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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0261

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Die ottonischen Bauten in Quedlinburg. 247

kirche erhält als neue Patrone die hll. Dionysius und Servatius, neben denen
die alten Patrone aber bestehen bleiben.
997 14. III. Weihe einer neuen größeren Stiftskirche der hll. Dionysius und Serva-
tius; der Altar der ursprünglichen Kirche jetzt wieder nur nach Petrus und
Stephanus genannt.

1021 24. IX. Nochmalige Weihe der neuen Stiftskirche mit ihren sechs Altären; der
Hochaltar übernimmt jetzt auch die hll. Petrus und Stephanus der ältesten
Kirche als Patrone. An Stelle des Petrusaltars vermutlich ein Mathildenaltar
geplant und die Confessio angelegt.

1070 Brand der großen Stiftskirche und Neubau (1129 geweiht); hierbei die Con-
fessio verschüttet.

An dieser Stelle sei dann zunächst die oben übergangene Frage beantwortet, was
denn mit dem ehemaligen Chorherrenstift auf der Burg geschehen sei. Daß eine kirch-
liche Stiftung einfach aufgehoben wird, ist im frühen Mittelalter jedenfalls eine seltene
Ausnahme. Nun ist uns aber seit 961 ein Chorherrenstift auf dem Königshof Quitelingen
bezeugt; das wurde jedoch keineswegs damals erst gegründet, wie man wohlgemeint
bat. Denn die Urkunde Ottos I. von 961 15. VII (DD. No. 228) spricht nur die Über-
weisung des bereits bestehenden Stiftes an das Nonnenstift auf der Burg aus; die Kirche
des hl. Jacobus auf dem Königshof stand bereits, und es wird der Äbtissin nunmehr
zur Pflicht gemacht, wenigstens 12 Kleriker oder Kanoniker dort zu halten, denen dann
durch Otto II. 964 27. A^II (DD. No. 10) die Erlaubnis der freien Abtswahl erteilt
wurde. Es spricht alles dafür, daß wir hier das alte Chorherrenstift Heinrichs I. vor uns
haben, das 936 einfach ins Tal verlegt wurde. Wenn in der Lebensbeschreibung der
Königin Mathilde, Kap. 11, erzählt wird, es wäre, nachdem sie das Chorherrenstift in
Pöhlde gegründet, unter ihrer Fürsorge später in Quedlinburg eine Mönchsvereinigung
im Tale, ein Nonnenstift auf dem Berge und ein weiteres in Gernrode erwachsen1, so
wird hier, streng genommen, die Anlage des Chorherrenstiftes AViperti der Überführung
der Nonnen nach Quedlinburg zeitlich vorangestellt. In der Tat mußte ja, wie wir
sahen, erst für das Chorherrenstift im Tale gesorgt werden, bevor die Nonnen auf der
Burg dessen Stelle einnehmen konnten, und ich betrachte jene Angabe als eine sehr
erwünschte Bestätigung meiner oben vorgetragenen Ansicht.

Wie der Seel- und Meßclienst in der Peterskirche nach Einzug der Nonnen zuerst
ausgeübt wurde, wird nicht gesagt, aber schon die enge Verbindung, die 961 zwischen
den beiden Stiftern hergestellt wurde, läßt darauf schließen, daß die Chorherren auch
nach Gründung des Nonnenklosters niemals aufgehört hatten, das priesterliche Amt in
der Burgkirche zu verrichten. Und wenn dann seit dem 12. Jahrhundert trotzdem
besondere Chorherren des Nonnenstifts in den Urkunden erscheinen2, so wird dies
darin seinen Grund haben, daß das Chorherrenstift 1148 in ein Prämonstratenserkloster
verwandelt worden war. Das Chorherrenstift fand nun aber auf dem Königshof bereits
ein Gotteshaus vor, die Kapelle des Plersfelder Hauptpatrons, des hl. Wigbert, deren

1 Beim Annalisten Saxo ist die Reihenfolge eine andere; da hier aber die Stiftung in Pöhlde, die
in der Lebensbeschreibung als zeitlich erste ausdrücklich, angegeben wird, am Schluß steht, so ergibt sich
daraus, daß der Annalist auf die Zeitfolge keine Rücksicht nimmt.

2 Canonici ecclesiae s. Servacii Quedl.; s. v. Mülverstedt, Zeitschrift des Harzgeschichtsvereins II (1809),
% S. 82.
 
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