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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0057

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Antike Bauten für Musik. 43

diese Nachrichten einfach für Schwindel, Hiller v. Gärtringen meinte in ihnen nur einen
schlechten AVitz der Komiker sehen zu dürfen (Rhein. Mus. XXXIX, 329) und Dörpfeld
(Griech. Theater, S. 345) glaubt sie als erst in
späterer Zeit durch falsche Rückschlüsse gewon-
nen. Jene Nachrichten nun (am besten zusam-
mengestellt bei A. Müller, Bühnenaltertümer,
S. 133, Anm. 2) erklären als die Urform der Thy-
mele den Tisch, auf dem man die Opfer gelegt
und neben dem Altar mit eben den Opfergaben
aufgestellt habe, also genau so, wie es die my-
kenischen Gemmen, der kretische Sarkophag und
die lykischen Reliefs darstellen. Auf einen solchen
Anrichttisch, eine solche ipaTcsC« (der spezielle Name
der Tischart ist eleog) seien die Sänger zuerst ge-
stiegen (e<p' rjt; ea-cwte? £v toi? afpof? -flSov), um sich
besser vernehmlich zu machen. So einfach sei
alles noch im Anfang gewesen. Dieser Tisch kann
also kein anderer sein als jenes Gerüst der myke-
nischen Darstellungen und sein kleinerer, eleganterer
Nachfolger, das aus vielen späteren Darstellungen
wohlbekannte dreibeinige Tischchen, das meist
zur Aufstellung der Speisen vor den Klinen dient,
und für das uns immer noch der antike Name
fehlte. Auch aus nachmykenischen Monumenten
lassen sich Belege beibringen, daß auf solchen Abbildung 11. Etruskischer Kandelaber-
m. . . 1 » , -, fuß: Gaukler auf Tischchen (nach. Babelon-

lischen geschlachtet und geopfert wurde. Blanchet)

Zum Zerlegen der Opfertiere auf ihnen vergl.

Benudorf, Gjölbaschi, S. 165 ff. (auch assyrisches / ~-\

Beispiel) und Tafel XVI und XXI (Abb. 8 und 9).
Zu seiner Stellung neben dem Altar, als ein von
diesem wohl zu unterscheidendes und durchaus
selbständiges Gerät, als Träger der Opfergaben
vergl. die Darstellung auf der rotfigurigen Vase
Mon. d. Inst. VI, 37 (Abb. 10). Zur Verwendung
als Standfläche für Gaukler und Spielleute: den
etruskischen Kandelaberfuß aus Bronze (Abb. 11,
nach Babelon-Blanchet, Catalpgue des Bronzes de
la Bibliotheque Nationale, p. 424 und 958). Hier- JJ^k^j/ _ _=jj^^gZJ/'
her gehört auch die Zeichnung einer panathenä- ~~" ~ —-f—
ischen Amphora (Abb. 12) im Gerhardtschen Ap- Abbildung 12. Darstellung eines aulodischen
parat (XI, 92) zu Berlin, zitiert in Bonner Studien, Agons auf einer sehwarzfigurigen Amphora.
S. 243: tischartiges Bema, darauf ein bärtiger

Mann und ein jugendlicher Flötenbläser; von Heintzen richtig als die Darstellung eines
aulodischen Agons erkannt. Das andere von ihm S. 247 mitgeteilte und ebenfalls von
einer panathenäischen Amphora stammende Bild zeigt schon die Weiterentwicklung

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II. C
 
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