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Schwarz, Klaus; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0065

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Mittelalter neutrassierten FW 11 b zur Feldflur kann
nur teilweise interpretiert werden. Flurkonkordant
ist mindestens die Hälfte seiner Strecke, flurdurch-
schneidend mit Sicherheit Vs. Diese durchfahrene
Feldflur südlich und südöstlich Högling liegt sowohl
ortsnah wie auch im Randbereich. Der restliche
Abschnitt des Fernweges zwischen Högling/Jenko-
fen und Wiechs bleibt in seinem Bezug auf die
Feldflur unklar. — Im Wald oder am Fuße wohl
bewaldeter Hänge verläuft eine beträchtliche Strek-
ke des FW 11. Genaue Werte können zum Waldan-
teil natürlich nicht angegeben werden.
Nutzungsintensität: In diesen Wäldern wechseln
spurenfreie Abschnitte mit solchen breiter Fahrbün-
del mit z. T. tiefen Geleisen einander ab (Taf. 9,2).
Die Geleise zeigen einen intensiven, gefahrenen La-
stentransport an. Der Weg wird zum anderen als
Reiseweg gedient haben, auf dem die Pfalz Aibling
von Osten und Westen her erreicht worden ist.
Überlieferung: Der FW 11 passiert südöstlich von
Kirchdorf am Haunpold die Feldflur »Straßfelden«.
Der Name dürfte sich generell auf die Trasse dieses
Weges beziehen, welche von den Nachfolgewegen
FW 12 bis 14 beibehalten und sogar von der CH 1
genutzt worden ist. Der Flurname gibt deshalb kei-
nen speziellen Hinweis auf den FW 11 bzw. die
früheste Nutzungsphase. — Der Verlauf des FW 11
wird in der heute offenen Feldflur überwiegend
durch deren Gliederung widergespiegelt.
Datierung: Die fast vollständige Flurkonkordanz
des FW 11/11 a sichert ihm eine Entstehung in der
frühesten Zeit des Flurausbaus zu. In diesem Sinne
ist der Abschnitt östlich Aibling datierend, wo die
Feldflur beim Trassieren des FW 11 erst 400 m tief
eingerichtet gewesen ist und der Ausbau durch wei-
tere 1100 m bereits in der Bestandszeit des FW 11
erfolgt (Karte 33). Als Entstehungszeit kommt für
den FW 11/11 a das späte 6. und das 7. Jahrhundert
in Frage. — Die Umtrassierung im Zuge des FW 11 b
wird in Bergham und Högling in einer ausgebauten
Feldflur vollzogen. Ich halte das für eine Maßnahme
des 8. Jahrhunderts, als der Altsiedlungsraum der
Merowingerzeit erschlossen gewesen und der um
700 einsetzende Landesausbau im Gange ist. Die
vom Platz des römischen Straßenturmes zwischen
Kleinhelfendorf und Feldkirchen stammende Kera-
mik des 7. bis 8. Jahrhunderts stützt eine solche

Datierung (Abb. 4,3). Das Ende des FW 11 dürfte
in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts gehören.
Damals wird er durch den FW 12 ersetzt worden
sein, nach 825, dem Beginn der Regierungszeit Lud-
wigs des Deutschen als rex Baioariorum150 (vgl. S.
70 f. zur Datierung des FW 12).
DER FERNWEG 12
Der FW 12 setzt den FW 2 in allgemein südöstlicher
Richtung aus dem Raume von Kleinhelfendorf bis in
das Mangfalltal bei Kirchdorf am Haunpold fort
(Karte 3; 37). Von hier ab benutzt er nach Osten die
Trasse des FW 11 über die Königspfalz Aibling bis
hinter Fürstätt. Als Innübergang nehme ich den bei
Pfunzen an (Karte 49). — Der FW 12 verläuft zu-
nächst auf der Moräne, überquert das Tal des Lau-
ser Baches und überschreitet dann nochmals einen
Teil der jungdiluvialen Moräne, bis er bei Kirchdorf
am Haunpold die Schotterterrasse des Mangfalltales
gewinnt.
Verlauf des FW 12
(Karte 31; 41; Beil. 1)
In den Waldungen der Moränenlandschaft ist der
FW 12 archäologisch überall gut nachweisbar, so
daß sich die fehlenden Abschnitte in den Feldbauge-
bieten interpolieren lassen. Der Weg bildet mit dem
FW 2 einen einheitlichen Linienzug. Er wird östlich
der oben beschriebenen beiden Zubringer nach
Kleinhelfendorf erstmals in dem Waldstück zwi-
schen Trautshofen und Kaps faßbar (Karte 3). Der
FW 12 überschreitet mit einer geradlinigen Trasse
eine Moränenkuppe an ihrer höchsten Stelle und
überwindet auf einer Strecke von 450 m einen An-
und Abstieg von 10 m Höhe. Die dadurch verur-
sachten fahrtechnischen Schwierigkeiten drücken
sich in einem Fächer von zehn kräftig eingetieften
Fahrspuren aus, dessen kurzer östlicher Abschnitt in
der archäologisch-topographischen Plankarte 35
dargestellt ist. In dieser Trassierung wird die Absicht
deutlich, den Verkehr an den flachmuldigen, wohl
etwas vernäßten Teilen der Moräne vorbeizuleiten,
denn sie könnte auch in ebenem Gelände ohne
Überwindung von Hängen mit nur geringfügiger
Verlängerung der Strecke erfolgen.
In dem nun zu durchschreitenden Sattel stellt sich
dem FW 12 ein 120 m langer und bis 1,5 m tiefer

150) Annales regni Francorum. Zum Jahr 825: minorem vero filium suum Hludowicum in Baioariam direxit. Quellen z.
karol. Reichsgesch. I (1968) 142 (ed. R. Rau); MG DLGerm. nr. 2 v. 6. Oktober 830: Hludouuicus divina largiente
gratia rex Baioariorum.

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