Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

DOI article:
Dammann, Walter Heinrich: Der Ursprung des Haubenturmes
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0199

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
185

Umrißlinie und mit doppelter Durchsicht (Abbildung 5). Im gleichen Jahre errichtete sein
Verwandter Georg Stellauf in Schweidnitz an der katholischen Pfarrkirche einen ganz
ähnlich angelegten Turm mit drei Durchsichten, aber mit ausgesprochen neuen, runden
Formen. 1534—1535 erhält die Elisabethkirche in Breslau, — dieselbe Kirche, die
1482—1486 durch Franz Frobel mit einer einmal durchbrochenen achtseitigen kupfer-
gedeckten Holzspitze gotischer Art versehen worden war, — dieselbe Kirche, in der
das Vorkommen italienischer For-
men auf deutschem Boden viel-
leicht am frühesten nachweisbar
ist (Jenkwitz-Grabplatte, 1488) —
einen neuen Turm, der in un-
beholfenster Gestaltung, aber un-
verkennbar, eine Anlehnung an
den italienischen Kuppelturmge-
danken versucht: oberhalb des
schlichten vielseitigen Prismas
sitzt nicht eine Pyramide, sondern
ein kuppeiförmiger Abschluß mit
einer Laterne darauf (Abb. 6).
Rund um den Kuppelansatz her-
um sind den Prismenseiten ent-
sprechend Giebel angeordnet, wie
sie an ähnlicher Stelle bei go-
tischen Dachreitern und Türmen
vorkommen, — doch nicht drei-
eckig, sondern von einem Halb-
kreise begrenzt.

An diesen frühen Versuch
schließt sich sofort,nochimlö. Jahr-
hundert, eine überraschend statt-
liche Reihe schlesischer Hauben-
türme, die fast alle zu vollendeter
Schönheit entwickelt sind.1

Sechziger Jahre, Schloßturm _ „ ,, •' „ ,

° Abbildung o. Rathaus m Breslau,

zu Bneg,

1570—1572, Ratstürme in Brieg (Abbildung 7),

1570—1579, Ratsturm in Leobschütz,

1575, Turm von St. Christopherus in Breslau,

Zwischen 1564 und 1581, Magdalenentürme in Breslau,

1585—1586, Schloßturm in Öls2,

1587, Adalbertturm in Breslau,

1592, Turm der Oberkirche in Liegnitz3,

1 Vergl. immer Lutsch, a. a. 0. — 2 Turm von 1585—1586, zwei Durchsichten.

8 An Stelle der heutigen NW.-Spitze von 1650 hatte 1592 der Tischler Lazarus Hoffmann aus Schweidnitz
einen 1C48 abgebrannten Aufbau ausgeführt; dieser hatte eine doppelte Durchsicht, wird also sicher den
Charakter der sonst genannten Turmspitzen gezeigt haben. Verz. III, 211.
 
Annotationen