studien ist eine weitläufige und zeitraubende Geländetätigkeit gewesen. Letzthin
sind ihr aber auch vielfach eben darin bedingte Grenzen gesetzt worden, zumal ich erst in späten Jahren auf
diese Problematik gestoßen bin und noch andere Verpflichtungen mir eine Ausweitung dieser Untersuchung
über das vorliegende Maß hinaus verwehren. Beim Ermitteln der Fernwegespuren sind mir die Erfahrungen
zugute gekommen, die ich bei den Altstraßenerkundungen in den großen Waldungen des Spessarts, der
Haßberge, des Bayerischen und des Böhmer Waldes einbringen durfte und deren Ergebnisse ich vorerst zum
frühmittelalterlichen Landesausbau in Nordost-Bayern skizziert habe*. Bei diesen langwierigen und vielfach
komplizierten Erkundungen hat mich meine Frau in entscheidender Weise mit Umsicht und Beharrlichkeit
unterstützt, denn einem »Einzelgänger« hätte ein umfassender Kontakt zum Altstraßenwesen stets ver-
schlossen bleiben müssen. Die Dokumentation des im Gelände Entdeckten bewirkte einen zweiten,
ebenfalls umfangreichen Arbeitskomplex: Die Vermessung von Altwegespuren und von Wölbäcker-Einhei-
ten. Diese hat Eugen Ixmeier unter Mitarbeit von Karl Beck besorgt, wofür ich beiden herzlich zu danken
habe. Die Kartographie vollzog das Kartographische Institut Heinz Fleischmann, München, wo ich vor allem
* K. Schwarz, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordost-Bayern — archäologisch gesehen, in: Ausgrabungen in
Deutschland, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1950-1975, Teil 2 (1975) 338-409; ders., Frühmit-
telalterlicher Landesausbau im östlichen Franken zwischen Steigerwald, Frankenwald und Oberpfälzer Wald. RGZM.
Monogr. 5 (1985).

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