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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0143

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— 131 —

scheint mir ein Hauptpunkt der ganzen Beschreibung des
Pausanias, die von mir selbst früher als unerklärlich bezeieh-
nete Exkursion nach dem llissos; bisher noch nicht richtig
behandelt zu sein.

Es kommt mir vor allem darauf an, die Uöberzeugung
zu erwecken und zu begründen, dass Pausanias in seiner
Beschreibung einen einfachen und leidlich rationellen Plan
verfolgt, dass diese in ihren einzelnen Theilen wohl unter ein-
ander zusammenhängt und die vielfachen Klagen über Mangel
an übersichtlicher Disposition, über willkürliches Hin- und
Herspringen keineswegs verdient. Nach der von Pausanias
sonst befolgten Gewohnheit, sind wir, wie S. 40 bemerkt wurde,
berechtigt, auch hier genaue topographische Reihenfolge zu
erwarten: denn so wenig immer wir mit der von ihm ge-
troffenen Auswahl der Sehenswürdigkeiten zufrieden sein
können, so sehr wir bedauern, dass er selbst bedeutende Stif-
tungen gänzlich mit Stillschweigen übergangen hat, so liegt
doch an sich kein Grund vor, in dem, was er nun als Aus-
wahl bietet, eine durch einander geworfene Masse zu sehen,
Wo „der natürliche Faden der Periegese zerrissen ist".

Anders stünde es freilich , wenn Curtius mit seiner neu-
sten Annahme Recht hätte1). Er sucht nämlich die gelegent-
lichen Erwähnungen sachlich zusammengehöriger Gruppen
von Anlagen, die sich wiederholt in Pausanias' Stadtbeschrei-
bung finden, so zu erklären, dass es für die betreffenden Par-
tien, für die Bauten Hadrian's, für die mystischen Heilig-
thümer, für sämmtliche Gerichtsstätten je besonders kundige
und eigens für dieselben angestellte Führer gegeben habe,
die also auch Pausanias herumgeführt hätten; und dieser ganz
von ihnen abhängige Scribent habe nun auch in seinem Werk
dieselbe Ordnung beibehalten. Dieser Annahme scheint mir
indessen Vieles entgegenzustehen. Zwar könnte man an sich
ja recht wohl denken, dass besondere eingeweihte Führer da-
gewesen seien für die mystischen Heiligthünier und besondere
rechtskundige für die Gerichtshöfe: schwerer schon ist er-
sichtlich, warum Hadrian's Bauten besondere Periegeten ge-

1) Gegen diese Annahme erklärte icli mich sofort im N. Rhein.
Mus. XXIV S. 36 f. und gleichzeitig widersprach Schubart in Fleck-
eisen's Jahrb. f. Piniol. 1868 S. 825 1.
 
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