IV. DIE NACHRÖMISCHEN FERNWEGE AUF DER MORÄNE DES INNTALGLETSCHERS
VON KLEINHELFENDORF/EGMATING BIS IN DEN RAUM PFUNZEN/ROSENHEIM
DER FERNWEG 11
Der Fernweg 11 hat zwei wesentliche Aufgaben. Er
verbindet den Fernwegeknoten beim Herzogshofe
HeZp/M«<tor/7Kleinhelfendorf mit dem nördlichsten
der drei Innübergänge im Raume Rosenheim, dem
beim ehemaligen Pons Aem/Pfaffenhofen (Karte 3;
34). Er ist damit ein Teilstück der südlichen Route
vom Herzogshofe und der Salzsiederei Hal/ad Sali-
nasl~R&A Reichenhall mit dem am herzoglichen Hofe
zu Fennga/Oberföhring gelegenen Hauptübergang
über die Isar nach Augustburg/OugistburglAugsburg
sowie über Kaufering145 nach Oberschwaben. Zum
anderen bindet er die Pfalz EipilingasrR&A Aibling,
eines der Zentren königlicher Macht, mit einer Ost-
West-Verbindung in das Netz der Fernwege ein. -
Der FW 11 verläuft auf würmeiszeitlichen Moränen-
rücken, den Terrassenschottern des Mangfall- und
des Inntales, auf Seetonen sowie in kurzen Ab-
schnitten über Niedermoor.
Verlauf des FW 11
(Karte 34; 37; Beil. 1)
Die Existenz des FW 11 ist archäologisch zunächst
aus der Weiternutzung der RS I von Kleinhelfendorf
bis zum Tal des Lauser Baches nachweisbar (Karte
34). Belege für den nachrömischen Verkehr auf
dieser Straße sind die auf und neben dem geschütte-
ten Straßenkörper entstandenen Fahrrinnen, welche
meist so ausgeprägt sind, daß dadurch der Damm
weitgehend oder gänzlich zerstört worden ist (Karte
5; 6). Der Vorgang dürfte durch Keramik datiert
werden, welche beim ehemaligen römischen Stra-
ßenturm etwa auf halber Strecke zwischen Kleinhel-
fendorf und Feldkirchen gefunden wurde (Karte 6)
und in das 7.-8. Jahrhundert gehört (Abb. 4,3).
Daß diese Zerstörungen nicht schon in römischer
Zeit erfolgt sind, belegen die oben erwähnten, voll-
ständig intakt gebliebenen Abschnitte der RS I an
der Isar.
Der Verlauf des FW 11 auf der Zwischenstrecke
beiderseits Feldkirchen hat zweifellos ebenfalls dem
der RS I entsprochen (Karte 28,1). Fahrspuren
können in dieser verkehrstechnisch bis heute weiter-
benutzten oder in der Feldflur liegenden Trasse
naturgemäß nicht festgestellt werden. Sie treten
aber wieder im Anstieg südlich Neuhaus auf. Hier
gibt es zudem außer der in der breiten Hangmulde
aufsteigenden RS I eine ergänzende Trasse, welche
erst im frühen Mittelalter angelegt worden sein dürf-
te. Es handelt sich um eine schräg in den Moränen-
hang eingebaute Rampe. Sie setzt etwa 100 m süd-
lich der RS I an, führt nach Norden und erreicht
diese dort, wo sie den steilsten Teil des Hanges
überwunden hat. Im unteren Teil ist die Rampe
neuzeitlich überformt, darüber tritt sie infolge von
Hangrutschungen partiell nur als Pfad in Erschei-
nung. Im Übergang zum mäßiger geböschten oberen
Hangbereich geht der Altweg bei allmählicher Wen-
dung nach Osten in einen Hohlweg über, dessen
Tiefe von 2,5 m die Intensität der einstigen Wege-
nutzung anzeigt. Reste eines zweiten Hohlweges
keilen etwas tiefer am abgerutschten Hang aus.
Beim Höhersteigen verflacht der Hohlweg allmäh-
lich zu vertieften Fahrspuren. Auf der Höhe redu-
zieren sie den nun faßbaren römischen Straßen-
damm auf einen Rest, verlaufen daneben und blei-
ben endlich am Waldrand die einzigen Anzeichen
früheren Verkehrs.
In der folgenden Feldflur von Bergham fehlen alle
Fahrspuren. Sie treten im östlich anschließenden
Wald sofort wieder auf und zwar an zwei etwa 450 m
auseinanderliegenden Stellen. Das ist einmal im Zu-
ge der RS I der Fall und zum anderen nördlich
davon in der Flur »Kirchgraben« (Karte 28,2). Die-
se zwei Trassen verstehe ich als Spiegel einer zeitli-
chen Abfolge, deren südlicher Ast im Zuge der RS I
verläuft und deshalb als der ältere gelten darf, der
FW 11a. Die nördliche Trasse, der FW 11b, läßt
sich mittels der Flurgliederung nach Westen verfol-
gen (Karte 28,2). Er muß sich danach bereits am
Waldrand vor dem Oberhansen Feld von der RS I
gelöst haben und trifft erst wieder an der Übergangs-
stelle über den Niedermoorstreifen östlich Heufeld
auf diese bzw. auf den FW 11 a (Karte 7).
Die Geländespuren des FW 11 a setzen 600 m östlich
von Bergham mit einer durch frühere feldwirtschaft-
liche Maßnahmen verbreiterten und verflachten
Mulde ein. Im mäßig abfallenden waldbestandenen
Gelände entwickeln sie sich bald zu kräftigen Fahr-
spuren. Zwischen Berghamer Leite und Mühlberg
schneiden sie die kurz vorher beginnenden Damm-
145) P. Fried, Landgericht Landsberg und Pfleggericht Rauhenlechsberg. HAB Altbayern 22/23 (1971) 20.
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VON KLEINHELFENDORF/EGMATING BIS IN DEN RAUM PFUNZEN/ROSENHEIM
DER FERNWEG 11
Der Fernweg 11 hat zwei wesentliche Aufgaben. Er
verbindet den Fernwegeknoten beim Herzogshofe
HeZp/M«<tor/7Kleinhelfendorf mit dem nördlichsten
der drei Innübergänge im Raume Rosenheim, dem
beim ehemaligen Pons Aem/Pfaffenhofen (Karte 3;
34). Er ist damit ein Teilstück der südlichen Route
vom Herzogshofe und der Salzsiederei Hal/ad Sali-
nasl~R&A Reichenhall mit dem am herzoglichen Hofe
zu Fennga/Oberföhring gelegenen Hauptübergang
über die Isar nach Augustburg/OugistburglAugsburg
sowie über Kaufering145 nach Oberschwaben. Zum
anderen bindet er die Pfalz EipilingasrR&A Aibling,
eines der Zentren königlicher Macht, mit einer Ost-
West-Verbindung in das Netz der Fernwege ein. -
Der FW 11 verläuft auf würmeiszeitlichen Moränen-
rücken, den Terrassenschottern des Mangfall- und
des Inntales, auf Seetonen sowie in kurzen Ab-
schnitten über Niedermoor.
Verlauf des FW 11
(Karte 34; 37; Beil. 1)
Die Existenz des FW 11 ist archäologisch zunächst
aus der Weiternutzung der RS I von Kleinhelfendorf
bis zum Tal des Lauser Baches nachweisbar (Karte
34). Belege für den nachrömischen Verkehr auf
dieser Straße sind die auf und neben dem geschütte-
ten Straßenkörper entstandenen Fahrrinnen, welche
meist so ausgeprägt sind, daß dadurch der Damm
weitgehend oder gänzlich zerstört worden ist (Karte
5; 6). Der Vorgang dürfte durch Keramik datiert
werden, welche beim ehemaligen römischen Stra-
ßenturm etwa auf halber Strecke zwischen Kleinhel-
fendorf und Feldkirchen gefunden wurde (Karte 6)
und in das 7.-8. Jahrhundert gehört (Abb. 4,3).
Daß diese Zerstörungen nicht schon in römischer
Zeit erfolgt sind, belegen die oben erwähnten, voll-
ständig intakt gebliebenen Abschnitte der RS I an
der Isar.
Der Verlauf des FW 11 auf der Zwischenstrecke
beiderseits Feldkirchen hat zweifellos ebenfalls dem
der RS I entsprochen (Karte 28,1). Fahrspuren
können in dieser verkehrstechnisch bis heute weiter-
benutzten oder in der Feldflur liegenden Trasse
naturgemäß nicht festgestellt werden. Sie treten
aber wieder im Anstieg südlich Neuhaus auf. Hier
gibt es zudem außer der in der breiten Hangmulde
aufsteigenden RS I eine ergänzende Trasse, welche
erst im frühen Mittelalter angelegt worden sein dürf-
te. Es handelt sich um eine schräg in den Moränen-
hang eingebaute Rampe. Sie setzt etwa 100 m süd-
lich der RS I an, führt nach Norden und erreicht
diese dort, wo sie den steilsten Teil des Hanges
überwunden hat. Im unteren Teil ist die Rampe
neuzeitlich überformt, darüber tritt sie infolge von
Hangrutschungen partiell nur als Pfad in Erschei-
nung. Im Übergang zum mäßiger geböschten oberen
Hangbereich geht der Altweg bei allmählicher Wen-
dung nach Osten in einen Hohlweg über, dessen
Tiefe von 2,5 m die Intensität der einstigen Wege-
nutzung anzeigt. Reste eines zweiten Hohlweges
keilen etwas tiefer am abgerutschten Hang aus.
Beim Höhersteigen verflacht der Hohlweg allmäh-
lich zu vertieften Fahrspuren. Auf der Höhe redu-
zieren sie den nun faßbaren römischen Straßen-
damm auf einen Rest, verlaufen daneben und blei-
ben endlich am Waldrand die einzigen Anzeichen
früheren Verkehrs.
In der folgenden Feldflur von Bergham fehlen alle
Fahrspuren. Sie treten im östlich anschließenden
Wald sofort wieder auf und zwar an zwei etwa 450 m
auseinanderliegenden Stellen. Das ist einmal im Zu-
ge der RS I der Fall und zum anderen nördlich
davon in der Flur »Kirchgraben« (Karte 28,2). Die-
se zwei Trassen verstehe ich als Spiegel einer zeitli-
chen Abfolge, deren südlicher Ast im Zuge der RS I
verläuft und deshalb als der ältere gelten darf, der
FW 11a. Die nördliche Trasse, der FW 11b, läßt
sich mittels der Flurgliederung nach Westen verfol-
gen (Karte 28,2). Er muß sich danach bereits am
Waldrand vor dem Oberhansen Feld von der RS I
gelöst haben und trifft erst wieder an der Übergangs-
stelle über den Niedermoorstreifen östlich Heufeld
auf diese bzw. auf den FW 11 a (Karte 7).
Die Geländespuren des FW 11 a setzen 600 m östlich
von Bergham mit einer durch frühere feldwirtschaft-
liche Maßnahmen verbreiterten und verflachten
Mulde ein. Im mäßig abfallenden waldbestandenen
Gelände entwickeln sie sich bald zu kräftigen Fahr-
spuren. Zwischen Berghamer Leite und Mühlberg
schneiden sie die kurz vorher beginnenden Damm-
145) P. Fried, Landgericht Landsberg und Pfleggericht Rauhenlechsberg. HAB Altbayern 22/23 (1971) 20.
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