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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 7.1940-1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.72859#0084

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62

Literatur

(ragten und die Gewählten sich nicht einigen können, muß
solche Meinungsverschiedenheit von den besagten Beauf-
tragten, damit das Preisschießen seinen Fortgang nehmen
kann, mit dem größten Eifer und Rechtssinn entschieden
werden; und niemand darf dagegen angehen oder Wider-
rede führen.
Item, alle Mitglieder können zu diesem Preisschießen
kommen; aber sie müssen sich, bevor sie schießen dürfen,
der Anordnung und dem Richterspruch der besagten Ge-
wählten und Beauftragten unterwerfen und den Inhalt
dieser vorstehenden Regeln anerkennen ohne irgend einen
Vorbehalt oder Widerspruch; auch dürfen sie sich auf
keine andere gesetzliche Macht gegenüber dem von den
besagten Beauftragten abgegebenen Richterspruch berufen
oder beziehen.
Item, alle Mitglieder, die mit einem Rohr anfangen zu
schießen, müssen mit diesem bis zum Schluß weiter-
schießen.
Item, alle Schützenmitglieder, die sicli an diesem Schie-
ßen beteiligen wollen, sollen beim Kommen und Gehen
freies und sicheres Geleit haben, ausgenommen diejenigen,
die eines Verbrechens gegen unseren erlauchtesten, ver-
ehrungswürdigsten und sehr zu fürchtenden Herrn und
Fürsten, den Herrn Kardinal, seine Stadt oder irgend einen
Bürger beschuldigt, aucli als Schuldner erkannt oder des-
wegen verurteilt sind15), ohne hinterhältige Täuschung.

Item, dieses Preisschießen soll am 27. April 1537 be-
ginnen16)."
Echevins de Liege. Greffe
Bernimolin. Oeuvres. 1537,
folio 203. Reg. n° 9.)
Wilhelm Hassenstein.
Zur Datierung der Radschloßpistole mit Wappen der
Herzöge von Montmorency.
Die von mir im vorangehenden Heft (S. 30) wegen ihres
eigenartigen Schloßmechanismus behandelte Pistole aus
dem Besitz von Herrn Major Ilgner war von mir vor allem
wegen der Pistolenform und der Schloßblechgravur an
das Ende des 16. Jahrhunderts gesetzt. In einem Schreiben
an die Schriftleitung hat, wie ich erfahre, Herr Capitän
Stöckel einer Datierung der Pistole um 1580 zugestimmt,
aber den Hahn wegen seiner Form als spätere Ergänzung
um 1650 bezeichnet. Nach erneuter Prüfung möchte ich
mich der Ansicht von Herrn Stöckel anschließen. Offen-
bar handelt es sich bei dem, wie ich in meiner Notiz bereits
hervorhob, offensichtlich stark gebrauchten Schloß um
eine spätere Reparatur, die nach Herrn Capitän Stöckels
Datierung um 1650 im Stile der damaligen Zeit ausgeführt
sein mag. F. Rohde.

LITERA TUR

Jan Lauts. Alte deutsche Waffen. August Hopfer-Verlag.
Burg b. M. 1938. (Heinibücher der Kunst, Bd. 6.) 23 S.
m. Abb., 32 Taf.
Wenn auch die historische Waffenkunde durch das Er-
scheinen dieses ansprechenden Büchleins kaum berührt
wird, so zeigt doch um so mehr eine Umschau unter
den kleinen, geschmackvollen Kunsthandbüchern, welche
Lücke das Bändchen ausfüllt. Niclit an den Waffenkun-
digen, ja nicht einmal in erster Linie an den Waffenlieb-
haber, der sich kurz orientieren will, wendet es sich, son-
dern zum erstenmal an den Kunstfreund schlechthin, den
die Erhabenheit mittelalterlicher Dome ebenso hinreißt,
wie ihn die Bildhoheit Dürers begeistert oder wie er die
Schönheit fremder Formen und Farben in den chinesischen
Porzellanen und persischen Teppichen bewundert, und der,
ohne in die Dinge tiefer eindringen zu wollen, lediglich
eine wissenschaftliche und ästhetische Anregung sucht.
Ihm wird hier an Hand einer kleinen Auswahl erlesener
Waffenfotos nach Originalen meist des 16. Jahrhunderts,
die Schönheit der kostbaren alten Waffe nahegebracht. Ein
knapp umreißender Text, der die Waffe vornehmlich als
Ausdruck des Kunstwollens ihrer Zeit erfaßt, hält, zusam-
men mit eingestreuten Wiedergaben alter Bildquellen und
einem kurzen Literaturanhang, mit sicherer Kenntnis der
Dinge dem Bilderteil die Waage. Uhlemann.

Johan F. Stockel. Haandskydevaabens Bed0mmelse. Ko-
penhagen, 1938.
Das lange erwartete Standardwerk des dänischen Alt-
meisters der historischen Waffenkunde liegt im ersten von
mehreren Bänden vor. Es umfaßt in der Hauptsache ein
Lexikon der Büchsenmacher und Gewehrmanufakturen,
dazu Markenverzeichnisse und historisch-technische Ex-
kurse. Herausgeber ist das Kopenhagener T0jhusmuseet;
den Druck besorgte handlich und würdig Nordlunde in
Kopenhagen.
Das Werk ist dänisch geschrieben; wir sind dankbar,
daß Vorwort und Einleitung anschließend in deutscher
Übertragung, die General Mell in Wien durchsah, wieder-
holt sind. Ein doch vielleicht zu kurz geratenes Glossar,
dänisch, deutsch, französisch, englisch bekundet ebenfalls
die dankenswerte Absicht, das Werk allgemeiner verständ-
lich und benutzbar zu machen.
Bei dem Mangel an brauchbaren Büchsenmacherver-
zeichnissen kommt das neue Hilfsmittel der Waffenfor-
schung mehr als erwünscht und wenn auch zum Lexikon
umfangreiche Nachträge zu erwarten sein werden, erweist
es sich schon jetzt um so unentbehrlicher, als den Namen
der Meister treffliche Nachbildungen ihrer Merkzeichen
beigefügt sind. Die folgenden Bände werden die Marken-
verzeichnisse noch erweitern — hoffentlich werden dabei

15) de debte rccognues ou iugie.

16) Während des Druckes erhalte icli Kenntnis von dem Buch „Wir
Schützen" von Dr. Ewald, Rheinische National-Druckerei u. Verlag,
Duisburg 1938 und von der Zeitschr. d. Rheinischen Vereines f. Denkmal-
pflege u. Heimatschutz, Heft 1 Sept. 1933 „Die Rheinischen Schützen-
gesellschaften" von Ewald. Hiernach, sind zur artilleristischen
Übung der Bürgerwehren in manchen Städten auch Preis- Stück-

schießen abgehalten worden, z. B. in Frankfurt a. M. 1668, 1674, 1685,
1691, 1716, in Köln 1620, 1659. Da es sich hierbei um artilleristisch
nicht ausgebildete, nur im Notfall heranzuziehende Bürger handelte,
waren die Schießleistungen regelmäßig schlecht, z. B. von 30 Schüssen
kein Treffer (Buch S. 142), von 198 Schüssen mit Drei-Pfündern
8 Treffer (Zeitschr. S. 63). Auch das sind also keine Zielschieß-Ver-
anstaltungen, um die Treffgenauigkeit der Geschütze festzustellen.
 
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