Hof gruppe in Höhe von Harthausen, schließt eine
frühe Datierung des FW 33 aus. Das Verhalten
seiner Trasse zu diesen Wölbäckern sowie zu den
Ortsfluren von Harthausen, Möschenfeld, Vater-
stetten und wahrscheinlich Oberpframmern ent-
spricht vielmehr dem des FW 3 und des FW 63 so
weitgehend, daß es naheliegt, den FW 33 diesen
Wegen an die Seite zu stellen. Das wäre die zweite
Hälfte des 12. Jahrhunderts, die Zeit nach der Brük-
kenverlegung von Oberföhring nach München im
Jahre 1158.
DER FERNWEG 41
Als FW 41 wird eine von Kleinhelfendorf nach Süd-
westen führende Trasse bezeichnet (Karte 3; 18;
97), welche 800 m außerhalb des Ortes im unteren
Westhang des Rauhen Berges dicht an den äußer-
sten Wölbäckern der Großhelfendorfer Feldflur vor-
beizieht (Karte 97). Jenseits der Chausee München-
—Rosenheim tritt er im Wald mit einem anfangs
50 m breiten Fahrspurenfächer auf. Von Osten her
reicht dort an ihn eine 2,3 ha große Wölbäcker-
Einheit heran, wohl das Ackerland des Weilers Neu-
helfendorf (Karte 98; Taf. 32,1). In südwestlicher
Richtung gabeln sich die Wegespuren in zwei fast
durchlaufend zu beobachtende parallele Äste. 1000
bzw. 1200 m hinter Neuhelfendorf steigen sie mit je
einem Hohlweg im Moränenhang zur Schotterebene
ab.
Der weitere Verlauf des Weges müßte erkundet
werden (Karte 3). Er zielt seitlich an Cröptz/Grub
(1078/91)855 und am Teufelsgraben vorbei, den er
kaum überschritten haben dürfte. Die vom FW 41
eingeschlagene Richtung läßt vermuten, daß er die
Isar im Raume von Tölz gequert und dann über
Straß an die Loisach geführt hat. Von hier aus
bestehen zwei Möglichkeiten, das Gebirge zu über-
schreiten, und zwar über die römische Brennerstra-
ße und über die via Claudia Augusta.
Der erste Weg zieht über Ur/arn/Urfeld (1446)856
nach Wallgau—Krün an die Brennerstraße und mit
dieser über den Seefelder Sattel, hinab zum Inntal
bei Zirl und auf den Brenner-Paß. Der zweite er-
reicht über Smdo/uesdor//Sindelsdorf (763)857 das
obere Loisachtal. Bis vor Germareskauue/Garmisch
(802)858 würde dann ein Abschnitt der römischen
Brennerstraße benutzt. Dort von dieser abzweigend
und im Loisachtal aufwärts trifft er bei Lermoos auf
die römische via Claudia Augusta, die über den
Fernpaß und den Reschen-Scheideck nach Südtirol
führt, wo er am Zusammenfluß von Eisack und
Etsch auf die Brennerstraße stößt.
Eine Wertung des FW 41 muß im wesentlichen auf
die historischen Hintergründe dieser Verkehrsver-
bindung abheben. Der erschlossene Weg würde in
beiden Trassen den Gebirgsübergang auf römischen
Straßenzügen gewinnen, deren dauerhafte Nutzung
im Gebirge im Gegensatz zum Vorgebirgsland auch
in der Völkerwanderungszeit und im frühen Mittel-
alter außer Frage steht. Er stellt somit einen Zubrin-
ger zu diesem alten Straßensystem dar und wird vor
dem nördlichen Gebirgsrand zunächst eine Zone
durchlaufen haben, welche seit der Mitte des
6. Jahrhunderts durch dauerhafte Siedlungen er-
schlossen worden ist, wie das Gräberfeld von Sin-
delsdorf zeigt. Im oberen Inntal erreicht er dann ein
nach dem Ende der römischen Zeit kontinuierlich
weiterbesiedeltes Land, wie u. a. an der Kirche des
5. Jahrhunderts in Imst zu erkennen ist859. Bei die-
sem Stand des Landesausbaus bietet sich der FW 41
optimal als vorgesehene Route zur Romreise Bi-
schof Emmerams an. Man darf dabei sogar der
Straße über den vergleichsweise bequemen Re-
schen-Scheideck die größere Wahrscheinlichkeit zu-
billigen, denn der Brenner-Übergang wäre von
Regensburg aus rascher über das mittlere Inntal
erreicht worden. Hochstiftisch-Regensburger Besitz
ist hier überdies seit karolingischer Zeit möglich.
Was davon 1300 und 1304 zwischen Landeck und
Finstermünz860 sichtbar wird, dürfte nach W. Stor-
nier aus königlicher Schenkung stammen und eine
frühe Präsenz der Regensburger Kirche an dieser
Fernverbindung aufzeigen.
Am FW 41 entstehen im 8. Jahrhundert die Klöster
Bwrm/Beuern (nach 748)861 und ScaritialScharnitz
855) Acht (Anm. 46) 70 nr. 89.
856) Stürmer (Anm. 38) 337.
857) Bitterauf (Anm. 30) 47 nr. 19; M. Menke, Sindolvesdorf-Sindelsdorf. Ein baierisches Gräberfeld des Oberlandes.
Ausgrabungsnotizen aus Bayern 1979, Nr. 2.
858) Bitterauf (Anm. 30) 179 nr. 186.
859) A. Wotschitzky, Die Laurentiuskapelle in Imst - eine neuentdeckte frühchristliche Kultstätte in Nordtirol. Österr.
Zeitschr. f. Kunst u. Denkmalpflege 15,1961, 97 ff.; R. Egger, Die altchristliche Kirche unter der Laurentiuskapelle
von Imst. Österr. Zeitschr. f. Kunst u. Denkmalpflege 17,1963,164f.
860) Stürmer (Anm. 38) 343 Anm. 200.
861) MG SS IX 214, Gründungsbrief; MG Leges I 224, zu 817.
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frühe Datierung des FW 33 aus. Das Verhalten
seiner Trasse zu diesen Wölbäckern sowie zu den
Ortsfluren von Harthausen, Möschenfeld, Vater-
stetten und wahrscheinlich Oberpframmern ent-
spricht vielmehr dem des FW 3 und des FW 63 so
weitgehend, daß es naheliegt, den FW 33 diesen
Wegen an die Seite zu stellen. Das wäre die zweite
Hälfte des 12. Jahrhunderts, die Zeit nach der Brük-
kenverlegung von Oberföhring nach München im
Jahre 1158.
DER FERNWEG 41
Als FW 41 wird eine von Kleinhelfendorf nach Süd-
westen führende Trasse bezeichnet (Karte 3; 18;
97), welche 800 m außerhalb des Ortes im unteren
Westhang des Rauhen Berges dicht an den äußer-
sten Wölbäckern der Großhelfendorfer Feldflur vor-
beizieht (Karte 97). Jenseits der Chausee München-
—Rosenheim tritt er im Wald mit einem anfangs
50 m breiten Fahrspurenfächer auf. Von Osten her
reicht dort an ihn eine 2,3 ha große Wölbäcker-
Einheit heran, wohl das Ackerland des Weilers Neu-
helfendorf (Karte 98; Taf. 32,1). In südwestlicher
Richtung gabeln sich die Wegespuren in zwei fast
durchlaufend zu beobachtende parallele Äste. 1000
bzw. 1200 m hinter Neuhelfendorf steigen sie mit je
einem Hohlweg im Moränenhang zur Schotterebene
ab.
Der weitere Verlauf des Weges müßte erkundet
werden (Karte 3). Er zielt seitlich an Cröptz/Grub
(1078/91)855 und am Teufelsgraben vorbei, den er
kaum überschritten haben dürfte. Die vom FW 41
eingeschlagene Richtung läßt vermuten, daß er die
Isar im Raume von Tölz gequert und dann über
Straß an die Loisach geführt hat. Von hier aus
bestehen zwei Möglichkeiten, das Gebirge zu über-
schreiten, und zwar über die römische Brennerstra-
ße und über die via Claudia Augusta.
Der erste Weg zieht über Ur/arn/Urfeld (1446)856
nach Wallgau—Krün an die Brennerstraße und mit
dieser über den Seefelder Sattel, hinab zum Inntal
bei Zirl und auf den Brenner-Paß. Der zweite er-
reicht über Smdo/uesdor//Sindelsdorf (763)857 das
obere Loisachtal. Bis vor Germareskauue/Garmisch
(802)858 würde dann ein Abschnitt der römischen
Brennerstraße benutzt. Dort von dieser abzweigend
und im Loisachtal aufwärts trifft er bei Lermoos auf
die römische via Claudia Augusta, die über den
Fernpaß und den Reschen-Scheideck nach Südtirol
führt, wo er am Zusammenfluß von Eisack und
Etsch auf die Brennerstraße stößt.
Eine Wertung des FW 41 muß im wesentlichen auf
die historischen Hintergründe dieser Verkehrsver-
bindung abheben. Der erschlossene Weg würde in
beiden Trassen den Gebirgsübergang auf römischen
Straßenzügen gewinnen, deren dauerhafte Nutzung
im Gebirge im Gegensatz zum Vorgebirgsland auch
in der Völkerwanderungszeit und im frühen Mittel-
alter außer Frage steht. Er stellt somit einen Zubrin-
ger zu diesem alten Straßensystem dar und wird vor
dem nördlichen Gebirgsrand zunächst eine Zone
durchlaufen haben, welche seit der Mitte des
6. Jahrhunderts durch dauerhafte Siedlungen er-
schlossen worden ist, wie das Gräberfeld von Sin-
delsdorf zeigt. Im oberen Inntal erreicht er dann ein
nach dem Ende der römischen Zeit kontinuierlich
weiterbesiedeltes Land, wie u. a. an der Kirche des
5. Jahrhunderts in Imst zu erkennen ist859. Bei die-
sem Stand des Landesausbaus bietet sich der FW 41
optimal als vorgesehene Route zur Romreise Bi-
schof Emmerams an. Man darf dabei sogar der
Straße über den vergleichsweise bequemen Re-
schen-Scheideck die größere Wahrscheinlichkeit zu-
billigen, denn der Brenner-Übergang wäre von
Regensburg aus rascher über das mittlere Inntal
erreicht worden. Hochstiftisch-Regensburger Besitz
ist hier überdies seit karolingischer Zeit möglich.
Was davon 1300 und 1304 zwischen Landeck und
Finstermünz860 sichtbar wird, dürfte nach W. Stor-
nier aus königlicher Schenkung stammen und eine
frühe Präsenz der Regensburger Kirche an dieser
Fernverbindung aufzeigen.
Am FW 41 entstehen im 8. Jahrhundert die Klöster
Bwrm/Beuern (nach 748)861 und ScaritialScharnitz
855) Acht (Anm. 46) 70 nr. 89.
856) Stürmer (Anm. 38) 337.
857) Bitterauf (Anm. 30) 47 nr. 19; M. Menke, Sindolvesdorf-Sindelsdorf. Ein baierisches Gräberfeld des Oberlandes.
Ausgrabungsnotizen aus Bayern 1979, Nr. 2.
858) Bitterauf (Anm. 30) 179 nr. 186.
859) A. Wotschitzky, Die Laurentiuskapelle in Imst - eine neuentdeckte frühchristliche Kultstätte in Nordtirol. Österr.
Zeitschr. f. Kunst u. Denkmalpflege 15,1961, 97 ff.; R. Egger, Die altchristliche Kirche unter der Laurentiuskapelle
von Imst. Österr. Zeitschr. f. Kunst u. Denkmalpflege 17,1963,164f.
860) Stürmer (Anm. 38) 343 Anm. 200.
861) MG SS IX 214, Gründungsbrief; MG Leges I 224, zu 817.
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