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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0091

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Antike Bauten für Musik. 77

das am wahrscheinlichsten auf Pisistratus zurückgehen wird. Von ganz anderer Seite
aus war auch Furtwängler (Arch. Zeitung 1881, 303) auf die Existenz aulodischer und
kitharodischer Agone in Athen zu Ende des 6. Jahrhunderts gekommen.1

Über die Gestalt dieses ersten Odeions in Athen wissen wir freilich nichts, denn
das Scholion zu Aristoph. Vesp. 1109 (tha-
tpo=t§-/]c to/toc),'wo von den Generalproben
darin die Rede ist, geht wahrscheinlich auf
das perikleische Odeion. Schon die örtliche
Nähe direkt östlich vom Dionysostheater
spricht dafür. Trotzdem dürfen wir anneh-
men, daß auch das pisistratische Odeion ein
Rundbau war. Die Vorläufer in Sparta und
Delphi, der Nachfolger in Athen selbst unter
Perikles lassen kaum eine andere Möglich-
keit zu.

Über Lage2, Gestalt und Geschichte
des perikleischen Odeions herrscht
kein Zweifel. Es scheint nicht nur beson-
ders prächtig («das schönste der Welt», vergl.
Dikäarch, FHG. II, p. 254, frg. 59), sondern
auch besonders groß gewesen zu sein. Die
Menge seiner Säulen und seiner Sitze im
Innern wird gerühmt. Von Holz waren aber
vielleicht nur die Sitze und das Dach. Nur die
Masten und Raaen der persischen Schiffe waren
lang genug gewesen, die großen Spannweiten
zu überdecken. Die Stützen des Holzdaches
und sicher auch die eigentliche Umfassungs-
wand waren ganz aus Stein. Sicherlich war
innen die Dachkonstruktion sichtbar, die Ein-
deckung außen kegelförmig mit einem Knauf
oben darauf, wie aus der Stelle Paus. I, 20, 4
bvq (uppiv r?;? Esp£oo axTjv/jc und vq speiet
irspixXivss xod ^dravts? ex. [ua? ocopo^fj? her-
vorgeht (Plut. Perikl. 13). Der Bau stand
von 444-86 v. Chr. Niedergebrannt bei Abbildung 22. OLererTeildesLysiirates-Monu-
der sullanischen Belagerung, ward er schon mentesin Athen (nach Stuart und Revett).

30 Jahre danach wiederhergestellt durch Ario-

barzanes II. von Kappadokien, anscheinend in der alten Rundform. (Vergl. Judeich,
Topographie von Athen. S. 275.)

1 Vergl. jetzt auch W. Aly a. a. 0. S. 29 ff. «Das Pythion in Athen ist eine Gründung des Pisistratus,
der damit seinen Anschluß an Delphi dokumentierte.» S. 34. «Olympieion und Pythion, die dem großen
Tyrannen ihre Blüte, wenn nicht ihre Existenz verdanken.»

2 Östlich vom Dionysostheater. AVenn die Ausgrabungen an den Abhängen der Akropolis nach
dieser Richtung hin fortschreiten, darf man hoffen, daß in den nächsten Jahren auch von diesem wichtigen
Bau der großen perikleischen Epoche noch Spuren zum Vorschein kommen. Ein Rekonslruktionsversuch

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