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Wilhelm Hassenstein, Über die Feuerwaffen in der Seeschlacht von Lepanto
Abb. 8. Türkisches Kampfschiff (ohne Masten), Caramuzzal. Nach Furttenbach
Hinabfallen auf den begerten vorderen Theil sitze / vornen
an den Spitzen der Antenna zurichten thete: vnd auff der
andern Seiten widerumben in einem vnansichtbaren Sack
ein grosse Sturm- oder Granatkugel auch an die Antenna
... also anfassen, daß man die Antenna hernach durch
jhre sonst bedürfftige Seiler hoch oder nider auff dise oder
jene Seitten / so lang vnnd viel wenden möge / biß daß der
Spitzen ob jhres Feinds Vasello stünde / alsdann so möchte
derjenige im Korb sitzende Ladro durch ein an einem
Stricklin laufendes Ragetlin dem Pettardo Fewr geben /
vnnd den andern Strick / daran er hanget gehen lassen /
so wurde Zweiffels frey der Pettardo in seines Feindes
Vasello fallen / in dasselbige (nicht anderst als wie er
sonsten an einem Thor zuthun pflegt) ein Loch schlagen /
und solches Versencken oder aber den Sperone (d. h. Bug-
sprit) von einer Galea darmit abschlagen. Ingleichem die
Poppa (d. h. hinteren Kajütenaufbau) oder den Timone
(d. h. Steuer) endtzway brechen / dahero dann so grosse
Verhinderunge endtspringen / das man nicht mehr fort-
kommen könte... Derowegen so wölle der Verstendige
Wasser Kriegs Mann... den Ladri so lang nicht zusehen /
noch jhnen soviel platz lassen / dise Tragaedia zu agiren:
Sonder auff alle Mittel bedacht sein / jhnen mit einer vier-
fachen Kettenkugel jhren Segelbaum abzuschiessen / als-
dann so mag der in der Gabia sitzende Vogel seine Jungen
nit außhecken / sonder durch diß Mittel kan Vogel vnd
Näst zu Boden gefelt werden. Nicht weniger so mag man
mit Klebfewr vnd weit löcherigen Handrohren durch einen
Fewrregen offtermelten Vogel also dempffen / daß er vom
Keffich weichen muß: oder aber den gedachten Fewrregen
auff den Pettardo gericht / vnd demselbigen / ehe er recht
nach jhrem Gefallen gelaitet wird / Fewr geben / so mag
gar leichtlich darauß erfolgen daß solcher zu nichten ver-
springt / oder selbert in der Ladri Vasello hineinfallen
thut. Eben auff dise Weiß mag der Sturm- oder Granaten-
kugel auch begegnet werden.
Endlich vn hingegen so solte auch villeicht Zuthun wol
möglich sein / dem Feind oder den Ladri auff folgende
Manier grossen Schaden zuzufügen / vnnd dieselbige ins
Bad zusetzen dergestalt / das wann man vnversehener
Weiß / vnd bey finsterer Nacht durch wolgeübte...
Schwimmer und Wassertretter... den Feind stillschleichend
vberfallen thete / beneben vnd daß sie mit jhnen einen gar
kleinen Floß / und darob ein Pettardo führen / dergestalt
daß diser Pettardo (ob er schon gantz von dem Wasser /
äusser der Zündtröhren die verschraufet wirdt / bedeckt /
jhme dannoch kein Nachtheil nicht brechte) von jhnen
eines halben Schuchs tieff vnter dem Wasser an den Cara-
muzal geschraufft / der Zündröhren Fewr gegeben / so
wurde man erfahren / was er für ein vbel geproportionier-
tes Loch / welches nicht so leichtlich als wie die gebohrete
Löcher zu verstopffen sein wurde / schlagen solte / vnnd
dardurch den Caramuzzal, wie leichtlich zuerachten / zu-
versencken."
Bezüglich der Abb. 8 sei noch darauf hingewiesen,
welcher merkwürdigen, vielfach in der linken Hand
hochgehaltenen, anscheinend mit einem runden Hand-
schutz versehenen Schießgeräte, offenbar Raketen-
rohre, sich eine Anzahl der Türken bedient.
Wenn Furttenbach eine andere Anzahl mit Ge-
wehren ausgerüstet darstellt und im obigen Auszug
ihre „Handröhren" erwähnt, so findet das entgegen
Wilhelm Hassenstein, Über die Feuerwaffen in der Seeschlacht von Lepanto
Abb. 8. Türkisches Kampfschiff (ohne Masten), Caramuzzal. Nach Furttenbach
Hinabfallen auf den begerten vorderen Theil sitze / vornen
an den Spitzen der Antenna zurichten thete: vnd auff der
andern Seiten widerumben in einem vnansichtbaren Sack
ein grosse Sturm- oder Granatkugel auch an die Antenna
... also anfassen, daß man die Antenna hernach durch
jhre sonst bedürfftige Seiler hoch oder nider auff dise oder
jene Seitten / so lang vnnd viel wenden möge / biß daß der
Spitzen ob jhres Feinds Vasello stünde / alsdann so möchte
derjenige im Korb sitzende Ladro durch ein an einem
Stricklin laufendes Ragetlin dem Pettardo Fewr geben /
vnnd den andern Strick / daran er hanget gehen lassen /
so wurde Zweiffels frey der Pettardo in seines Feindes
Vasello fallen / in dasselbige (nicht anderst als wie er
sonsten an einem Thor zuthun pflegt) ein Loch schlagen /
und solches Versencken oder aber den Sperone (d. h. Bug-
sprit) von einer Galea darmit abschlagen. Ingleichem die
Poppa (d. h. hinteren Kajütenaufbau) oder den Timone
(d. h. Steuer) endtzway brechen / dahero dann so grosse
Verhinderunge endtspringen / das man nicht mehr fort-
kommen könte... Derowegen so wölle der Verstendige
Wasser Kriegs Mann... den Ladri so lang nicht zusehen /
noch jhnen soviel platz lassen / dise Tragaedia zu agiren:
Sonder auff alle Mittel bedacht sein / jhnen mit einer vier-
fachen Kettenkugel jhren Segelbaum abzuschiessen / als-
dann so mag der in der Gabia sitzende Vogel seine Jungen
nit außhecken / sonder durch diß Mittel kan Vogel vnd
Näst zu Boden gefelt werden. Nicht weniger so mag man
mit Klebfewr vnd weit löcherigen Handrohren durch einen
Fewrregen offtermelten Vogel also dempffen / daß er vom
Keffich weichen muß: oder aber den gedachten Fewrregen
auff den Pettardo gericht / vnd demselbigen / ehe er recht
nach jhrem Gefallen gelaitet wird / Fewr geben / so mag
gar leichtlich darauß erfolgen daß solcher zu nichten ver-
springt / oder selbert in der Ladri Vasello hineinfallen
thut. Eben auff dise Weiß mag der Sturm- oder Granaten-
kugel auch begegnet werden.
Endlich vn hingegen so solte auch villeicht Zuthun wol
möglich sein / dem Feind oder den Ladri auff folgende
Manier grossen Schaden zuzufügen / vnnd dieselbige ins
Bad zusetzen dergestalt / das wann man vnversehener
Weiß / vnd bey finsterer Nacht durch wolgeübte...
Schwimmer und Wassertretter... den Feind stillschleichend
vberfallen thete / beneben vnd daß sie mit jhnen einen gar
kleinen Floß / und darob ein Pettardo führen / dergestalt
daß diser Pettardo (ob er schon gantz von dem Wasser /
äusser der Zündtröhren die verschraufet wirdt / bedeckt /
jhme dannoch kein Nachtheil nicht brechte) von jhnen
eines halben Schuchs tieff vnter dem Wasser an den Cara-
muzal geschraufft / der Zündröhren Fewr gegeben / so
wurde man erfahren / was er für ein vbel geproportionier-
tes Loch / welches nicht so leichtlich als wie die gebohrete
Löcher zu verstopffen sein wurde / schlagen solte / vnnd
dardurch den Caramuzzal, wie leichtlich zuerachten / zu-
versencken."
Bezüglich der Abb. 8 sei noch darauf hingewiesen,
welcher merkwürdigen, vielfach in der linken Hand
hochgehaltenen, anscheinend mit einem runden Hand-
schutz versehenen Schießgeräte, offenbar Raketen-
rohre, sich eine Anzahl der Türken bedient.
Wenn Furttenbach eine andere Anzahl mit Ge-
wehren ausgerüstet darstellt und im obigen Auszug
ihre „Handröhren" erwähnt, so findet das entgegen