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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Drobny, Franz: Das Schloß Mirabell in Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0120

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106 Franz Drobny-Karlsbad.

liehe Aufnahme, unterschrieben «Louis Grenier, Ingenieur-Hauptmann 1786». Auf
diesem Blatte fehlen indes die Bänder in der unteren Hälfte der Pilaster, welche für
Hildebrandt so charakteristisch sind und auch an den Pfeilern des Prachtstiegenhauses
vorkommen. Auch haben die Figuren auf der Attika und den Giebeln andere Be-
wegungen. Merkwürdigerweise aber zeigt auch dieses Blatt eine Klappe mit demselben
Mansardkuppelturm wie auf dem Schöpferschen Blatte. (Siehe Abbildung 5.)

Die interessantesten Aufschlüsse über den alten Bestand vor dem Brande gibt
aber eine im Stadtmuseum befindliche Truhe, vielleicht noch von dem alten Mobiliar
des Schlosses, etwa um 1750.

An drei Seiten und am Deckel sind zwischen den Ecksäulen bemalte Intarsien, mit

Ansichten des Schlosses;
auf der vierten Seite ist
an Stelle der Intarsien
ein Ölbild eingesetzt, mit
der Ansicht des Mirabell-
platzes. Dieses Bild wird
hier (mein es Wissens zum
ersten Male) reproduziert
und gibt zweifellos den
alten Bestand, der we-
sentlich von dem heu-
tigen Zustande abweicht
(Abbildung 6).

Ich habe festgestellt,
daß die Intarsien genaue
Kopien nach drei Dan-
reiterschen Stichen sind.
Dagegen ist das Ölbild
wesentlich später und
stammt nach den Farben
blau und weiß, sowie den Uniformen der Staffage ans der Zeit der bayrischen Herr-
schaft, 1810—1816.

Das Ölbild bestätigt die Danreiterschen Stiche. Zunächst sehen wir, daß das Ge-
bäude nicht ein einheitliches Dach mit gleichen Gesimshöhen hatte wie heute, sondern
daß in echt Hildebrandtscher Weise die Dächer (wie beim Belvedere) überaus «locker»
angeordnet waren; jeder Pavillon und Trakt hatte sein eigenes Dach, die Rücklagen der
Ost-, Süd- und Nordfront im 2. Stocke besaßen ovale Fenster, und das Hauptgesims
dieser Rücklagen lag niedriger als die Hauptgesimse der Pavillons. Der überaus malerische
Turm der Ostfront beherrschte die ganze Anlage.

Bei dem Brande im Jahre 1818, der am 30. April im Virgilianeum zum Ausbruch
kam und fast den ganzen, am rechten Ufer der Salzach gelegenen Stadtteil einäscherte,
scheinen nun sämtliche Dächer und der Turm des Schlosses zugrunde gegangen zu sein.
Auch die Decke des Prachtstiegenhauses und des Marmorsaales sind damals eingestürzt
und die Deckenmalerei der Kapelle sowie das Zanusische Altarbild zugrunde gegangen.
Für den Wiederaufbau sind danach offenbar mehrfache Studien angestellt worden. Denn
 
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