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Schwarz, Klaus; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0224

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dessen zwei Höfe und vier Huben in den Jahren
1217—18,1296 und 1336 nacheinander von der welt-
lichen Grundherrschaft, u. a. der herzoglich-kaiserli-
chen, an das Kloster Schäftlarn übereignet wer-
den921, Straßlach im Nordosten mit dem grundherrli-
chen Besitz zur Karolingerzeit und der freisingischen
Kirche von 819922 sowie der kaiserlichen curia, wel-
che Friedrich Barbarossa 1133 dem Kloster Schäft-
larn übergibt923. Die organische Einbettung der
Deigstettener Ackerflur in diese spätmerowinger-
karolingerzeitliche Siedlungskammer erlaubt es, mit
ihrer Entstehung und der Gründung des Weilers in
dieser Zeitspanne zu rechnen.
Die Feldflur des Weilers Deigstetten läßt sich wegen
ihrer geringen Erstreckung leicht übersehen. Die
offene Flur von 1809 bedarf zur Urteilsbildung einer
Ergänzung durch das ehemals zugehörige, waldbe-
standene Wölbäcker-Areal im Norden (Karte
123,1). Diese Gesamtfläche wird durch eine west-
östliche, von einem Weg genutzte Flurgrenze in eine
nördliche und eine südliche Hälfte geteilt.
In der südlichen hebt sich eine von West nach Ost
verlaufende Wölbäcker-Langflur von anfangs 500 m
Länge und 240 m Breite sowie einer schmaleren
Verlängerung um 350 m heraus. Südlich und östlich
angrenzende Wölbäcker-Blöcke bilden mit ihr zu-
sammen eine Einheit von 30,3 ha. — In der nördli-
chen Hälfte tritt eine 550 m lange, im Wald noch
erhaltene Wölbäcker-Langflur hervor. Als solche
kann auch die westliche Einheit von 400 bis 500 m
Länge verstanden werden. Für nicht mehr zugehörig
halte ich das im Westen angrenzende, kräftig zur
Höhe des diluvialen Moränenrandwalles ansteigen-
de Gelände. Dort gibt es auf die Hangneigung abge-
stimmte Terrassenäcker mit Hochrainen, wohl die
Äcker einer nachträglich erschlossenen Areals. Zwi-
schen den beiden längeren Einheiten und im Osten
haben Wölbäcker-Blöcke bestanden, deren einstma-
lige Struktur im Waldrand noch teilweise erhalten
ist. Diese Gesamtfläche umfaßt 33,5 ha.
Die annähernd gleiche Größe der beiden Teile der
Deigstettener Ackerflur, deren gegenseitige Ab-
grenzung durch eine die gesamte Feldflur konkor-
dant durchziehende Grenze, die Flurgliederung und
die flächenmäßige Übereinstimmung der beiden

Einheiten mit den großen Hofarealen von Harthau-
sen und Odenpullach erlauben es, sie als die Acker-
flächen von zwei Althöfen zu verstehen. Das südli-
che Areal gehört dann zur Hofstatt Haus Nr. 1 im
Sinne der neuzeitlichen Zählung, das nördliche zur
Hofstatt Haus Nr. 2.
ERGEBNISSE
Auf die eingangs in diesem Kapitel gestellten Fragen
können nun folgende Antworten gegeben werden:
1) Östlich der dörflichen Ackerfluren von Hohen-
brunn und Harthausen sind fossile, vollständig er-
halten gebliebene Wölbäcker-Fluren erfaßt worden.
Sie bilden die ehemaligen Ackerflächen dreier Wirt-
schaftseinheiten einer anfänglichen Einöde bei Ho-
henbrunn (Karte 101,110,2.3) und eines Weilers bei
Harthausen (Karte 112; 113). Die Einheiten setzen
sich aus Lang- und Blockfluren zusammen. Die
Wölbäcker des Hohenbrunner Außenhofes gehen
entstehungsgeschichtlich in das frühe Mittelalter zu-
rück, denn sie werden von einem Fernweg geschnit-
ten, der 1158 oder kurz danach zu dem damals bei
München geschaffenen Isar-Übergang trassiert wor-
den ist. — Die gründliche Vermessung dieser Wölb-
äcker-Areale legt Details wie Keil- und Randäcker
frei, welche deren Wachstum sichtbar machen sowie
deren abgemarkte Grenzen und damit die funktio-
nelle Einheit der Areale erkennen lassen.
2) Für die westlich an diese drei Höfe angrenzenden
dörflichen Ackerfluren von Hohenbrunn und Hart-
hausen läßt sich die ehemalige Wölbäcker-Struktur
beweisen. Dazu verhilft der Vergleich zwischen die-
sen und den Wölbäcker-Einheiten. So gibt es in
Hohenbrunn hier wie dort Spitzäcker und Keiläcker
(Karte 103; 105,2), 500 bis 900 m lange Grenz-
linien und -äcker (Karte 101; 103), Parzellen und
Kleinsteinheiten der Wölbäcker-Areale (Karte 105)
sowie Lang- und Blockfluren gleicher Größenord-
nung (Karte 104; 106). Wiederbewaldete Wölbäcker
an den Enden weiter bewirtschafteter Parzellenein-
heiten in Harthausen (Karte 115,1.2) und Odenpul-
lach (Karte 123, 2) wie umfangreiche, heute unter
Wald stehende Wölbäcker-Flächen in einem der

921) Weißthanner (Anm. 134) 387 nr. 394. — Wesentliche Auskünfte über die siedlungsgeschichtliche Gliederung des
Grundbesitzes in Beigarten erteilt die »Grundbeschreibung der zum Kloster Schäftlarn gehörigen Grundunterthanen
von 1797« (BayHStA, KL Nr. 66): Danach geht 1217—18 der mit der Isar-Fähre verbundene Vz Förg-Hof Haus Nr. 1
an Schäftlarn. Der zweite Hof, der Vz Kainz-Hof Haus Nr. 6, ist damals herzoglich. Als Lehen gelangt er bereits 1256
an Schäftlarn; zu Eigen erhält ihn das Kloster 1336 durch Kaiser Ludwig den Bayern. Die anderen vier Wirtschafts-
einheiten sind Huben.
922) Bitterauf (Anm. 30) 350 nr. 406.
923) Weißthanner (Anm. 144) 10 nr. 5.

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