Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

DOI Heft:
Heft 1- 3
DOI Artikel:
Witte, Fritz: P. Heckers Fresken in St. Alban, Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr

Bildgestaltung ein übersinnliches Sem zur Darstellung bringen. Hecker ist einer
von den glücklichen Künstlern, welche die durch nichts zu erschütternde Ge-
wißheit haben, daß die in der menschlichen Vorstellung existierende übersee-
lische Welt auch wirklich da ist, die also das haben, was man Glauben nennt,
oder, um hier Nietzsche einmal auch zu zitieren, die den Glauben an den Glauben
haben. Hecker ist auch verständig und sozial genug in seinen für die Öffentlich-
keit geschaffenen Arbeiten, um einzusehen, daß dem religiösen Menschen geistige
Vorstellungen allein nicht genügen, daß er auch mehr oder weniger Wirklichkeit
haben will. Darum greift er zur Wirklichkeit und gestaltet aus ihr seine Typen,
die unvergänglich und keineswegs gebunden sind an das, was wir tagtäglich um

uns sehen. Heckers Glauben ist nicht nur ein
Fürwahrhalten schlechthin, er wird bei ihm
— wäre es überall so! — eine Verfassung, ein
Dauerzustand seiner Seele. Reden wir uns
doch nichts vor: Wo dieser Zustand fehlt,
fehlt die Grundlage religiöser Kunst, bleibt
alles Schein und nur auf Sekunden wirksam.
Heckers Kreuzträger spricht das aus, was in
den Seelen von tausend Menschen als Idee
lebt, die auszudrücken aber neunhundert-
neunundneunzig die Worte fehlen. Die breit
zeichnende Freskotechnik kommt der Größe
großer religiöser Ideen in jeder Weise ent-
gegen, sie verbietet das Sichverlieren ins
Kleinliche, Erzählende; sie verbietet ein lang-
atmiges Nacheinander und Nebeneinander, sie
fordert Präzision der Ausdrucksform, knappe
lapidare Sprache. Wo das Thema das Monu-
mentale verläßt, gibt diese Technik, richtig
verstanden, auch dem scheinbar kleinen Ge-
genstand ein gewisses Gewicht, nicht durch
das rein Technische selbst, sondern dadurch,
daß eben diese Technik stärkste Konzentration
der Bildgedanken herausfordert. Das wird
uns klar bei der Gegenüberstellung des dra-
matischen Kreuzträgers und des mehr lyrischen Antonius in der Leibung eines
Gurtbogens, auch des zarten Engels, der in goldener Schale die Gebete zu
Gott emporträgt.

Flächenkunst ist die Freskomalerei von Haus aus. Heckers Christus liegt
auf der Fläche, nicht in ihr, er kommt aus ihr heraus, geht aber nirgends in sie
zurück. Und dennoch vermittelt der Künstler uns die wirkungsvolle, Illusion
bewirkende dritte Dimension, die eigentliche Raumwirkung, indem er in ganz
verständigen Anklängen an kubistische Lebendigmachung der Räume diese selbst
in die Darstellung der Idee einbezieht: Die Architekturen des Hintergrundes,
unter denen visionär auch Teile des Domes erscheinen, sind Trabanten des
großen Wirkungszentrums, der Heilandsfigur. — Ich will hier nicht den Inter-
preten für die Wirkung des Bildes auf die religiöse Seite des Beschauers machen:

Abb. 2. Der hl. Antonius

Fresko von Peter Hedter in St. Alban, Köln.
 
Annotationen