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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 6-7
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Gramm, Josef: Das Kreuzigungsbild von Unteralpfen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0113

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Nr. 6/7

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

101

verharrt der Liebesjünger. Die veränderte Körperstellung mußte sich natur-
gemäß auch in der Anordnung des Gewandes fühlbar machen, aber gerade
in dieser Hinsicht versagt die Selbständigkeit des Malers zu seinem eigenen
Schaden. Daher das
Unorganische und Un-
sichere dieser Gestalt.
Alle drei Figuren sind
wesentlich schlanker
gebildet als auf dem
Stiche. Das etwas tiefer
flatternde Lendentuch
füllt, in ruhiger Hori-
zontale das Motiv des
Kreuzbalkens wieder-
holend, den Raum
zwischen ihren Köpfen
und spannt die Ge-
stalten gleichsam aus-
einander, während es
bei Dürer die Gruppe
überhöhend zusam-
menbindet. Der Maler
geht durchweg auf
architektonische Klä-
rung der Bilderschei-
nung und ruhige Sil-
houettenwirkung aus,
er betont die großen
struktiven Linienzüge
und unterdrückt die
krausen Details seines
Vorbilds. Für die Ge-
samterscheinung des
Kruzifixus ließ er sich
offenbar weniger von
dem Kupferstich, als
von dem Dürer zuge-
schriebenen Kreuzi-
gungsbild der Dres-
dener Galerie an-
regen, ohne freilich in
der Durchbildung des
Körperlichen oder in der seelischen Ausdruckskraft an sein Vorbild irgend-
wie heranzureichen. Das Heroisch-Kraftvolle des von mächtigen Dornenruten
überwölbten Christushauptes auf dem Stich von 1511 lag ihm fern. Er
geht mehr den Spuren der Fodespein in den schmerzlich zusammengezogenen
Brauen, den halbgeöffneten Lidern und dem qualvoll deformierten Munde

Abb. 1.

Kreuzigung in der Pfarrkirche zu Unteralpfen.
<Aufn. von I. Gramm, Freiburg i. Br.>
 
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