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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Rahtgens, Hugo: Romanische Steinmetzzeichen in Gr. S. Martin zu Köln
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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0254

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240 P. J. Meier.

Die Größe der Zeichen bleibt meist unter 8 cm, nur die S-förmigen schwanken
zwischen 8 und 16 cm, wogegen das Zeichen o nur 3—4 cm groß ist. Ihre Form
entspricht den auch sonst an romanischen Bauten beobachteten Zeichen, unter denen in
der Regel wie auch hier die lateinischen Majuskeln vorherrschen; dagegen fehlen die
häufig angetroffenen komplizierteren oder aus Kurven zusammengesetzten Figuren und
die eigentlichen Bilderzeichen, wie an den Domen zu Mainz und Worms.

Daß es sich im vorliegenden Falle um wirkliebe Steinmetzzeichen handelt, nicht
etwa um Versetzmarken, geht hinreichend aus ihrer regellosen Verteilung hervor. Auch
als Steinbruchsmarken können sie nicht aufgefaßt werden: schon das wiederholte Vor-
kommen von vier und mehr verschiedenen Zeichen dicht nebeneinander macht eine
solche Deutung unwahrscheinlich; ganz unzweideutig spricht aber dagegen, daß dasselbe
Zeichen (H) auf Trachyt- sowie auch auf Basalttuffquadern vorkommt.

Geht man noch einen Schritt weiter und nimmt an — wie es von Klemm ge-
schehen ist1 —, die Buchstabenzeichen entsprächen den Anfangsbuchstaben der beiref-
fenden Steinmetzennamen, so ließe sich das Zeichen R wohl mit jenem Rudengerus iden-
tifizieren, der zur Zeit des Abtes Simon (1206 — 1211) Geld für Baumaterial stiftet und «in
edificio ecclesie nostre fideliter laborans» genannt wird, also doch in irgendeiner Weise
am Bau tätig war.2

Die ottonischen Bauten in Quedlinburg."

Von P. J. Meier.

Durch seine sorgfältige Aufnahme der Stifts- und der Wipertikrypta in Quedlinburg1
hat A. Brinkmann für alle weiteren Untersuchungen über diese Bauten zum erstenmal
eine sichere und zuverlässige Grundlage gegeben.5 Aber mit dem, was er über die
Baugeschichte festgestellt hat, dürfen wir uns noch nicht zufrieden geben; Brinkmann
selbst ist sich dessen auch sehr wohl bewußt, und es war mir bei der eigenen Unter-
suchung eine besondere Freude, mit ihm nicht nur alle Fragen durchsprechen, sondern
auch in fast allen Punkten Einmütigkeit erzielen zu können.

I.

Die jetzige Krypta der Stiftskirche (Abbildung 1 und 2)6 zieht sich bekanntlich unter
Apsis, Chorquadrat und Vierung, aber auch unter den beiden, ungewöhnlich schmalen

' Klemm, Entwicklung der Steinmetzzeichen in Württemberg: Korrespondenzbl. d. Gesamtv. d. Gesch.-
u. Altertumsv., 1881, No. 8.

2 Ennen-Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, II, No. 35. — Ditges, Gr. S, Martin in Köln,
S. 18. — Hasnk, a. a. 0., S. 11 und meine Bemerkung dazu Zeitschrift für christliche Kunst, XVIII, S. 33ß.

3 Ich nehme nur das ältere Glockenhaus im Turm der Blasiuskirche aus, das Brinkmann im Zentral-
blatt der Bauverwaltung 1891, No. 24 besprochen hat; es ist mir nämlich zweifelhaft, ob es sich auch hier
wirklich um einen Bau gerade der ottonischen Zeit handelt; jedenfalls aber haben die, in der Tat sehr alten
Kapitale der unteren Doppelscballöcher von S. Blasius keine engeren Beziehungen zu denen der sonstigen
frühesten Bauten in Quedlinburg.

4 Zeitschrift des Harzgeschichtsvereins XXIV (1891), 257 ff.

5 Vergl. jetzt auch Kutschmann, Roman. Baukunst und Ornamente in Deutschland, I, Taf. 2 ff. Hier
finden sich auch viele treffliche Einzelaufnahmen der Quedlinburger Früharchitektur.

6 Die Abbildungen 1, 2, 8, 9 verdanke ich dem Harzgeschichtsverein, der sie in seiner Zeitschrift,
Jahrgang 1891, nach Brinkmanns Aufnahmen veröffentlicht hat.
 
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