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Schwarz, Klaus; Ixmeier, Eugen [Ill.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0220

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Die Wölbäcker-Langfluren sind ursprünglicher Be-
standteil der Putzbrunner Ackerflur und nicht als
neue Struktur nachträglich einer älteren Wölbäcker-
Blockflur aufgeprägt. Dafür stehen folgende Beob-
achtungen: 1) Die südöstliche (Karte 122, Nr. 20)
fügt sich Verlaufs- und richtungsmäßig organisch in
die Nachbarfluren ein. 2) Die vom Nordwestrand
des Ortes nach Westen verlaufende (Karte 122, Nr.
19) wird erst allmählich von Norden her durch neue
Flureinheiten verbaut, wie der Weg zeigt, der die
Wölbäcker-Langflur schneidet und außerhalb wie-
der konkordant verläuft; zudem macht die innere
Gliederung der nördlich angrenzenden Blöcke deren
Entstehung in zwei bis drei Phasen wahrscheinlich
(Karte 122).
Diesen Wölbäcker-Langfluren können angrenzende
Wölbäcker-Blöcke zugeteilt werden. Zu der Einheit
Nr. 19 (Karte 122) wird der nördlich angrenzende
Streifen gehört haben, dessen ursprüngliche Zuge-
hörigkeit durch seine geradlinig und zur Wölbäcker-
Langflur parallel verlaufende Nordgrenze dokumen-
tiert wird. Der Befund entspricht dem in Harthausen
mehrfach angetroffenen (Karte 116,3). Eine ähnlich
streifenartige Blockflur dürfte der südöstlichen
Wölbäcker-Langflur von Putzbrunn zuzuordnen
sein (Karte 122, Nr. 20). Für die dritte (Karte 122,
Nr. 4) läßt sich nur ein Ansatz am Südwestrand des
Ortes wahrscheinlich machen.
Die Wölbäcker-Langfluren Nr. 4 und 19 werden,
nach dem teilweisen Vorspringen ihrer westlichen
Enden zu urteilen, ebenso in Phasen entstanden sein
wie vergleichbare in Harthausen. Ihr Kern gehört in
die älteste Siedlungsphase, denn er setzt unmittelbar
am Dorfrand an, d. h. an der Rückseite der Hofstät-
ten. Eine entsprechend frühe Einrichtung kommt
auch für die südöstliche Wölbäcker-Langflur in Fra-
ge, wenn die ihr auf Karte 122 zugeteilten Wölbäk-
ker-Blöcke dazugehören.
Die kleineren Wölbäcker-Langfluren können von
ihrer Längserstreckung her gesehen in zwei Unter-
gruppen eingeteilt werden: 1) Vier sind 600 bis
700 m lang. Ihre Breite schwankt stärker als in der
ersten Gruppe. Während sie bei Nr. 10 und Nr. 12
auch beiderseits der 200 m-Marke liegt, beträgt sie
bei Nr. 11 im Ansatz 100 bis 120 m und im äußersten
Bereich 50 bis 80 m; dazu kann eine ebenfalls
schmale, als Zubau verstehbare Verlängerung im
Südosten gehören. Nr. 5 besteht aus zwei winklig
aufeinander stehenden, 500 bis 600 m langen Ein-
heiten, deren Breite etwa 100 bis 150 m und 60 bis
100 m mißt. 2) Die Wölbäcker-Langfluren der zwei-
ten Untergruppe, die Nr. 6 und 20a, sind 350 bis
400 m lang (Karte 122).

Trotz der unterschiedlichen Länge, welche sich
ebenso aus räumlich-nachbarschaftlichen Zwängen
wie aus funktionellen Gesichtspunkten verstehen
läßt, sollen beide Untergruppen hier im Blick auf
den darauf erzielbaren Ertrag als Bestandteile einer
gemeinsamen Gruppe gesehen werden, denn ihr
Flächeninhalt differiert nur geringfügig. Im Durch-
schnitt umfaß er 12,4 ha, wenn von den nicht ganz
zuverlässig bestimmbaren Fluren Nr. 6 und 20a ab-
gesehen wird; mit diesen verkleinert er sich bei der
auf Karte 122 ausgewiesenen Größe auf 11,75 ha.
Davon setzen sich die drei großen Wölbäcker-Lang-
fluren Nr. 4,19 und 20 durch ihren Mittelwert von
19,25 ha klar als andersartige Betriebsgrößen ab.
In den kleinen Wölbäcker-Langfluren von Putz-
brunn sind Einheiten gefunden, welche denen der
fossilen Wölbäcker-Fluren der Außenhöfe von Ho-
henbrunn und Harthausen (Karte 101; 112) entspre-
chen. Letztere umfassen in Hohenbrunn 10,6 ha und
10,75 ha in Harthausen E vor deren Erweiterung
nach Norden. Die Wölbäcker-Langflur von Hart-
hausen D steht mit 8,25 ha der von Putzbrunn Nr. 6
mit 8,75 ha zur Seite.
Mit diesem Befund ist die Vergleichbarkeit fossiler
Wölbäcker-Fluren mit entsprechenden Einheiten
der benachbarten offenen Feldfluren erneut erwie-
sen, gleichsam als Ergänzung zu den oben für Ho-
henbrunn herausgestellten Übereinstimmungen.

ODENPULLACH - ZUR ÄLTESTEN
WÖLBÄCKER-FLUR DES WEILERS
Fossile Wölbäcker-Langfluren in Art der drei Au-
ßenhöfe von Hohenbrunn und Harthausen sind vor-
stehend auch als Bestandteile der dörflichen Acker-
fluren von Hohenbrunn, Harthausen und Putzbrunn
nachgewiesen worden. Dort treten sie jeweils mehr-
fach auf. Es liegt nahe, diese Wölbäcker-Langfluren
auch in der Flurgliederung fortbestandener Weiler
und Einöden zu suchen. Ihr Nachweis fällt bei letzte-
ren schwer, weil deren Flur in der Regel nur eine
grobe Unterteilung aufweist und darin die erkennt-
nismäßig nützlichen Details weitgehend ausfallen.
Bei den Weilern liegen die Verhältnisse indessen
günstiger.
Für eine Untersuchung bieten sich die Weiler Oden-
pullach und Deigstetten an (Karte 123), weil sie
schon einmal Gegenstand einschlägiger Überlegun-
gen gewesen sind. Vor fast einhundert Jahren hat

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