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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Vom Dome zu Ripen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0129

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Vom Dome zu Ripen. 115

Entfernung der äußeren Schiffe, die erst das Helms hat sich in seinem großen Werke über
15. Jahrhundert angefügt hat, der Grundplan mit den Dom 1 viele Mühe damit gegeben, sie zu be-
seiner Dreischiffigkeit hergestellt ward. Das an- handeln und ihre Echtheit zu erweisen. Tat-
dere ergab sich im Anschluß an diese Grundidee, sächlich war sie aber unecht, eine vor nicht
Es waren treffliche, ausgezeichnete Männer, die langer Zeit begangene, in unseren Denkmäler-
ersten des Landes, welche diese Lösung als die besland an empfindlichster Stelle eingetragene
einzig richtige erstrebten und ihre Ausführung Fälschung. Nun erst ist die richtige Gliederung
betrieben, unter ihnen der tatkräftige Meldahl. hergestellt. Durch diese nimmt der Dom die rich-
Eine zuerst viel beklagte Zögerung in der tige Stelle ein in der Reihe unserer Tuff bauten;
Entscheidung, die aber Geschenk eines gnädigen die Form ist dieselbe, die man mehrfach, und
Geschickes gewesen ist, bewirkte, daß der Wandel diesseits der Grenze zu Boagger findet. Hier
der Zeiten und der Einsicht, und schwere, ün- war es, wie an vielen Stellen, unerläßlich, bei
verdrossene Kampfesarbeit Anderer es so lenken der Untersuchung auf den Grund zu gehen und
-konnten, daß wir das Wiburger Beispiel hier sich sich danach zu entscheiden, weil der ganze Dom,
nicht haben wiederholen sehen. Es hat sich mißhandelt wie er war, im Äußeren fast nirgends
schließlich der Gedanke durchgerungen, daß alles mehr den Tuff zeigte, sondern aus allerhand
Erhaltenswerte erhalten werden müsse, und daß Stoffen, meistenteils Ziegeln, neue Häute und
man dahin besonders auch alle Zeugnisse der Flicken erhalten halte.2 Diese alle wegzunehmen.
Entwicklung des Baues und seiner Schicksale zu und das Bauwerk in allen den Teilen, in denen
rechnen habe. es von Anfang an in Tuff gestanden hat, in
Gegenüber dem gefährlichen Verfahren manches solchem Stoffe auch wieder erscheinen zu lassen,
Theoretikers, an jegliche geschehene Wiederher- war ein Entschluß gewesen, der sich erst nach
Stellung nach aufgehobener Gefahr des Zusammen- langen und schweren Erwägungen und Kämpfen
sLurzes mit der an sich sehr achtenswerten An- ergab; er mußte gefaßt, aber dann natürlich auch
sieht heranzutreten, daß überhaupt nicht hätte in seinen Folgen durchgehalten werden. Unter
«restauriert» werden dürfen, muß man erwarten, der wegzunehmenden Haut ergaben sich dann
daß die einsichtigen Beurteiler des zu Ripen Ge- die neuen Aufschlüsse, zum Teil ungesucht,
leisteten sich vor allem freuen, die Hauptsache Man hat die Arten des Tuffs lange und sorg-
erreicht zu sehen, nämlich die Erhaltung des Be- sam auf die nach vielen üblen oder schein-
standes. Das vor Augen, wird sich das Urteil bar üblen Erfahrungen überhaupt bezweifelte
zurückhalten gegenüber der Behandlung einer Weiterbeständigkeit zu prüfen gehabt. Mit allem
Anzahl von Stellen, an denen der Stilreinheit Einschlägigen hat uns Helms in seinem großen
und der Erreichung einer gewissen Glätte noch Werke über die Tuffkirchen vollkommen vertraut ge-
etwas zuviel eingeräumt zu sein scheint. Dahin macht.3 Zur Ermittlung des besten Stoffes wurden
gehören die fast vollständige Neugestaltung der mehrere Reisen nach den Ursprungslanden selbst
Westseite, die Änderung des südlichen Giebels. unternommen. Auch wir, diesseits der Grenze,
Hier wurden Entschlüsse unbedingt verlangt, bei 1 Jak. Helms, Ribe Domkirke. Kop. 1870. Mit
deren Ausführung allemal die Erfüllung entgegen- h; Tafeln. Dänisch mit französ. Auszuge,
stehender, die fast ebenso berechtigt gewesen 2 Auf solcherlei Schadhaftigkeit des Tuffs, die sich
wären, wegfallen mußte. Der Text zeigt uns an vielen Bauwerken zeigt, hat man mehrfach hin-
bei Besprechung von vielen der auffallenden Neu- gewiesen, um überhaupt den Tuff für unbrauchbar
gestaltungen - er kann ja natürlich nicht er- an monumentalen, auf lange Dauer angelegten Bau-
r.. c j ■ , r ■ ,. , j r ten zu erklären. Dagegen sei daran erinnert, daß
schöpfend sein —, daß sie innerlich durchaus e" . * e, T ... , , ' ,
.. . . , . „ ,. . , „. . ... z. B. zu Segeberg die Kirche, zu Lübeck der Dom und
gerechtlertigt sind. Aul die wichtigste sei hier .. . , . v G ,,• • • „•_„ _A„
0 0 ° .die Marienkirche im Äußeren kaum mehr einen von

aufmerksam gemacht: das Untergeschoß der Apsis jhren a]ten ziegem aufweisen; somit wäre auch des

zeigte außen eine beachtenswerte und viel beach- Ziegels Unbrauchbarkeit für solche Werke erwiesen,

tete, eigenartige Gliederung durch Blenden mit Aber hat sich Sandstein und Kalkstein stets als dauer-

stichbogigeh Abschlüssen. Sie war uns durch ]laft erwiesen?

ihr Vorkommen an diesem Bau vertraut , und 8 Danske Tufstenskirker. Kop. 1894.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. IJ. 15
 
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