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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 7.1940-1942

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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.72859#0268

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FACHNOTIZEN


Abb. 1. pothund mit ergänztem Schießgestell.
Anfang 16. Jahrh. Kopenhagen, Zeughausmuseum.

Was sind pothunde ? In dem im Heft 5/6 dieses Bandes
von J. Warncke veröffentlichten Aufsatz „Das Holstentor in
Lübeck ein Wehrmuseum" werden aus einem überaus auf-
schlußreichen Inventar von 1526 (ebd. S. 131 f.) unter den
Geschützen, die zur Bestückung des Tors dienten, „3 iserne
pothunde mit 5 kameren" aufgeführt. Die im Anschluß dar-
an vom Verf. aufgeworfene Frage nach der Bedeutung und
Bestimmung dieser Geschützart kann ich beantworten. Auf
dänisch lautet die im lübischen verstümmelte Bezeichnung
„porthund", das ist „der Hund, welcher den „Port" (Tor-
weg) verteidigt". Es waren gewöhnlicli kleinere Geschütze,
auch zur Verteidigung durch Fensternischen und dergl.
geeignet. Wir haben im Zeughausmuseum von Kopenhagen
noch zwei solche „Pothunde", um 1500 datierbar, bewahrt.
Beides sind schmiedeeiserne Hinterlader mit „Kammer-

stück". Der eine ungefähr 0,66 m lang, Kaliber etwa 65 nun
(etwa 250 g Steinkugelgewicht entsprechend), der andere
von derselben Länge aber mit Kaliber von etwa 68 mm
(etwa 375 g Steinkugelgewicht). Sie wiegen 27,5, bezie-
hungsweise 93,5 kg; der letztere ist schwerer, weil er noch
mit einem eisernen Schild versehen ist (Abb. 1).
Die „porthunde" schossen gewöhnlicli Kugeln aus
Schmiedeeisen, Blei oder mit Blei umgegossene Eisen- oder
Steinstücke. Das Kopenhagener Museum bewahrt nocli 3
Stück von diesen mit Blei umgegossenen Kugeln aus Stein-
und Eisenstücken um 1500. Das Kaliber bzw. die Pfund-
bezeichnung wurde aber immer nach dem Steinkugelger
wicht angegeben. Johann Stöckel

Zwei hinterindische Stangenbüchsen inDrehgabeln.
Kürzlich tauchten im Handel zwei hinterindische Bronze-
Stangenbüchsen in Drehgabeln auf, die zu den schönsten
dieser im Deutschen Reich weniger häufig vertretenen Ge-
schützgattung gehören (Abb. la, b). Die beiden völlig über-
einstimmenden Geschütze, von denen der Unterzeichnete
eines erwerben konnte, haben folgende Charakteristik:
Gesamtlänge 128,5 cm
Seelenlänge 105,2„
Durchmesser vor dem Bodenfries 9,0 „
„ hinter dem Mündungsfries 6,2 „
Kaliber 3,2„
Schildzapfen, Breite über alles 11,5 „
„ Durchmesser 3,0 „
Die Rohre zeigen den von R. Forrer1) an dieser Stelle
beschriebenen Habitus. Auch das dort abgebildete Bronze-


Abb. la. Hinterindische Stangenbüchse. 16. Jahrh. Sammlung Johannsen. Lübeck-Travemünde.
!) R. Forrer: Gotische und exotische Stangenbüchsen in Drehgabeln (ZHWK. 7, 333 ff.).
 
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