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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0291

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— 279 —

des Hesychios1). Und andererseits wissen wir ja, class in
Athen Kitharödenwettkämpfe erst durch Perikles — also erst
lange nach dem Bau des Theaters — selbst für das wich-
tigste Fest der Athene, die Panathenäen, eingeführt-wurden
(vgl. z. B. Mommsen, Hcortohgie S. 138 f.); ehenso wie be-
kanntlich erst durch die Tyrannen der Kult des Dionysos
auch in der Hauptstadt emporblühte und noch dazu für die
dithyrambischen Chöre überhaupt nicht bezeugt ist, dass sie
in den Odeien älterer Zeit aufgetreten: vielmehr für Athen
auf das bestimmteste von einer anderen Lokalität berichtet
wird, die von ihnen benutzt wurde, bevor das Dionysos-
theater gebaut war2). So kann man also — wenigstens für
Athen — die Annahme als gesichert betrachten, dass das
Odeion ursprünglich in innigster Beziehung zu dem apollini-
schen Kult stand.

Ferner ist zu erwägen die hier, wie immer für ähn-
liche Bestimmungen, einfach aus der Wirklichkeit abstrahirte
Regel des Vitruvius, dass man die Tempel des Apollon und
Bakchos bei den Theatern anlegen solle3): d. h. es fanden
sich in der Wirklichkeit zumeist die Theater (unter welchem
Worte auch die Odeien mit inbegriffen sind) in der Nähe der
Apollon oder der Dionysostempel. Nun sind die Theater im
engeren Sinne vielfach, wie bekannt, in der Nähe der Dionysos-
heiligthümer zu finden, wie z. B. eben in Athen das Aiovu-
ciaxöv Oe'aTpov. Aber für zwei von den drei Gesangsgebäuden
älterer Zeit, die wir überhaupt fixiren können, ist es ebenso nach-
zuweisen oder wahrscheinlich, dass sie in derNähe der Apollon-
tempel lagen; so stand selbst die Skias, die in ältester Zeit ja
auch zu Odeionzwecken verwendet wurde und zwar gerade für
lyrische Agonen, wie die dort aufgehängte Lyra des Milesiers
Timotheos (Paus. 1 12, 10) beweist, nicht bloss in unver-
kennbarer Beziehung zu der Karneienfeier des spartanischen
Apollon, sondern nach Pausanias' Beschreibung auch in ört-
licher Nähe des Karneion, des Mittelpunktes des Apollon-

1) Hesych. u. d. W. ihbeTov, s. S. 276 Anm. 1.

2) S. die Zusammenstellungen von Wieseler in Eneyklop. a. a. 0.
S. 174, mit dessen Kombinationen ich freilich nicht durchaus überein-
stimme, ohne hier das Einzelne erörtern zu dürfen.

3) Vitruv. I 7, 1 Apollini Patriquc Libero sccundum thcatruin.
 
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