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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0623

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BESPRECHUNGEN. (jig

und leicht ist es auch ausgestattet, und die Füllhörner auf der Einbanddecke dürfen
mit ihrer heiteren Symbolik den Reichtum des Inhalts mit Fug ankündigen.
Berlin-Wilmersdorf.

___________ Erich Everth.

Fritz Volbach, Die deutsche Musik im 19. Jahrhundert. Sammlung
Kösel, Kempten und München.
Dieses kleine Buch versucht auf seinen 190 Seiten Kleinoktav eine Übersicht
zu geben über die Strömungen, die im 19. Jahrhundert die Richtung der deutschen
Musik bestimmt haben, über die Hauptwerke und die wichtigsten Meister. Alles
in allem genommen stehe ich nicht an, diesen Versuch als durchaus gelungen zu
bezeichnen. Einige Abschnitte finde ich sogar ungewöhnlich gut, wie z. B. das
Eingangskapitel »Beethoven«, das in Kürze die eigentümliche Stellung Beethovens
klar darlegt: gliedert er sich einerseits den Wiener Meistern eng an, so gibt er
anderseits der Musik eine entscheidende Wendung, die für das ganze 19. Jahr-
hundert von den wichtigsten Folgen ist. Glücklich finde ich auch die Kennzeich-
nung des romantischen Stils zum Unterschied vom klassischen: die klassische Kunst
will »ihr Ideal auf dem direkten Wege künstlerischer Erkenntnis« lösen, »ohne ab-
zuschweifen, ohne Aufenthalt steigt sie unentwegt in gerader Linie empor zur
Höhe«. In der romantischen Kunst dagegen liebt der Künstler, vom geraden Wege
abzuschweifen, wo es ihn gerade lockt: »Der Weg zur Höhe selbst soll Genuß
bieten.« Solcher anschaulichen und treffenden Wendungen enthält das Buch eine
ganze Reihe fast in jedem Kapitel. In einzelnen freilich fordert manche Äußerung
zum Widerspruch heraus. Die geschichtlichen Begründungen (bei Erörterung der
Beethovenschen Sonatenform, Rückblick auf die Entwicklung der Oper u. a.) sind
kaum haltbar vom heutigen Standpunkt der Forschung aus. In die Verdammung der
Operette möchte ich nicht miteinstimmen (S. 57); sie ist ein zwar niedriges Genre,
das aber wohl auch seine Berechtigung hat, am allerwenigsten richtet man mit
moralischer Entrüstung dagegen etwas aus; einem Meister wie Offenbach wird die
Geschichte doch wohl oder übel seinen bescheidenen, aber nicht unansehnlichen
Platz anweisen müssen. Reichlich hoch dagegen schätzt Volbach die Gegenwart
ein, er nennt das Bild, das die Produktion unserer Zeit bietet: »ein hocherfreuliches«
(S. 190). Dazu kann man nur gelangen, wenn man mit Volbach die Jungdeutschen,
speziell die Münchener Schule sehr hoch bewertet, wenn man für Pfitzner so warm
eintritt wie er, wenn man überzeugt ist, daß Reger »auf allen Gebieten zu Hause
ist und auf allen das Höchste leistet« (S- 168), wenn man an Weingartners Kompo-
sitionen Gefallen findet usw. Das sind nun allerdings Sachen des persönlichen
Geschmacks, über den als etwas rein Subjektives ein Streit zwecklos ist. Abge-
sehen davon jedoch bietet Volbach so viel sachlich gut Begründetes, klar und an-
schaulich Dargestelltes, daß sein Buch wohl empfohlen werden kann. Es wendet
sich gleichermaßen an den musikalisch interessierten Laien wie an den Musiker.

Berlin.

____________ Hugo Leichtentritt.

Hugo Riemann, Musiklexikon. Siebente, vollständig umgearbeitete Auflage.
Buchstabe L bis Z. Leipzig, Max Hesses Verlag, 1909.
Das bekannte Nachschlagewerk, das erste und einzige seiner Art, liegt nunmehr
vollständig in neuer siebenter Auflage vor. — Diejenigen Artikel aus ihm, die sich
mit dem Gedankenkreise dieser Zeitschrift berühren, haben gegenüber ihrer Dar-
stellung in der sechsten Auflage keine oder nur nebensächliche Änderungen er-
 
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