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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0079
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BESPRECHUNGEN.

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und Wertpolarisation. — Die »Werte« sondern sich in die drei Grundtypen:
Selbstwerte, Strahlwerte und Dien st werte. »Absolutheit« kommt nur den Selbst-
werten zu, nicht dagegen den Strahl- und Dienstwerten. Die Gliederung der Wert-
philosophie nach kulturellen Wertklassen wird abgelehnt, weil das als anthropo-
morphe Fesselung empfunden wird; dafür wird nach anderen Wertkategorien
gesucht, die in einer höheren Dimensionalität wurzeln.

Es ist bezeichnend, daß der personalistische Philosoph im »Selbstwert« die
letzte Wertkategorie sieht, die zugleich die Frage nach dem wahren Sein einschließt.
Der »hierarchische Monismus«, den man schon aus Sterns Weltlehre kennt, gibt
die Synthese her, in der sich der Ichpluralismus und der Wertmonismus aufheben.
»Nur Personen haben Selbstwert«, »Alle Personen haben Selbstwert« ist der Wert-
glaube des kritischen Personalismus, wobei die Person als »Selbstbestimmungsganz-
heit« gefaßt wird.

Freilich diese Selbstbestimmung wird nur in »Konvergenz« zur Welt mög-
lich. Dieser Begriff ist besonders im zweiten Bande des Gesamtwerks begründet.
Hier handelt es sich nur um die Bedeutung der Konvergenz für die Wertproblematik.
Konvergenz ist nötig, um die reale Person zur ideellen Persönlichkeit zu vollenden.
Für die in Konvergenz lebende Person ist die Welt Sache, erst in der »Intro-
zeption« wird die Welt zu einem Kosmos von Selbstwerten. Die Introzeption ist
eine positive Beziehung zwischen Wertzentrum und Wertkosmos. Das Rangprinzip
für die Selbstwerte ist die »Selbstwertfülle« und durch fortgesetzte »Introzep-
tion« bereichert sich die Person an Selbstwertfülle, wird sie gottähnlicher. Darum
läuft die ganze Sternsche Wertphilosophie auf den kategorischen Imperativ »Intro-
zipiere« hinaus. Der Kosmos der endlichen Selbstwerte aber stellt sich als eine
Hierarchie dar, die in einem personalen Pantheismus gipfelt.

Der zweite Hauptteil des Buches behandelt die abgeleiteten Werte, d.h.
die St rahlwerte und später die Dienstwerte. Die Aufzeigung dieser Strahlwerte
ist eine der bedeutendsten Leistungen dieses Buches. Sie stehen zwischen den
Selbstwerten und den Sachwerten. Die Definition ist nicht einfach: »jegliche Person
jeglicher Selbstwertstufe ist — als Ganzheit — unitas multiplex; und so muß auch
ihre Multiplizität an ihrem Selbstwert beteiligt sein. Die Fülle dessen, was zu ihr
gehört als Bestandteil ihrer (unmittelbaren) Lebendigkeit oder ihres (mittelbaren)
Lebensbereiches, ist Mitträger jenes Selbstwertes; jedes einzelne Glied dieser Fülle
ist, sofern es überhaupt relativ herausgesondert werden kann, ein Teilstrahl des
Selbstwertes. Die Wertbedeutung, die einem solchen Teilstrahl zukommt, heißt
;>Strahlwert« (S. 120). In der Durchführung dieses Begriffes bekommt die zunächst
etwas abstrakte Darlegung Sterns lebendige Fülle. Als Strahlwerte erscheinen zunächst
die »Ausdruckswerte«, wobei sowohl die individual-menschlichen, wie die Aus-
druckswerte von Volk und Menschheit, ja der Naturgebilde und des Kosmos behandelt
werden. Der »Äußerung« steht die »Innerung« gegenüber. Durch »Innerung«
strebt die Person nach ihrer eignen, tiefsten Selbstheit, sie befreit aber auch zu-
gleich das Draußen, das in dies Leben eingegangen war, von den Verzerrungen,
die es in der Konvergenz erfahren hatte. Hieraus ergeben sich die beiden Strahl-
wertsphären des subjektiven und des objektiven Geisteslebens. Unter
den Subjektivationswerten kommen vor allem die Strahlwerte von Lust und Unlust
in Betracht, die den Selbstwert des kämpfenden Ich repräsentieren. Die Werte der
Objektivation dagegen sind die geistigen Werte: die Wahrheit, die Ideen, Intuitionen
und die Ideale.

Des weiteren werden die Erhaltungs- und Entfaltungswerte untersucht
und ein besonders bedeutsames Kapitel wird den »Werten der Geschichte«
 
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