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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 21.1927

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Schultz, Julius: Psychologie des Wortspiels
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https://doi.org/10.11588/diglit.14169#0047

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PSYCHOLOGIE DES WORTSPIELS.

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aber bevorzugt er die handfesten, die Eulenspiegeleien; dabei brüllt
er vor lachender Lebenslust — während der infantile Typ kichernd
sich schüttelt. Viel vornehmer ist der »künstlerische« Typ der Wort-
komik; er genügt sich im Genüsse seiner eigenen Gewandtheit; indem
er kühne Wortbildungen unternimmt, Wörter graziös spaltet und so
ihre Doppelsinnigkeit enthüllt, witzige Reime schmiedet. Bei seinen Pro-
dukten staunt oder lächelt man, man lacht nicht laut. — Neckisches
Mißverständnis, zweideutig-schneidige Replik, zierliche Kontrastierung
feindlicher Fügungen: das ist das Element des vierten, des behag-
lich feixenden, höfisch-schelmischen Typs kalauerischer Baukunst: der
»spielerische« mag er uns heißen. Der fünfte, der höhnisch oder
zynisch lächelnde, benutzt Homonymien, Assonanzen, geschickte Wort-
bildungen nur als Mittel, um Gegner zu verwunden oder keuscher
Zucht ein Schnippchen zu schlagen; an ihn denken die Ästhetiker
mit Vorliebe, wenn sie über den Witz theoretisieren; insbesondere
sind auf ihn die jetzt modischen Theorien Bergsons und Freuds
zugeschnitten. Mag er uns denn als der »witzige« im besondersten
Sinne gelten. Bleibt der sechste Typ, den ich, abermals im besonder-
sten Sinne, den »geistreichen« nennen will: er verwendet Asso-
nanzen, kühne Wortbildungen, grelle Kontraste von Wörtern und Wort-
folgen, um seine ernsthaften Gedanken zu schmücken — und zu
' stählen.
 
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