Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

DOI Artikel:
Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0104

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

Gesimsglied unter der Fensterzone. Ferner ist die Schicht über dem genannten Orthostaten-
Gesims stark ausgeklinkt (Abb. 28). Endlich war es nicht möglich, eine reguläre Versetzung
der Orthostaten auf der Innenseite der Wand zu konstatieren. Also lauter Abnormitäten,
die verraten, daß hier etwas Besonderes gewesen sein muß, daß diese ganze untere Wand-
zone innen vielleicht gar nicht sichtbar gewesen ist. Dieser Umstand, sowie der andere,
daß wie beim Odeion des Perikles die Wand merkwürdig hoch geschlossen hinaufgeht

t—.............itt..................-x

Abbildung 26. Oberes Gesimsstück vom Abbildung 27. Knaufstück von der Be-
Rundbau in Samothrake krönung des Rundbaues auf Samothrake
(nach G. Niemann). (nach G. Niemann).

und erst hoch oben Fenster kommen, legt die Vermutung nahe, daß hölzerne Sitzreihen,
wenn auch nur drei bis vier, oder ein vorkragender balkonartiger Umgang1 im Innern
ringsum liefen. Endlich würde das Telesterion in Eleusis mit seinen Steh- und Sitzreihen

ringsum eine solche Analogie im samothrakischen
llljfl^fei:-. Mysterienbau empfehlen. Kein antiker Bau, vom

c l!Hl^iiSi^=^^fe^~- perikleischen Odeion abgesehen, wäre demnach

unsern heutigen Zirkusanlagen ähnlicher gewesen
als der von Samothrake.

Von größter Wichtigkeit für die Folgezeit war
der Schritt, den die hellenistische Epoche tat, in-
dem sie Hymnen, wie sie bis dahin nur an die
großen Götter und Heroen gerichtet wurden, nun
den heroisierten Machthabern, den hervorragend-

k-----------................._h

Abbildung 2S. Von der Umfassungswand

des Rundbaues auf Samothrake sten Vertretern ihrer eigenen Dynastien widmete,

(nach G. Niemann). Und nicht nur Hymnen2, auch die Bauten dazu

hat sie diesen nun dargebracht. Ein ganz sicherer
Fall dieser Art aus frühhellenistischer Zeit ist die «Thymele» im Heroon des Antigonos
am triopischen Vorgebirge bei Knidos. Vergl. H. Usener, Rhein. Mus. XXIX, 25 ff.
Dieser Bau war, wie das von Newton gefundene Epigramm (Kaibein. 781) besagt, den
aotSofat zur Verfügung gestellt. Usener stellt fest, daß es sich nur um Hymnen mit
Instrumentalbegleitung handeln kann, die hier im a-qY.6<; — so nennt die Inschrift aus-

1 Dies ist eine Vermutung meines Vaters, welcher auf eine ähnliche, allerdings stark reduzierte Vor-
richtung im Innern des Windeturmes von Athen hinweist (Stuart und Revett, Altert, von Athen, Kap. III,
Taf. IV). In seinem neuen Rekonstruktionsversuch, den ich leider erst später bringen kann, ist von dieser
Möglichkeit Gebrauch gemacht.

2 Vergl. Waldhauers Vermutung, Über einige Porträts Alexander des Großen, S. 48.
 
Annotationen