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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Dammann, Walter Heinrich: Der Ursprung des Haubenturmes
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0202

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188 Walter H. Darnmann.

beim Brieger Bau als Muster zu verwenden. Wie sich aber aus Zeichnungen des
Antwerpener Rathauses Vorbilder für die Brieger Türme gewinnen ließen, ist wahrlich
schwer einzusehen. Allerdings läßt jene Rechnungsnotiz auf gewisse allgemeine Be-
ziehungen zu den Niederlanden und zur dortigen Kunst schließen. Aber solche all-
gemeinen Beziehungen haben für die vorliegende Frage gar keine Beweiskraft, da sie

ebensowohl für Ita-
lien in Anspruch ge-
nommen werden
können und müs-
sen. — Genau der
gleiche Gedanke ist
auch der nächsten
Begründung entge-
genzustellen.

Lutsch führt
aus, daß Handels-
beziehungen und
allgemeinkultureller
Austausch zwischen
Schlesien und den
Niederlanden schon
längst bestanden
hätten. Er greift
dabei bis auf das
Jahr 1372 zurück.
Aber er selbst legt
überzeugend dar,
daß ein mindestens
ebenso lebhafter Ver-
kehl: mit Italien be-
stand. Er erwähnt
den Handel mit Ve-
nedig und Florenz,
die italienischen
Bergleute im Riesen-
gebirge,das Studium
Abbildung 8. Kathedrale in Antwerpen. junger Schlesier in

Bologna und Padua,

und weist schließlich eine ganze Reihe von Abhängigkeitsmomenten der schlesischen
Kunst jener Zeit von der in Padua, Venedig, Mailand, Pavia nach. Überwiegend nieder-
ländischer Einfluß tritt, wie überall in Deutschland, erst mit der großen spanischen
Religionsbedrängung, also erst im letzten Drittel des Jahrhunderts ein. Damit stimmen
nicht nur die angeführten Künstlernamen; — denn des frühen Georg von Amberg
brabanter Herkunft ist zweifelhaft —, damit stimmt auch die Formentwicklung der
Türme selbst. Denn was Lutsch als letzten Beweisgedanken anführt, daß ähnliche
 
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