Denn obwohl die Zeichnungen dieses Schülers von Lebrun
nichts weniger als stilgetreu sind, so lernen wir doch aus
ihnen allein genauer den Zustand der Parthenonskulpturen vor
dem Bombardement von 16S7 kennen und sind lediglich
durch sie in den Stand gesetzt, das Ganze zu rekonstruiren;
und eben so erfreulich ist seine Treue und Zuverlässigkeit in
der Zeichnung der „mehr als 200 Figuren" dieser Skulpturen,
wenn schon bei der Raschheit der Arbeit und dem unettn-
stigen Standpunkt des Zeichners einzelne Fehler nicht aus-
bleiben konnten').
Carrey beschränkte sich indessen keineswegs aut den Par-
thenon-). Erhalten sind von den Vuen nur zwei von der Oststadt,
eine allgemeinere von den Ufern des Iiissos, vorn das Qlym-.
pieion, im Hintergrund der Hymettos, und eine speciellere,
das Olympieion mit nächster Umgebung: ferner besitzen wir von
ihm eine Zeichnung des Thürmes der Winde, der Reste der
sog. Hadrians-Stoa, sowie des merkwürdigen, erst neuerdings
von Bötticher vollgewürdigten Kalenderreliefs an der Kapelle
der Panagia Gorgopiko3). Inwiefern auch diese Zeichnun-
gen für uns noch Werth haben, bedarf noch einer speciellen
Untersuchung4).
Sehr wenig ergiebig haben sich dagegen bis jetzt erwie-
sen die Zeichnungen, die auf Cyriacus von Ancona zurück-
gehen und also entstanden sind zu einer Zeit, wo die Alter-
thümer Athens noch nicht betroffen waren von den zahl-
reichen Unglücksfällen der letzten vier Jahrhunderte. Frei-
lich ist uns von diesen Zeichnungen bisher nur relativ wenig
bekannt und alles nur aus zweiter Hand. Cyriacus hatte selbst
nuf seinen auch über ganz Griechenland ausgedehnten Reisen
von allen ihm besonders merkwürdig erscheinenden Monumen-
ten und Bauten Zeichnungen und Skizzen in seine Tagebücher
aufgenommen5). In den Kopien dieser Tagebücher sind zwar
1) S. die eingehende"Besprechung von Michaelis, Parthenon S. 102 f.
2) S. Nointel bei Laborde I S. 125.
8) Das ist die alte Metropolisldrche (Katholikon) s. Mommsen,
Athen. Christ. S. 113.
4) Ich habe weder die Pariser Originale, noch die Londoner Ko-
pien gesehen: Leake's Referat ist zu allgemein gehalten.
5) Ueber den Werth, den die Originalzeichnungen von Cyriacus
besessen haben, ist es schwer, jetzt ein Urtheil zu gewinnen: die San
nichts weniger als stilgetreu sind, so lernen wir doch aus
ihnen allein genauer den Zustand der Parthenonskulpturen vor
dem Bombardement von 16S7 kennen und sind lediglich
durch sie in den Stand gesetzt, das Ganze zu rekonstruiren;
und eben so erfreulich ist seine Treue und Zuverlässigkeit in
der Zeichnung der „mehr als 200 Figuren" dieser Skulpturen,
wenn schon bei der Raschheit der Arbeit und dem unettn-
stigen Standpunkt des Zeichners einzelne Fehler nicht aus-
bleiben konnten').
Carrey beschränkte sich indessen keineswegs aut den Par-
thenon-). Erhalten sind von den Vuen nur zwei von der Oststadt,
eine allgemeinere von den Ufern des Iiissos, vorn das Qlym-.
pieion, im Hintergrund der Hymettos, und eine speciellere,
das Olympieion mit nächster Umgebung: ferner besitzen wir von
ihm eine Zeichnung des Thürmes der Winde, der Reste der
sog. Hadrians-Stoa, sowie des merkwürdigen, erst neuerdings
von Bötticher vollgewürdigten Kalenderreliefs an der Kapelle
der Panagia Gorgopiko3). Inwiefern auch diese Zeichnun-
gen für uns noch Werth haben, bedarf noch einer speciellen
Untersuchung4).
Sehr wenig ergiebig haben sich dagegen bis jetzt erwie-
sen die Zeichnungen, die auf Cyriacus von Ancona zurück-
gehen und also entstanden sind zu einer Zeit, wo die Alter-
thümer Athens noch nicht betroffen waren von den zahl-
reichen Unglücksfällen der letzten vier Jahrhunderte. Frei-
lich ist uns von diesen Zeichnungen bisher nur relativ wenig
bekannt und alles nur aus zweiter Hand. Cyriacus hatte selbst
nuf seinen auch über ganz Griechenland ausgedehnten Reisen
von allen ihm besonders merkwürdig erscheinenden Monumen-
ten und Bauten Zeichnungen und Skizzen in seine Tagebücher
aufgenommen5). In den Kopien dieser Tagebücher sind zwar
1) S. die eingehende"Besprechung von Michaelis, Parthenon S. 102 f.
2) S. Nointel bei Laborde I S. 125.
8) Das ist die alte Metropolisldrche (Katholikon) s. Mommsen,
Athen. Christ. S. 113.
4) Ich habe weder die Pariser Originale, noch die Londoner Ko-
pien gesehen: Leake's Referat ist zu allgemein gehalten.
5) Ueber den Werth, den die Originalzeichnungen von Cyriacus
besessen haben, ist es schwer, jetzt ein Urtheil zu gewinnen: die San