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Schwarz, Klaus; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0238

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ERGEBNISSE
Zusammenfassend haben sich folgende Aussagen
ergeben:
1) Das dreifelderwirtschaftliche Fruchtfolgesystem
hat im spätmerowingerzeitlichen Ausbauland zwi-
schen Isar und Inn zwei Entwicklungsstufen durch-
laufen. Sie werden als Dreizelgenbrachwirtschaft A
und B bezeichnet.
2) Diese Wirtschaftsweise wird hier erstmals zum
Jahre 827 bezeugt und muß deshalb wenigstens am
Ende des vorangehenden 8. Jahrhunderts eingeführt
worden sein.
3) Im frühen Mittelalter wird die Dreizelgenbrach-
wirtschaft nur für Huben überliefert, welche Teile
grundherrschaftlichen Besitzes sind. Dies unterstellt
indes eine solche Ackerbewirtschaftung auch für die
Herrenhöfe und das Salland.
4) Eine andersartige, ungeregeltere Ackerbewirt-
schaftung muß ihr vorangegangen sein, weil die ge-
schlossenen Ackerareale der Höfe nicht dreiteilig
konzipiert gewesen sind.
5) Die Dreizelgenbrachwirtschaft und die ihr voran-
gehende Wirtschaftsweise erfolgen in einer aus-
schließlich aus Wölbäckern bestehenden Flur. De-
ren topographische Grundstruktur bleibt über alle
besitzmäßigen Veränderungen hinweg bis in die
Neuzeit erhalten (Karte 117; 118).
6) Die Dreizelgenbrachwirtschaft A wird innerhalb
der Dorfflur von Harthausen mit hoher Wahrschein-
lichkeit von den großen Höfen jeweils für sich inner-
halb ihrer Wölbäcker-Langfluren durchgeführt. Im
Weiler Odenpullach erfolgt sie von den drei Höfen
gemeinsam in deren Wölbäcker-Langfluren. Diese
Einheiten werden zu diesem Zweck aufgeteilt. Die
dabei entstehenden Felder, wohl die aratura und
plagis der Urkunden, sind bei den großen Höfen so
weitläufig gestaltet wie die größten Flurstücke der
entsprechenden Höfe in den späteren Großfeldern
mit der Gemenglage. Deshalb besteht an der Ver-

einbarkeit von Feldern dieser Größenordnung und
der Dreizelgenbrachwirtschaft kein Zweifel.
7) Für die Wölbäcker-Blöcke der großen Höfe gilt in
Odenpullach, daß sie während der Dreizelgenbrach-
wirtschaft A ungeteilt weiterbenutzt werden.
8) Das Ackerland der Huben kann nur am Beispiel
des Hofes 4 in Odenpullach angesprochen werden.
Drei Viertel davon gehören zur Wölbäcker-Langflur
und sind anscheinend in die gemeinsame Dreifelder-
brachwirtschaft des Weilers einbezogen. Andernorts
darf man eine Drittelung des Ackerlandes jeder
einzelnen Hube so für möglich halten, wie es für die
großen Höfe in Harthausen wahrscheinlich ist. Da-
für spricht, daß aratura und plagis nur ausnahmswei-
se genannt werden und die Übergabe von Huben
oder curtes fast stets mit einer Angabe der gesamten
Ackerfläche erfolgt.
9) Eine jüngere Stufe des dreifelderwirtschaftlichen
Fruchtfolgesystems im oberbayerischen Alpenvor-
land wird als Dreizelgenbrachwirtschaft B bezeich-
net. Sie erfolgt unter Flurzwang innerhalb der ge-
samten Ackerflur von Dörfern und Weilern (Karte
118,2; 128,3). Diese wird dazu in drei Großfelder
aufgeteilt (Karte 102), in denen jeder Hof einen
seiner Größe entsprechenden Besitzanteil in Ge-
menglage erhält.
10) Die Ackerflur eines Dorfes oder Weilers kann
schrumpfen, wie z. B. in Hohenbrunn (Karte
110,7), oder auch durch zusätzliche Rodung und
gleichzeitiges Auflassen alten Ackerlandes verscho-
ben werden wie in Odenpullach (Karte 124; 125;
126). Der die Ackerflur verändernde Vorgang wirkt
sich auf die Umverteilung des Besitzes aus, während
die aus Wölbäckern bestehende Grundstruktur des
Ackerlandes unverändert erhalten bleibt.
11) Der Übergang zur Dreizelgenbrachwirtschaft B
ist in Hohenbrunn vor der Mitte des 12. Jahrhun-
derts abgeschlossen. Der gründliche Eingriff in die
bestehende Ordnung des Ackerlandes kann bereits
im 11. Jahrhundert beginnen. Gegen eine noch frü-
here Entstehung sprechen bestimmte Anzeichen.

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