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Paul Post, Erich Haenel zum Gedächtnis
JHS. = The Journal of Hellenic Studies, 1880 ff.
JRS. = The Journal of Roman Studies, 1911 ff.
Mon. Ant. = Monumenti Antichi per la cura della Reale
Accademia dei Lincei, 1892 ff.
MZ. = Mainzer Zeitschrift, 1911 ff.
ORL. = Der Obergermanisch-Rätische Limes des Römer-
reiches, 1914—1937.
Pfuhl, MuZ. = E. Pfuhl, Malerei und Zeichnung bei den
Griechen, 1923.
PZ. = Prähistorische Zeitschrift, 1909 ff.
RE. = Pauly-Wissowa-Kroll-Mittelhaus, Realenzyklopädie
der klassischen Altertumswissenschaft, 1894ff.
Reinach, RR. = S. Reinach, Repertoire de reliefs grecs et
romains I-III, 1909 u. 1912.
Reinach, RSt. = Repertoire de la statuaire grecque et ro-
maine I—IV, 1897—1910.
RLÖ. = Der römische Limes in Österreich, 1900 ff.
RM. = Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Insti-
tuts. Römische Abteilung, 1886 ff.
WZ. = Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
1882—1910.
ZHWK. = Zeitschrift für historische Waffen- und Kostüm-
kunde, 1897 ff.
ERICH HAENEL %UM GEDÄCHTNIS
(t 26. 12. 40)
Nun heißt es Abschied nehmen von Erich Haenel an der
Stätte, der er leitend und lenkend fast ein Menschenalter
das Gepräge gab.
Bewegten Herzens und zögernd gehe ich daran, die Fülle
dieses reichen Daseins, an dem ich eine gute Wegestrecke
aus nächster Nähe teilhaben durfte, in ein knappes Lebens-
bild zu bannen, um damit zugleich einen Teil persönlicher
Dankesschuld abzutragen; Dank einmal dem kundigen
Lehrmeister, der mich einst in die gemeinsame Leitung
unserer Zeitschrift berief und den Neuling in die Geheim-
nisse des Redaktionsbetriebs einweihte, und dann, seit mir
das Steuer unseres Vereinsschiffs allein anvertraut wurde,
Dank vor allem dem älteren Freunde, der dem häufig Rat-
suchenden bis zum letzten Atemzug die Treue hielt. —
Haenels schnell ansteigende, dann trotz mancher Widrig-
keiten im ganzen glatt und gerade verlaufende Lebens-
kurve umschreibt, untrennbar kaum, ein gut Teil der Ge-
schichte unseres Vereins und seiner Zeitschrift bis zum
heutigen Tage.
Nach Abschluß seines kunsthistorischen Hochschulstu-
diums bei Schmarsow in Leipzig 1898 mit einer Doktor-
arbeit über die Spätgotik und Renaissance und
anschließender zweijähriger Assistententätigkeit
an der Dresdner Technischen Hochschule bei
Gurlitt folgen Jahre der Besinnung und Umschau. 1903
nimmt Haenels Lebensbahn die entscheidende Wendung
zur Waffe, ihn der Wirkungsstätte zuführend, der er sein
Lebtag verschworen bleibt. Er wird Hilfsarbeiter am
Historischen Museum, drei Jahre später zum Direk-
torialassistenten ernannt, und folgt bereite 1907 mit
32 Jahren Koetschau als Direktor im Amt. Von ihm
übernimmt er zugleich die !SchritIeitung (der Zeit-
schrift unseres Vereins, dem er bereits seit seinem Ein-
tritt ins Museum als Mitglied angehörte, und übt dies Amt
von da ab ohne Unterbrechung volle 25 Jahre aus.
Haenel hat selbst an dieser Stelle in einem „Abschied
und Rückblick" (ZHWK. N.F.3,281) das Facit seines
langen Wirkens als Schriftleiter gezogen. Dieser in der
glänzenden Diktion seiner flüssigen Feder verfaßte Re-
chenschaftsbericht läßt aber in der für ihn so bezeichnen-
den, selbstironisierenden Art mehr die Leistungen der Mit-
arbeiter hervortreten als das eigene Verdienst. Tatsäch-
lich ist die beneidenswerte Fülle der gewichtigen 8 Bände
— fällt ihr Erscheinen auch zu nicht geringem Teil in
die glückliche Vorkriegszeit waffenkundlicher Forschung
und rühriger Mitarbeiterschaft eines Stabes namhafter Au-
toren aus aller Herren Länder — nicht denkbar ohne die
lenkende und sichtende Hand einer weisen Schriftleitung,
deren Autorität internationalen Klang hatte. In seine
Amtsperiode und unter seine Verantwortung fällt auch,
einer Anregung weitsichtig folgegebend, die Erweite-
rung des Vereinsprogramms auf das historische
Kostüm, die sich als so fruchtbar erwies (1921). Endlich
st eine glänzende Folge von 12 Vereinstagungen, den
alle zwei Jahre wiederkehrenden wissenschaftlichen und
gesellschaftlichen Höhepunkten unseres Vereinslebens im
In- und Auslande, kaum zu denken ohne seine Initiative
und ungewöhnliche Organisationsgabe. Wiederholt auch
Gäste seiner Vaterstadt und seines Museums ist in unser
aller lebhafter Erinnerung vor allem noch der strahlende
Verlauf der Jubiläumstagung 1936, die ihren Höhepunkt
fand in den von Haenel veranstalteten Turnieren mit
Rüstungen der alten Rüstkammer und einer Tur-
nierausstellung in den Räumen des Historischen Mu-
seums. —
Damit sind wir zu der Stätte zurückgekehrt, die zur
Mittlerin wurde zwischen Haenel und dem Verein, vor
allem Mittelpunkt und Lebensquell bildete für Haenels
Wirken als Förderer und Forscher der Historischen
Waffenkunde, dessen wir hier vor allem zu gedenken
haben. Niemand, der an jener letzten Dresdner Tagung
teilnahm, wird vergessen haben, mit wie berechtigtem
Stolz Haenel seine Gäste durch die strahlenden Räume
seiner neu aufgestellten Sammlung führte, uns sein eigent-
liches, gerade zum Abschluß gelangtes Lebenswerk zu
zeigen. — Als Dresden seinen Sohn, seit Generationen
tiefstens verwurzelt mit der Vaterstadt, zur Leitung
der größten und glänzendsten deutschen Waffen-
sammlung berief, konnte es keinen glücklicheren Griff
tun. Mit Hingabe hat Haenel seine reichen
Gaben in 33jähriger Amtstätigkeit der Bewah-
rung, Mehrung und Ausgestaltung dieses pracht-
vollen Vermächtnisses des sächsischen Fürstenhauses ge-
widmet. Aus dem ziemlich verbauten, unübersichtlichen
Paul Post, Erich Haenel zum Gedächtnis
JHS. = The Journal of Hellenic Studies, 1880 ff.
JRS. = The Journal of Roman Studies, 1911 ff.
Mon. Ant. = Monumenti Antichi per la cura della Reale
Accademia dei Lincei, 1892 ff.
MZ. = Mainzer Zeitschrift, 1911 ff.
ORL. = Der Obergermanisch-Rätische Limes des Römer-
reiches, 1914—1937.
Pfuhl, MuZ. = E. Pfuhl, Malerei und Zeichnung bei den
Griechen, 1923.
PZ. = Prähistorische Zeitschrift, 1909 ff.
RE. = Pauly-Wissowa-Kroll-Mittelhaus, Realenzyklopädie
der klassischen Altertumswissenschaft, 1894ff.
Reinach, RR. = S. Reinach, Repertoire de reliefs grecs et
romains I-III, 1909 u. 1912.
Reinach, RSt. = Repertoire de la statuaire grecque et ro-
maine I—IV, 1897—1910.
RLÖ. = Der römische Limes in Österreich, 1900 ff.
RM. = Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Insti-
tuts. Römische Abteilung, 1886 ff.
WZ. = Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
1882—1910.
ZHWK. = Zeitschrift für historische Waffen- und Kostüm-
kunde, 1897 ff.
ERICH HAENEL %UM GEDÄCHTNIS
(t 26. 12. 40)
Nun heißt es Abschied nehmen von Erich Haenel an der
Stätte, der er leitend und lenkend fast ein Menschenalter
das Gepräge gab.
Bewegten Herzens und zögernd gehe ich daran, die Fülle
dieses reichen Daseins, an dem ich eine gute Wegestrecke
aus nächster Nähe teilhaben durfte, in ein knappes Lebens-
bild zu bannen, um damit zugleich einen Teil persönlicher
Dankesschuld abzutragen; Dank einmal dem kundigen
Lehrmeister, der mich einst in die gemeinsame Leitung
unserer Zeitschrift berief und den Neuling in die Geheim-
nisse des Redaktionsbetriebs einweihte, und dann, seit mir
das Steuer unseres Vereinsschiffs allein anvertraut wurde,
Dank vor allem dem älteren Freunde, der dem häufig Rat-
suchenden bis zum letzten Atemzug die Treue hielt. —
Haenels schnell ansteigende, dann trotz mancher Widrig-
keiten im ganzen glatt und gerade verlaufende Lebens-
kurve umschreibt, untrennbar kaum, ein gut Teil der Ge-
schichte unseres Vereins und seiner Zeitschrift bis zum
heutigen Tage.
Nach Abschluß seines kunsthistorischen Hochschulstu-
diums bei Schmarsow in Leipzig 1898 mit einer Doktor-
arbeit über die Spätgotik und Renaissance und
anschließender zweijähriger Assistententätigkeit
an der Dresdner Technischen Hochschule bei
Gurlitt folgen Jahre der Besinnung und Umschau. 1903
nimmt Haenels Lebensbahn die entscheidende Wendung
zur Waffe, ihn der Wirkungsstätte zuführend, der er sein
Lebtag verschworen bleibt. Er wird Hilfsarbeiter am
Historischen Museum, drei Jahre später zum Direk-
torialassistenten ernannt, und folgt bereite 1907 mit
32 Jahren Koetschau als Direktor im Amt. Von ihm
übernimmt er zugleich die !SchritIeitung (der Zeit-
schrift unseres Vereins, dem er bereits seit seinem Ein-
tritt ins Museum als Mitglied angehörte, und übt dies Amt
von da ab ohne Unterbrechung volle 25 Jahre aus.
Haenel hat selbst an dieser Stelle in einem „Abschied
und Rückblick" (ZHWK. N.F.3,281) das Facit seines
langen Wirkens als Schriftleiter gezogen. Dieser in der
glänzenden Diktion seiner flüssigen Feder verfaßte Re-
chenschaftsbericht läßt aber in der für ihn so bezeichnen-
den, selbstironisierenden Art mehr die Leistungen der Mit-
arbeiter hervortreten als das eigene Verdienst. Tatsäch-
lich ist die beneidenswerte Fülle der gewichtigen 8 Bände
— fällt ihr Erscheinen auch zu nicht geringem Teil in
die glückliche Vorkriegszeit waffenkundlicher Forschung
und rühriger Mitarbeiterschaft eines Stabes namhafter Au-
toren aus aller Herren Länder — nicht denkbar ohne die
lenkende und sichtende Hand einer weisen Schriftleitung,
deren Autorität internationalen Klang hatte. In seine
Amtsperiode und unter seine Verantwortung fällt auch,
einer Anregung weitsichtig folgegebend, die Erweite-
rung des Vereinsprogramms auf das historische
Kostüm, die sich als so fruchtbar erwies (1921). Endlich
st eine glänzende Folge von 12 Vereinstagungen, den
alle zwei Jahre wiederkehrenden wissenschaftlichen und
gesellschaftlichen Höhepunkten unseres Vereinslebens im
In- und Auslande, kaum zu denken ohne seine Initiative
und ungewöhnliche Organisationsgabe. Wiederholt auch
Gäste seiner Vaterstadt und seines Museums ist in unser
aller lebhafter Erinnerung vor allem noch der strahlende
Verlauf der Jubiläumstagung 1936, die ihren Höhepunkt
fand in den von Haenel veranstalteten Turnieren mit
Rüstungen der alten Rüstkammer und einer Tur-
nierausstellung in den Räumen des Historischen Mu-
seums. —
Damit sind wir zu der Stätte zurückgekehrt, die zur
Mittlerin wurde zwischen Haenel und dem Verein, vor
allem Mittelpunkt und Lebensquell bildete für Haenels
Wirken als Förderer und Forscher der Historischen
Waffenkunde, dessen wir hier vor allem zu gedenken
haben. Niemand, der an jener letzten Dresdner Tagung
teilnahm, wird vergessen haben, mit wie berechtigtem
Stolz Haenel seine Gäste durch die strahlenden Räume
seiner neu aufgestellten Sammlung führte, uns sein eigent-
liches, gerade zum Abschluß gelangtes Lebenswerk zu
zeigen. — Als Dresden seinen Sohn, seit Generationen
tiefstens verwurzelt mit der Vaterstadt, zur Leitung
der größten und glänzendsten deutschen Waffen-
sammlung berief, konnte es keinen glücklicheren Griff
tun. Mit Hingabe hat Haenel seine reichen
Gaben in 33jähriger Amtstätigkeit der Bewah-
rung, Mehrung und Ausgestaltung dieses pracht-
vollen Vermächtnisses des sächsischen Fürstenhauses ge-
widmet. Aus dem ziemlich verbauten, unübersichtlichen