Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 7.1940-1942

DOI issue:
Versteigerung
DOI issue:
Vereinsnachrichten
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72859#0204

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VERSTEIGERUNGEN
Versteigerung der Gewehrsammlung Blell-Zeulenroda
bei H. W. Lange, Berlin am 17. Oktober 1940
Wie Hans Schedelmann im Vorwort des von ihm be-
arbeiteten, trefflichen, reich bebilderten Versteigerungs-
katalogs mit Recht hervorhebt, hatte der Name Blell in
Sammlerkreisen vor dem Weltkrieg einen guten Klang.
Die Besichtigung der Sammlung in den Ausstellungsräu-
men in der Bellevuestraße bestätigten diesen Ruf, und es
ist zu bedauern, daß diese Sammlung von über 300 Schuß-
waffen, vorzugsweise Rad- und Steinschloßgewehre, wie es
in Deutschland gewiß keine zweite mehr gibt, nicht ge-
schlossen einer öffentlichen Sammlung eingegliedert wer-
den konnte. Gewiß waren bereits einige hervorragende
Arbeiten schon vor Jahren freihändig herausverkauft; den-
noch blieb noch eine stattliche Zahl erlesener Stücke, die
sich in jeder öffentlichen Sammlung zeigen können, und
auch das übrige hielt ein beachtliches Niveau. Dem-
gemäß wurden auch gute Preise erzielt. Das Glanzstück,
eine prächtig geschäftete Radschloßpistole (Nr. 148)
mit sehr feinem Eisenschnitt an Lauf und Schloß, von
Schedelmann Daniel Sadler zugeschrieben, erwarb das
Museum der Stadt München für den ansehnlichen Höchst-
preis des Versteigerungstages von RM. 6200.—. Wenn
auch die Zuschreibung an den berühmten Münchner Eisen-
schneider, den Stöcklein unter seinen „Meistern des Eisen-
schnittes" an bevorzugter Stelle behandelt, uns nicht ganz
überzeugt, so steht die Arbeit ihm doch sicher sehr nahe.
In weitem Abstand folgten preismäßig etwa 10 Gewehre, mit
RM. 1000 bis RM. 1400, darunter eine sehr vornehm in
Mahagoniholz geschäftete Radschloßbüchse, am Lauf H. B.
bezeichnet mit der Jahreszahl 1608 (Nr. 147), eine späte
Radschloßbüchse mit besonders reicher Kolbenverzierung
in Drahteinlage und feiner Gravur an der Garnitur, Schäf-
termonogramm H. S. und Laufmarke N. B. (Nr. 170), eine
1680 datierte Radschloßbüchse mit jagdlichen figürlichen
Schnitzereien am Schaft, die im Katalog Mancher zuge-
schrieben werden (Nr. 184), und zwei Batterieschloß-
stutzenpaare (Nr. 243, 244). Audi drei Tschinken erfreu-
ten sicli gleicher oder annähernd gleicher Wertschätzung
(Nr. 149—151). Die Mehrzahl der Radschloßbüchsen hielt
sich zwischen RM. 300 und RM. 600, obwohl darunter viel
erlesene, den oben genannten, z. T. mindestens gleich-
wertige Stücke waren, wie z. B. der schlicht, aber vor-
nehm geschäftete Radschloßkarabiner aus der Bewaffnung
der Trabanten des Salzburger Erzbischofs Wolfdietrich
v. Raitenau um 1590 (Nr. 144), der nur RM. 420 brachte.
Eine reichgravierte Radschloßhüchse des Hans Keiner aus
Eger (Nr. 169), hier an anderer Stelle behandelt (S. 149),
war mit RM. 840 auch recht preiswert. Merkwürdig niedrig
lagen die heute so raren Luntenschloßmusketen zwischen
RM. 70 und 150 (Nr. 220—232), erstaunlich tief auch mit
durchschnittlich RM. 200 die Radschloßpistolen (Nr. 152,
153). Ein Exemplar mit dem frühen Datum 1560 wurde mit
RM. 400 zugeschlagen. Den Höchstpreis von RM. 1400 für
eine Steinschloßbüchse, eine schöne Prunkbüchse eines
Stettiner Meisters um 1700, zahlte Stettin. Sonst überschritt

dieses System mit wenig Ausnahmen nicht die Preisgrenze
von RM. 200 und Vieles blieb unter RM. 100. Gefragt
waren dagegen Windbüchsen, auch solche des 19. Jahr-
hunderts, von denen eine mit RM. 280 zugeschlagen wurde
(Nr. 313). Die Pulverflaschen boten nichts Besonderes, und
dementsprechend konzentrierte sich die Kauflust nur auf
wenige umworbene Stücke, die bis auf RM. 200—300 stiegen.
Unter den sonstigen Waffen, die zur Versteigerung
kamen, Harnischen, Blank-, Stangenwaffen und Armbrü-
sten, wohl kaum alle aus der Blellschen Sammlung, ist
nur Weniges erwähnenswert. Ein zusammengesetzter
Riefelharnisch von Schloß Grafenegg brachte es auf
RM. 5000. Ein sehr einheitlicher Dreißigjähriger-Kriegs-
harnisch wurde mit RM. 1600 zugeschlagen. Auffallend
tief lagen unter RM. 100 die Zuschläge für frühe Helm-
barten, vor denen geätzte späte Typen entschieden bevor-
zugt wurden, kein Kennzeichen sonderlichen Waffenver-
ständnisses unter den Mitbietenden. Verhältnismäßig gro-
ßer Beliebtheit erfreuten sicli die vorwiegend späten Arm-
brüste, deren Höchstpreise zwischen RM. 200—500 lagen.
An der Versteigerung der Blellschen Schußwaffen be-
teiligte sicli eine ganze Reihe städtischer Sammlungen wie
München, Stettin, Breslau, Regensburg, Troppau, Frank-
furt, ein begrüßenswertes Zeichen für das erwachende
Verpflichtungsgefühl, das lokale Büchsenmeisterhandwerk
zu Ehren zu bringen. Für das in Berlin im Entstehen
begriffene Reichsjagdmuseum erwarb Herr Rohde eine
ganze Reihe waffentechnisch beachtlicher Büchsen.
Paul Post.
VEREINSNACHRICHTEN
21. Ordentliche Mitgliederversammlung in Berlin
am 21. 12. 1940
Protokoll. 10 Uhr vorm. eröffnet in den Amtsräumen
des Zeughauses der 2. Vorsitzende, Herr Lorey, in Ver-
tretung des erkrankten 1. Vorsitzenden, Herrn Haenel, die
Vorstandssitzung, zu der sechs Vorstandsmitglieder er-
schienen sind. Gegenstand der Sitzung bilden die der
Mitgliederversammlung zu machenden Vorschläge, insbe-
sondere betreffend Zuwahl der Herren Zarn und Uhlemann
und der Betrauung des Herrn Zarn mit dem Amt des
2. Schatzmeisters, das durch die Rücktrittserklärung des
Herrn Trapp frei wird.
10,50 Uhr eröffnet Herr Lorey die Mitgliederver-
sammlung, zu der 15 Mitglieder erschienen sind. Der
Vorsitzende stellt die satzungsgemäße Einberufung und
Beschlußfähigkeit der Versammlung fest, da auf seine
Frage kein Einspruch dagegen erhoben wird. Darauf ge-
denkt Herr Lorey der zahlreichen verstorbenen Mitglieder
seit der letzten Hauptversammlung, zu deren Ehren sich die
Anwesenden erheben. Insbesondere wird in warmen Wor-
ten des Herrn Kapitän Smith, weiland Direktor des Zeug-
hausmuseums in Kopenhagen, gedacht, dessen Gastfreund-
schaft die Vereinsmitglieder noch vor zwei Jahren an-
läßlich der glänzenden 20. Hauptversammlung in Kopen-
hagen genossen. Der Vorsitzende erteilt darauf nachein-
ander dem 1. Schriftführer Herrn Eckardt und dein
 
Annotationen