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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 4-5
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Heimann, Friedrich Carl: Verschwundene Ehrungen für Bischof Wicbold von Kulm im Altenberger Dom, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0078

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Nr. 4/5__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.____________57

Das Gotteshaus, so wie es heute vor uns steht, zeigt nach seinen letzten
umfassenden Wiederherstellungs- und Sicherungsarbeiten an Dächern, Turm,
Gewölben, Strebewerk und seinem Innern im ganzen dasjenige, was die
mittelalterlichen Meister Walter und Reinold gewollt, jener in der reich
gestalteten, 1287 geweihten Anlage des Chores und Querschiffes, dieser
in dem Langhause mit dem großen Westfenster, deren Vollendung im
wesentlichen den hochherzigen Zuwendungen des Bischofs Wicbold von
Kulm zu danken ist, der im Kloster Altenberg den Rest seines bewegten
Lebens verbrachte.

Wicbold Dobilstein, ein Sohn Dithmar Dobilsteins und seiner
Frau Margarete, erblickte am St.-Polykarpus-Tage, 26. März 1312, in Köln
(nach andern Angaben in Holländisch Limburg) das Licht der Welt, widmete
sich schon früh dem geistlichen Stande und wirkte bei seinem Landsmann
Winrich von Kniprode, noch jung an Jahren, als Kaplan, jenem berühmten
Hochmeister des Deutschen Ordens, dessen Regierung den Höhepunkt seiner
Macht und der von ihm geförderten Kunst bedeutet, die vor allem in dem
größten gotischen Profanbau Deutschlands, der Marienburg, Ausdruck fand.
1352 wurde Wicbold Domherr, 1363 Bischof von Kulm, zu einer Zeit, da
das Land unter den Kämpfen mit den Lithauern zu leiden hatte. Die
hierdurch veranlaßten vorübergehenden Abwesenheiten des Bischofes zum
Besuch seiner rheinischen Verwandten sowie die Strenge seiner Amts-
führung entfremdeten ihm die Herzen seiner Diözesanen, löste in ihnen
eine Erbitterung aus, die 1 375 zum Höchsten stieg, als er einen vom Papst
Gregor XI. auferlegten Zehnten der Jahreseinkünfte zwecks Bekämpfung der
Türken von allen Ordensbesitzungen unter Strafandrohung einforderte. Des
weigerten sich Hochmeister und Landadel; Ritter Hans von Kruschin über-
fiel Wicbold 1375 im Schlosse Kulmsee und führte ihn in Gefangenschaft
nach Dobrin, aus der er sich jedoch bald mit 4000 Mark loskaufte. Sein
bischöfliches Amt ließ er durch einen Vikar verwalten, resignierte auf dieses
gegen eine Jahresrente von 500 Goldgulden und fand in Altenberg einen
ruhigen Zufluchtsort, wo er, der mit Glücksgütern reich Gesegnete, sich
der Pflege der Kunst widmete, vor allem den Bau der Klosterkirche förderte
und die vollendete am 28. Juni 1379 im Auftrage des Kölner Erzbischofs
Friedrich III. von Saarwerden einweihte. Am 21. Juli 1398 schied Wicbold aus
dem Leben. In der Mitte des Chores bereiteten ihm die Zisterzienser-
mönche die letzte Ruhestätte und gaben ihrer Dankbarkeit sichtbares Zeichen
in einem herrlichen Grabmal sowie in einer Ehrentafel aus Erz, die des
Bischofs Verdienste um Ordensgenossenschaft und Kirche kündete. Beides
bewahrte letztere bis zu der durch das Säkularisationsdekret des Regens-
burger Reichstages ausgesprochenen Aufhebung des Klosters, 4. Februar 1803,
ging dann aber in den Tagen des Unglücks, die im ersten Viertel des vorigen
Jahrhunderts über die einst blühende Stätte klösterlichen Lebens herein-
brachen, leider verloren. Ihrer entäußerte sich der derzeitige Eigentümer
„Maximilian Joseph, von Gottes Gnaden König von Bayern, des heiligen
römischen Reiches Erzpfalzgraf, Erztruchseß und Churfürst" durch Verkauf an
Heinrich Pleunissen, einen Kölner Weinhändler. In dem am 4. Februar 1806
zu Düsseldorf getätigten Vertrage wird der Kaufpreis auf 26415 Reichs-
 
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