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Schwarz, Klaus; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0084

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rzc/w/Straßkirchen (924)211 und von Strazz/Straß
(1257; Karte 44,1; 50)212. Der auf die Straße abhe-
bende Zusatz tritt demzufolge vor 924, also früh auf,
und andererseits erst nach 1326, also spät. Als Remi-
niszenz auf eine alte römische, zeitgenössisch nicht
mehr benutzte Trasse wird man das kaum verstehen
dürfen, sondern als Bezug auf einen unterhaltenen
Verkehrsweg. Eine durchgehende Nutzung kommt
andererseits nur in früher Zeit in Frage, denn die
über die alte RS I verlaufenden Feldfluren des 1150
genannten Muldorf/Mühldorf2'3 und des seit 1326
bekannten Dwigpuc/t/Dingbuch214 (Karte 44; 45)
dürften wenigstens seit der Jahrtausend wende beste-
hen. Das bedingt ein vorheriges Erlöschen des
Durchgangsverkehrs auf der Trasse.
Bei der Urteilsbildung über einen frühmittelalterli-
chen Verkehr auf und längs der Trasse der ehemali-
gen RS I verdient zum anderen das vollständige
Fehlen jeglicher Fahrspuren in dem von Mühldorf
nach Osten führenden Abschnitt (Karte 46,1) be-
sondere Aufmerksamkeit. Der aus dem Ortsnamen
Straßkirchen erschließbare Fernverkehr muß dem-
zufolge die RS I verlassen haben. Dafür gibt es
wegen des von Dingbuch bis vor Leonhardspfunzen
reichenden 9 km langen Seen- und Moos-Streifens
eine einzige Möglichkeit in nordöstlicher Richtung
nach Hadaluinga/Halüng (928)215 und von dort an die
Alz im Raume Altenmarkt (Karte 51). Dieser in den
Plankarten der vorliegenden Arbeit mit der Kennzif-
fer FW 121 versehene Fernweg scheidet damit aus
unseren Überlegungen zu den Verbindungen von
Pfunzen nach Reichenhall aus.
DER FERNWEG 21
Aus dem Bereich des östlichen Brückenkopfes bei
Mühlthal steigt noch ein zweiter Weg auf die Morä-
ne (Karte 43). Seine Fortsetzung wird als FW 21
verstanden. Er begleitet die Seen- und Moorniede-
rung zunächst im Nordwesten, überschreitet sie zwi-
schen Rins- und Siferlinger See und erreicht vor
Edenstraß südöstlich Halfing die RS I (Karte 51;
60,1). Diese wird nun bis Seebruck und wahrschein-

lich weiter bis vor Traunstein benutzt, von wo es
weiter nach Reichenhall geht.
Verlauf des FW 21
(Karte 60; Beil. 1)
Im Gelände ist der FW 21 anfangs durch eine von
Süd nach Nord von der Terrasse auf die Moräne
steigende Rampe bezeugt, welche etwa 250 m süd-
lich des zur RS I gehörigen Rampenfußes ansetzt
(Karte 43). Talwärts wendet sich der Altweg von
hier nach Nordwesten zur Mühle zu Zeissering
(1326)216, dem MwZtazZ/Mühltal von 1377217, wo im
Jahre 1969 die der ehemaligen Inn-Brücke zugespro-
chenen großen Tuffblöcke ausgebaggert worden
sind (Karte 43)218. Von dort aus wäre die Brücke
ohne Schwierigkeiten erreichbar gewesen. Ihr Fort-
bestand ist jedoch mehr als zweifelhaft. Jedenfalls
darf man für die späte Nutzungszeit des FW 21 nur
mit einer Fähre rechnen, denn allein bei einem
Fehlen der Brücke wird die noch im frühen Mittelal-
ter erfolgte Verlegung des Inn-Überganges an eine
1250 m stromauf gelegene Stelle bei Pfunzen erklär-
bar. Dieser Vorgang bliebe bei der Existenz einer
betriebsfähigen Brücke bei Pfaffenhofen-Mühlthal
unverständlich.
Der im Moränenhang aufsteigende Fernweg verläuft
in der unteren Höhe auf zweibahniger Stufe. Da-
nach geht diese in einen Hohlweg über. Vor dem
Erreichen der Hochfläche passiert der FW 21 einen
kleinen befestigten Ansitz (Karte 43; 49; 91,1), der
ihn bis zu 7 m überragt. Von diesem Platz liegen
bisher keine datierende Funde vor, doch wird die
Burgstelle durch ihre topographische Erscheinung
entstehungsgeschichtlich in nachrömische Zeit, spe-
ziell in das frühe Mittelalter, gestellt. Sie gilt als
eines der Kriterien für die Exstenz und den Verlauf
des FW 21.
Das obere Ende des inzwischen nach Osten umgebo-
genen Hohlweges klingt auf der Hochfläche allmäh-
lich aus. Seine Fortsetzung hat in der Ackerbauland-
schaft keine obertägigen Spuren hinterlassen. Sie
verläuft flurkonkordant (Karte 43) und erreicht
Ho//Vet/Hofstätt (Karte 43; 49; 50; Taf. 13,l)219.

211) Hauthaler (Anm. 24) 107 nr. 44 a.
212) Mon. Boica II 403.
213) Meixner (Anm. 207) 21.
214) Klebel (Anm. 208) 56.
215) Hauthaler (Anm. 24) 74 nr. 7.
216) Klebel (Anm. 208) 58 u. Anm. 4 zu S. 57.
217) Meixner (Anm. 207) 36.
218) Czysz (Anm. 108) 101.
219) Klebel (Anm. 208) 54.

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