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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0055

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Antike Bauten für Musik. 41

Hier ist die Beziehung der flojiiXK] zur Musik so deutlich, daß es merkwürdig
erscheint, wie sie überhaupt jemals hat übersehen werden können. Der musikalischste
aller Vögel, der Schwan, durch seinen Gesang dem Apollo besonders heilig und ihm als
Begleiter zugetan, strebt nicht nach den &pqy~01 oder olxot wie der Adler vorher, noch
öjtö ■ftpipioDs wie der dritte Vogel gleich darnach, sondern charakteristischerweise jupö?
fro[j.sXas. Hier wird er aber nicht geduldet, er soll nach Delos fliegen zum heiligen See:
da ist sein Ort, da flogen die Schwäue singend siebenmal um den See bei der Geburt
ihres göttlichen Patronus. — Vers 226 ff. Wenn der Chor draußen (rcpö Sö^wv) sein Opfer
dargebracht hat und nun von Phoibos etwas erfragen will, dann darf er hereinkommen

in den heiligen Bezirk, den heiligen Festplatz (vergl. Hesych {buiXy].....ISaipos Ispöv),

den Standort, den Wohnsitz des Gottes. Sonst stü 8' aacpÄxToic pjXoist Söiawv ^ jcdtpix'
sie fj-u/öv!

Ganz Delphi ist gleichsam Apollos Podium, des Musikers unter den Göttern
heiliges Bema, seine «Thymele» s^o/tjv. In diesem dichterischen Sinne gebraucht
der Dichter das Wort, wie zur Andeutung des allgemeineren Begriffes, gern im Plural.
In ähnlichem Sinne wendet es Euripides auch von einem anderen berühmten Festplatz
an, für den musikalische Zubehör ebenfalls charakteristisch gewesen ist: von Eleusis
(Hiket., Vers 64: Se^crDpoo?1 dswv &d|isXa?).

Noch freier, echt dichterisch kühn ist aber die Anwendung auf Mykenä, diesen
«Spielplatz der Riesen» (Iph. Aul. 151: ircl Ko'aX&uodv ■StofiiXas), ein Vergleich, der vielleicht
weniger auf das gewaltige kyklopische Mauerwerk im ganzen, den märchenhaften Wohn-
platz der «Kyklopen», als auf das bekannte, damals ja noch sichtbare Schachtgräberrund
mit seinem Steinplattenkreis und seiner kyklopischen Stützmauer abzielt; jedenfalls aber
nicht auf den «Unterbau der Ringmauer, auf dem die Luftziegel ruhen», wie Robert
meinte (a. a. 0., S. 440).

Eurip. Elektra 712: ftufiiXai 8' sTtttvavto xpoGijXaioi. Hier ist, wie aus den fast un-
mittelbar folgenden Versen (716 ff.)

Xcoxo? Ss (p$6*ifOV y.sXäSsi
xäXXiaTov Moooäv fteparciov.
[j.oX^ai 8' rpsovi:' ipatal

^poaea? apvö?......

zu ersehen, von richtigen Holzgerüsten zu musikalischen Aufführungen gesprochen,
Festpodien, auf die das Adjektiv xP^Xa-coi weit ungezwungener paßt als auf die
Türen und Wände eines Tempels 2, von dem trotz des nbp iwißdfyuov in Vers 715 nichts
dasteht, und auf den vor allem das sJtkvavto, was nur auf das Aufschlagen leichten
Bauwerks gehen kann, nicht passen würde.

Endlich Rhesos 235. Für den kühnen Späher, nach der Hypothesis des Stückes ein
Sohn Therpsichores selbst, einer der Musen, betet der Chor zu dem Beschützer der Musen-
söhne, zu Apoll: Rhesos möge heil wiederkehren und

xÄ[t<|>sts TcaXtv $d[jiXa<;
oivmv TCotTpa? 'IXtäSoc.3

1 Euripides steht hier offenbar schon unter dem Banne der oben angedeuteten Konfusion (Thymele -
Altar). Das ist gerade bei ihm, dem Modernen, der den lebendigen Kontakt mit der alten Zeit und ihren
Begriffen verloren hat, nicht zu verwundern und soll sich Ähnliches auch sonst an seinem Sprachschatz nach-
weisen lassen. — 2 Robert a. a. O., S. 440. — 3 cod. icatpi? 'JXiäSac.
 
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