Hans Schedelmann, Ludwig Lukhner ein Wiener Büchsenschäfter des 17. Jahrh.
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Der Schloßturm von Grynau, in dessen Nähe der
Fundort liegt, stammt aus dem 12. und 13. Jahrhun-
dert, und wurde als fester Wohnturm wahrscheinlich
von den Grafen von Alt-Rapperswil erbaut, urkund-
lich 1253 erstmals erwähnt. Das Schloß liegt in der
March im heutigen Kanton Schwyz an der Linth zwi-
schen dem Zürcherobersee und dem Wallensee. 1337
ist die Burg von den Zürchern teilweise zerstört wor-
den, wurde jedoch gleich darauf wieder aufgebaut,
gelangte 1343 durch Kauf an die Grafen von Toggen-
burg und ist hundert Jahre darnach 1444 im sogenann-
ten „alten Zürichkrieg", in welchem die Zürcher an
Seite Österreichs gegen die Eidgenossen fochten, von
den Schwyzern erobert und ihrem Gebiet einverleibt
worden. Bis zum Schluß dieses Krieges, 1446, er-
schöpften sich die Gegner im Kleinkrieg, wobei auch
Streifzüge in die Gegend von Grynau stattfanden,
doch ist diese Burg damals nicht belagert worden.
Nach der Niederlage der Zürcher und Österreicher bei
Ragaz erfolgte der Friedensschluß. Seither fanden in
den folgenden Jahrhunderten keine kriegerischen Er-
eignisse in jener Gegend mehr statt. Es ist daher
nicht von der Hand zu weisen, daß dieser Streitkolben
irgendeinem Reisigen der Österreichisch-Zürcheri-
schen Reiterei angehört hat und in diesen oben er-
wähnten Streifzügen verloren ging. Da die Eidge-
nossen damals keine Kavallerie besaßen und höch-
stens die Anführer beritten waren, dürfte unsre Waffe
auch aus diesem Grunde ihren Gegnern zuzuschrei-
ben sein2).
Abb. 1. Streitkolben, gef. bei Grynau, Kt. Schwyz.
15. Jahrh. Hist. Sammi., Näfels.
Holzteil aus dem Inneren herausgezogen.
LUDWIG LUKHNER
EIN WIENER BÜCHSENSCHÄFTER DES 17. JAHRH.
VON HANS SCHEDELMANN
D ie Jagdkammer der Grafen Lamberg, Schloß Otten-
stein, wurde durch Erbteilung in alle Winde zer-
streut. Der auf Gräfin Meran entfallende Teil ge-
langte in Wien am 20. März 1937 zur Versteigerung.
Bei diesem Auktionsgut befand sich unter Katalog-
nummer 569 eine sehr schöne, sorgfältig geschäftete
Radschloßbüchse, die hier in zwei Abbildungen ge-
zeigt wird (Abb.l, a, b). Der derzeitige Besitzer dieses
Stückes ist Mr. Raymond Bartel, St. Donats Castle.
Der kantige gezogene Lauf trägt kein Signum. Das
2) Vgl. Rudolf Wegeli, Inventar der Waffensammlung
des Bernischen Historischen Museum in Bern. III. Stangen-
waffen. Bern, K. I. Wyß Erben A. G. 1939 S. 1 und vom
Schloß mit innenliegendem Rad ist bezeichnet: J. M.
Der reich mit gravierten Bein- und Perlmuttereinla-
gen, sowie mit Silberdrahtspiralen verzierte Schaft
trägt unterhalb der Schwanzschraube das Schäfter-
monogramm L. L. 1666. Der gleiche Schäfter hat auch
die beiden Radschloßbüchsen der Kopenhagener Rüst-
kammer B. 566 und B. 567 gearbeitet, deren Läufe von
dem bekannten Wiener Büchsenmacher Michael Gull
1652 stammen. Diese Büchsen tragen das gleiche
Schäftermonogramm wie die oben aufgeführte, je-
gleichen Verfasser: „Die Bedeutung der Schweiz. Bilder-
chroniken für die Historische Waffenkunde". Jahresbericht
des Bern. Hist. Museums 1915, S. 84, und 1916, S. 105.
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Der Schloßturm von Grynau, in dessen Nähe der
Fundort liegt, stammt aus dem 12. und 13. Jahrhun-
dert, und wurde als fester Wohnturm wahrscheinlich
von den Grafen von Alt-Rapperswil erbaut, urkund-
lich 1253 erstmals erwähnt. Das Schloß liegt in der
March im heutigen Kanton Schwyz an der Linth zwi-
schen dem Zürcherobersee und dem Wallensee. 1337
ist die Burg von den Zürchern teilweise zerstört wor-
den, wurde jedoch gleich darauf wieder aufgebaut,
gelangte 1343 durch Kauf an die Grafen von Toggen-
burg und ist hundert Jahre darnach 1444 im sogenann-
ten „alten Zürichkrieg", in welchem die Zürcher an
Seite Österreichs gegen die Eidgenossen fochten, von
den Schwyzern erobert und ihrem Gebiet einverleibt
worden. Bis zum Schluß dieses Krieges, 1446, er-
schöpften sich die Gegner im Kleinkrieg, wobei auch
Streifzüge in die Gegend von Grynau stattfanden,
doch ist diese Burg damals nicht belagert worden.
Nach der Niederlage der Zürcher und Österreicher bei
Ragaz erfolgte der Friedensschluß. Seither fanden in
den folgenden Jahrhunderten keine kriegerischen Er-
eignisse in jener Gegend mehr statt. Es ist daher
nicht von der Hand zu weisen, daß dieser Streitkolben
irgendeinem Reisigen der Österreichisch-Zürcheri-
schen Reiterei angehört hat und in diesen oben er-
wähnten Streifzügen verloren ging. Da die Eidge-
nossen damals keine Kavallerie besaßen und höch-
stens die Anführer beritten waren, dürfte unsre Waffe
auch aus diesem Grunde ihren Gegnern zuzuschrei-
ben sein2).
Abb. 1. Streitkolben, gef. bei Grynau, Kt. Schwyz.
15. Jahrh. Hist. Sammi., Näfels.
Holzteil aus dem Inneren herausgezogen.
LUDWIG LUKHNER
EIN WIENER BÜCHSENSCHÄFTER DES 17. JAHRH.
VON HANS SCHEDELMANN
D ie Jagdkammer der Grafen Lamberg, Schloß Otten-
stein, wurde durch Erbteilung in alle Winde zer-
streut. Der auf Gräfin Meran entfallende Teil ge-
langte in Wien am 20. März 1937 zur Versteigerung.
Bei diesem Auktionsgut befand sich unter Katalog-
nummer 569 eine sehr schöne, sorgfältig geschäftete
Radschloßbüchse, die hier in zwei Abbildungen ge-
zeigt wird (Abb.l, a, b). Der derzeitige Besitzer dieses
Stückes ist Mr. Raymond Bartel, St. Donats Castle.
Der kantige gezogene Lauf trägt kein Signum. Das
2) Vgl. Rudolf Wegeli, Inventar der Waffensammlung
des Bernischen Historischen Museum in Bern. III. Stangen-
waffen. Bern, K. I. Wyß Erben A. G. 1939 S. 1 und vom
Schloß mit innenliegendem Rad ist bezeichnet: J. M.
Der reich mit gravierten Bein- und Perlmuttereinla-
gen, sowie mit Silberdrahtspiralen verzierte Schaft
trägt unterhalb der Schwanzschraube das Schäfter-
monogramm L. L. 1666. Der gleiche Schäfter hat auch
die beiden Radschloßbüchsen der Kopenhagener Rüst-
kammer B. 566 und B. 567 gearbeitet, deren Läufe von
dem bekannten Wiener Büchsenmacher Michael Gull
1652 stammen. Diese Büchsen tragen das gleiche
Schäftermonogramm wie die oben aufgeführte, je-
gleichen Verfasser: „Die Bedeutung der Schweiz. Bilder-
chroniken für die Historische Waffenkunde". Jahresbericht
des Bern. Hist. Museums 1915, S. 84, und 1916, S. 105.
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