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Schwarz, Klaus; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0211

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Auf Karte 110,1—6 sind die Phasen dieser Entwick-
lung für den Nordosten der Hohenbrunner Acker-
flur einzeln dargestellt. Dabei zeigt sich, daß ständig
wenigstens ein verlängerter oder neu trassierter Weg
den Außenrand der Ackerflur erreicht und den Ein-
tritt in einen wahrscheinlich zunächst anschließen-
den Grünlandgürtel sowie den im Außenbereich
noch stehenden Wald ermöglicht.
Eine in dieser Weise fortschreitende Veränderung
der Ackerflur ist grundsätzlich praktikabel. Zu fra-
gen bleibt nur, in welcher Weise der Ausbau organi-
satorisch geschehen ist, inwieweit dabei bestehende
Hofareale vergrößert und ob neue Höfe gegründet
worden sind; mit anderen Worten, wie man sich die
Besitzstruktur dieser Ackerflur in der Frühzeit vor-
zustellen hat.
Abschließend sind noch zwei Befunde vorzulegen,
welche sich in diese schalenartige Ordnung der Feld-
flur von Hohenbrunn nicht einfügen. Das ist einmal
die Flur im äußersten Südwesten, welche durch die
erwähnte 870 m lange, als Wölbäcker-Randbeet ver-
standenen Grenzlinie (Karte 103; 109) davon ge-
schieden wird. Sie verläuft in flachem, gegen das
Dorf vorgewölbtem Bogen und wirkt dadurch wie
die äußerste Grenze eines Flurareals, welches sich
von Südwest nach Nordost, also gegen die Feldflur
von Hohenbrunn entwickelt hat. Eine Klärung der
Situation wäre vielleicht durch Vermessen der im
angrenzenden Wald erhaltenen Wölbäcker möglich,
wo es auch Anzeichen einer aufgelassenen Hofstelle
gibt. Das einschlägige Areal ist auf Karte 109 wegen
dieser Unsicherheit ausgespart geblieben. — Letzte-
res gilt auch für den Süden und Südosten, wo eine
inzwischen erfolgte Überbauung jegliche Beobach-
tung von Wölbäckern im ehemaligen Wald aus-
schließt.
Der zweite Befund, welcher nicht in die auf Karte
109 dargestellte Entwicklung der Hohenbrunner
Feldflur hineinzupassen schein, betrifft zwei lange
Wölbäcker-Fluren. Es sind, wie in Harthausen und
Putzbrunn deutlich werden wird, die wesentlichsten
Ackereinheiten zweier Höfe. Auch sie können An-
teil an dem in Phasen erfolgten Ausbau der Flur
gehabt haben, etwa so, wie das auf Karte 109 gezeigt
wird. Die Umrisse der beiden — im folgenden als
Wölbäcker-Langflur bezeichneten Einheiten — wer-
den jedoch besser ohne Differenzierung sichtbar
(Karte 116,1.2).
Eine dieser beiden Wölbäcker-Langfluren zieht von
der Mitte des Dorfes nach Westen; ursprünglich ist
sie 950 m lang und wird möglicherweise in der drit-
ten Ausbauphase verlängert; ihre Breite beträgt zu-

nächst 110 m und später 180 m. Im Norden dürfte
diese Wölbäcker-Langflur, wie oben begründet (vgl.
S. 206), an den nach Haching führenden Weg ge-
grenzt haben. Im Südosten kann ihr ein wenigstens
bis zum nächsten Feldweg reichender Wölbäcker-
Block zugeordnet werden. Er kann sich weiter nach
Süden fortgesetzt haben oder in der ersten Ausbau-
phase nach Westen vergrößert worden sein (vgl.
Karte 109 mit 116,1). — Eine zweite Wölbäcker-
Langflur ist vom Südostende des Dorfes nach Osten
entstanden. Sie wird in der ersten Ausbauphase
vergrößert worden sein und hat eine Länge von
900 m sowie eine Breite von etwa 250 m (Karte
116,2).
Diese zwei Wölbäcker-Langfluren entstehen im An-
satz als Teile der ursprünglichen Kernflur von Ho-
henbrunn; bereits in der ersten Ausbauphase errei-
chen sie ihre größte Länge.
HARTHAUSEN - FOSSILE WÖLBÄCKER-
EINHEITEN ZWEIER AUSSENHÖFE UND
DIE STRUKTUR DER ÄLTESTEN WÖLB-
ÄCKER-FLUR DES DORFES
Im Gegensatz zu Hohenbrunn hat das jenseits eines
3 km breiten Waldgürtels im Osten gelegene Hart-
hausen (Karte 18) bisher in der Literatur über Wölb-
äcker keine Aufmerksamkeit gefunden. Der Grund
dafür ist wohl in erster Linie darin zu sehen, daß die
Wölbäcker die innerhalb des mittelalterlich-neuzeit-
lichen Zelgenzaunes befindliche Ackerflur des Ortes
nur in zwei Randbereichen im Nordwesten und
Osten überschreiten (Karte 114), und sie nicht so
auffällig umgeben wie in Hohenbrunn. Das man-
gelnde forschungsgeschichtliche Interesse mag z. T.
auch durch die ausgedehnte Erstreckung von Wölb-
äckern innerhalb des Zelgenzaunes bewirkt worden
sein, wo sie im Wald nördlich des Dorfes einen
neuzeitlichen Eindruck erwecken (Karte 115,4).
Unsere Aufmerksamkeit gilt zunächst der großen
Wölbäcker-Einheit im östlichen Herrn-Holz (Karte
111; 113). Sie lehnt sich an die Ostseite des FW 31 an
und besitzt keine unmittelbare Verbindung zur ehe-
maligen Feldflur von Harthausen im Westen, dem
Haradhusun, welches zusammen mit Prunnun/Ho-
henbrunn in der Schenkung des Priesters Starcholf
und des Diakons Hatto vom 8. Januar 814 erstmals
erwähnt wird (s. Anm. 874). Der jüngere FW 33
durchschneidet einen Teil der Wölbäcker-Flur im
Südwesten.
Die Wölbäcker nehmen eine geschlossene Fläche
von etwa trapezförmiger Grundform ein, deren mitt-
lere Breiten- und Tiefenerstreckung bei 500 und

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