Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

DOI Artikel:
Ermers, Max: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Architekten Raffael
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0152

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
138 Max Eimers.

mitbestimmt». Crowe und Cavalcaselle1 schreiben: «Die Architektur fehlt auf dem
Karton».

Nun wäre ja sogar das tatsächliche Fehlen der Architektur noch lange keine
Stütze für die Zuweisung an einen anderen Künstler. In der Sammlung des Herzogs
von Devonshire befindet sich eine Skizze zum Raub der Helena, aber noch ganz ohne

die Baulichkeiten des
Hintergrundes, die uns
die endgültige Ausar-
beitung zeigt. Und im
Britischen Museum fin-
den wir den Entwurf
zum Bethlehemitischen
Kindermord, der des so
charakteristischen Hin-
tergrundes der Tiberinsel
und der Fabriciusbrücke
entbehrt. Und doch hat
noch kein Forscher be-
haupten wollen, daß
diese Baulichkeiten von
anderen Künstlern hin-
zugefügt worden wären.
Man vergißt dabei auch
völlig, daß die Gruppie-
rung der Gestalten und
die Halle in der Schule
von Athen so ineinander
verwachsen sind, so in-
einander aufgehen, daß,
wer Bramante die Halle
zuschreibt, ihm auch die
von ihr so abhängige
Gruppen Ordnung, we-
nigstens in den gröbsten
Zügen, zuschreiben

Abbildung 6. Karton zur Schule von Athen (Ausschnitt). müßte. Die Gruppen-

bilduug der Figuren und

die Verteilung der Bauglieder stehen in so funktionaler Abhängigkeit, daß an eine
nacheinanderfolgende Arbeit zweier Künstler nicht zu denken ist. Was bliebe dann
noch für Raffael übrig?

Tatsächlich aber giebt uns Raffael den Beweis, daß er sich zur Zeit der Aus-
arbeitung des Kartons schon völlig über die Art und Anlage der Architektur im Klaren
war; deutlich zeigt uns dies der Karton der Ambrosiana. Seine schlechte Erhaltung
hat allerdings die Untersuchung stark erschwert, aber noch in seinem heutigen Zustande

1 Raphael, B. If, pag. 51.
 
Annotationen