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Schwarz, Klaus; Ixmeier, Eugen [Ill.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0223

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kal-Kataster von 1814 vermerkte Ausbauzone der
»Einfänge« außer Betracht läßt.
Von der besitzmäßigen Aufteilung der Wölbäcker-
Langfluren im Zustand der Gemenglage her gesehen
lassen sich die Aussagen zur ältesten Ackerflur noch
ergänzen. Das soll im Vorgriff auf die Besprechung
dieses Problemkreises im nächsten Kapitel bereits
an dieser Stelle geschehen.
Nach dem Zustand von 1809 haben die Höfe 1,2
und 3 jeweils an jeder der drei Wölbäcker-Langflu-
ren Anteil. Die Höfe 1 und 2 halten dabei vornehm-
lich streifenförmige, in der Anordnung miteinander
abwechselnde Flurstücke; blockartige Parzellen sind
in der Minderzahl (Karte 124,2; 125,2). Hof 3 hin-
gegen besitzt in jeder Wölbäcker-Langflur einen
langen und zugleich breiten Streifen, der vom Be-
ginn dieser Fluren im Osten bis zu ihrem Ende im
Westen reicht (Karte 126,2); wenige zusätzliche
schmale und kurze Flurstücke ergänzen diesen Be-
sitz nur im Norden. Der letztgenannte Befund zum
Hof 3 könnte im Sinne einer ursprünglichen Ge-
menglage verstanden werden; dem sollte aber auch
die Struktur der Höfe 1 und 2 entsprechen. Statt
dessen setzt sich ihr Besitz aus jeweils mehreren,
miteinander verschachtelten Streifen — z. T. nur in
Wölbäcker-Breite - zusammen und läßt sich nicht
als eine von Anfang an bestehende, sondern nur als
eine nachträgliche Unterteilung erklären, sowohl in
der mittleren wie in der nördlichen Wölbäcker-
Langflur. Im erhaltenen Westteil der südlichen Wölb-
äcker-Langflur kann das vollends am Grenzverlauf
der großen Parzelle des Hofes 2 abgelesen werden.
Diese lehnt sich an die Südgrenze der Parzelle des
Hofes 3 an (Karte 125,2; 126,2) und nimmt damit
den aus drei Wölbäckern bestehenden, nach Nord-
ost gerichteten Vorsprung der südlichen Wölbäcker-
Einheit des Hofes 1 in sich auf (vgl. Karte 123,2 und
124,2). Die Nachträglichkeit der Grenzziehung liegt
hier damit klar auf der Hand, zumal sich in Oden-
pullach die Grenzverläufe sonst an die Gliederung
der Wölbäcker-Struktur anlehnen.
Damit ergibt sich für die drei Wölbäcker-Langfluren
eine erst nachträgliche Aufteilung, was zugleich je-
weils eine ursprünglich besitzmäßige Geschlossen-
heit bedeutet. Die drei Einheiten dürfen deshalb —
ergänzt durch die drei Block-Bereiche — als das
anfängliche Ackerland von drei Höfen angespro-
chen werden. Deren Hofstätten können in den drei

einschlägigen Gartenparzellen der Höfe 1 und 3 gese-
hen werden.
DEIGSTETTEN - ZUR ÄLTESTEN WÖLB-
ÄCKER-FLUR DES WEILERS
Der aus zwei Höfen bestehende Weiler Deigstetten
liegt 5 km westsüdwestlich von Odenpullach und
800 m nördlich von Beigarten (Karte 18; hier sind
die beiden Bezugsorte namentlich und Deigstetten
mit einer Häusersignatur ausgewiesen). Seine Feld-
flur lehnt sich im Westen an einen Randwall der
würmeiszeitlichen Endmoräne über dem Steilabfall
zum Isartal an. Dieser und der Talhang im Norden
setzen ihrer Entwicklung natürliche Grenzen; nach
Nordosten verwehrt ein kuppiertes, von Trockenrin-
nen zerfurchtes Oberflächenrelief eine weitere Aus-
dehnung (Karte 123,1). So ergibt sich für den Wei-
ler selbst wie in Odenpullach eine Randlage und für
die Ackerflur eine vornehmlich nach Osten gerichte-
te Ausbaumöglichkeit. Letztere reicht bis an die
Ackerfluren der Dörfer Beigarten im Süden, Groß-
dingharting im Osten und des Einödhofes Hailafing
im Nordosten. Die Deigstettener Feldflur nutzt vor-
trefflich geeignete lehmige Braunerden in flachwelli-
gem und leicht zu bearbeitendem Gelände.
Soweit zurückverfolgbar, befinden sich die beiden
Höfe zu Deigstetten besitzmäßig in einer Hand.
1313 steht dem Kloster Schäftlarn der ganze Zehent
der zwei Höfe zu Taeihsteten zu915. Der damalige
Eigentümer geht aus dieser Urbar-Angabe nicht
hervor. 1484 ist Jorg Fusstainer Besitzer der Höfe,
die er damals seinem Schwager Thomas Rosstaler
verschreibt, herzoglichem Sekretär und Kastner in
Schwaben916. Dieser verkauft sie 1493 an das Kloster
Schäftlarn917, dem die Höfe dann bis zur Säkularisa-
tion im Jahre 1803 gehören918.
Siedlungsgeschichtlich muß Deigstetten wesentlich
älter sein. Es liegt in einer während des 7.-8. Jahr-
hunderts erschlossenen Kleinlandschaft. Einige Da-
ten zu den Nachbarwohnplätzen mögen dies zeigen:
Epolding-Mühltal im Norden mit seinem Gräberfeld
des 7. Jahrhunderts919; dort und in Deining im Süden
Grundbesitz und Eigenkirchen der fränkischen
Adelsfamilie der Waltriche, Gründer des jenseits
der Isar gelegenen Klosters Schäftlarn (760/764)920;
Beigarten unmittelbar südlich mit seiner Isarfähre,

915) Weißthanner (Anm. 144) 334, Urbar Ziff. 184.
916) Ebd. 197 nr. 179'.
917) BayHStA, KL Schäftlarn Nr. 66, Blätter XVIII und XIX, 1797.
918) Hofanlags-Cataster des Kurfürstl. Rentamts Wolfratshausen, 1804. STAM, GL Wolfratshausen 24 1/16.
919) Dannheimer (Anm. 137) 26ff.
920) W. Strömer, Schäftlarn, Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts. ZBLG 28, 1965, 47ff.

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