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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0192

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178 Literatur.

und Frühgeschichte auch des ägäischen Hauses Ziehungen besprochen: die vollständige Ausba-
Klarheit zu kommen, zumal auch bis jetzt freilich lanziertheit der italienischen Renaissanceanlagen,
erst vereinzelte Erscheinungen im westlichen bei denen der Schwerpunkt stets im Mittelpunkte
Griechenland durch die gewonnene Erkenntnis der Komposition ruht; der Wandel dieser Raum-
Licht erhalten: so ist ein großes Oval inmitten anschauung im römischen Barock, dessen Künst-
elei' Altis von Olympia, das man früher für den wollen auf eine gewaltige Bewegung nach einem
großen Altar hielt, nunmehr mit großer Wahr- außerhalb der eigenen Form Liegenden drängt;
scheinlichkeit identifiziert worden mit dem uralten, und wie dann aus Renaissance und Barock Frank-
lin späten Altertum noch als Merkwürdigkeit ge- reich eine ganz persönliche Gestaltung im Slädte-
zeigten Hause des Oinomaos: die Holzsäule, welche bau sich gewinnt, welche die höchste monarchische
das Dach trug, sah noch Pausanias, künstlich durch Konzentration mit einem Sinn für großräumige
Ringe zusammengehalten. Ausblicke vereint. Von Frankreich ist in mehr

Während also auf dem Festland das Rund- oder minder feinfühliger Anlehnung das Deutsch-
und das Ovalhaus dem Megarontypus wich, und land des 18. Jahrhunderts abhängig,
aus letzterem das spätere griechische Haus und Obwohl A. E. Brinkmann die mittelalterliche
die Krone des Hauses, der Tempel, emporwuchs, Stadtanlage in seiner Einleitung erörtert, fällt er
wurde auf Kreta das Ovalhaus der Keim, aus doch nicht in den romantischen Fehler, den Sitte
welchem die reichentwickelte Form des kretischen und soviele praktische Architekten neuester Städte-
Palastes entsproß. Die Ausbildung dieses kretischen planungen aus seiner Schule — nomina sint odiosa
Baustils in einer Zeit hoher politischer und mate- — gemacht haben, die «malerische Asymmetrie»
rieller Blüte der Insel erzeugte eine Fülle eigen- der mittelalterlichen Stadt und ihrer gekrümmten
artiger, struktiver und dekorativer Motive, die als- engen Straßen als Höchstes für unsere Zeit aller
dann mit so vielen andern Kulturelementen wieder reinen architektonischen Monumentalität
den Weg zum Festland hinüber fanden, ohne je- zum Trotz zu empfehlen: Die Kritik der
doch die dort nun einmal schon festgewurzelten Sitteschen Theorie, die die Erscheinungen nur
Gründformen des Hauses nennenswert zu beein- im fertigen Komplex sieht und sie danach
Aussen. Jeder Schritt vorwärts, der uns das Ver- voreilig empfiehlt oder verbietet, sie nicht aber
hältnis zwischen Kreta und den um das ägäische auf ihre inneren Ursachen analysiert und sie da-
Meer liegenden Festländern weiter aufklärt, ist nach jeweilig unterschiedlich behandelt,
sicher, gerade jetzt mit ganz besonderem Dank gibt Brinkmann auf pag. 164, 165 und folgend,
begrüßt zu werden: und Noacks schönes Buch Solche Leitsätze über innere Modalität der Platz-
ist ein solcher Schritt, und zwar ein recht großer. gestaltung müßte jeder theoretisch oder praktisch

Heidelberg. F. von Buhn. mit Städtebauproblemen sich Beschäftigende sich

A.E.Brinkmann, Platz und Monument. strengstens einprägen: auf pag. 44: «Man sollte

Untersuchungen zur Geschichte und Ästhetik der einsehen, wie wenig eine Geschlossenheit der

Stadtbaukunst in neuerer Zeit. 175 S. mit 49 erläu- Platzwände notwendig, wenn nur die räum-

ternden Abbildungen. Berlin 1908. E. Wasmuth. bildenden Funktionen energisch genug

Man kann das Erscheinen dieses Heinrich wirken»; auf pag. 97: «Die geschlossenen Plätze
Wölfflin gewidmeten Buches nur mit größter haben einen großen Nachteil, sie gehen für das
Freude begrüßen. Endlich einmal eine Schrift weitere Stadtbild verloren»; auf pag. 105, 106:
über das Gebiet des Städtebaues, die sich von der «Das Bleibende des Baumes eines Platzes be-
Gefolgschaft Camillo Sittes gänzlich lossagt und ruht nicht in der lückenlosen Umbauung, sondern
die die eigenen Wege der individuellen, d. i. künst- in der Behandlung seiner Wände. Selbst
krischen Erfahrung wandelt, historisch wie vor stark durchbrochene Plätze wirken durch markante
allem ästhetisch-psychologisch. Archi- übereinstimmende Ausbildung ihrer Fassaden
tektur wird als Raumkunst im weitesten Sinne räumlich und die Straßenausblicke erweitern nur
des Begriffes aufgefaßt und danach werden die den Raum", wenn sie in richtigem Verhältnis zum
verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten von Platz, Platz stehen.»

Monument, Straße und Stadtbild in all ihren Be- Straßburg i. E. Fritz Hoeber.
 
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