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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 7.1940-1942

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Hassenstein, Wilhelm: Über die Feuerwaffen in der Seeschlacht von Lepanto
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Seiler, Harald: KLingen ätzungen des Ambrosius Demlich
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https://doi.org/10.11588/diglit.72859#0033

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Harald Seiler, Klingenätzungen des Ambrosius Gemlich

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der Annahme von Stenzel, der dies bestreitet, seine
volle Bestätigung durch das Tintorettogemälde (Abb. 3
1 ürkenschiff rechts vorn).
Wenn man das als richtig unterstellt und, wie vor-
her ausgeführt, annimmt, daß die türkischen Schiffe
durchschnittlich nur mit 3 Geschützen ausgerüstet
waren, dann darf man als zusammenfassendes Ergeb-
nis der vorstehenden Betrachtungen den Christen
wohl die persönliche Tapferkeit ihrer Führer, den
Glaubenseifer und die Begeisterung ihrer Mannschaft
einschließlich der von ihren Ketten befreiten christ-
lichen Galeerensträflinge, auch den wegen des Pulver-
dampfes ihnen günstigen Westwind als Gründe ihres
IErfolges anrechnen, aber zu der vernichtenden Nieder-
lage der Türken haben dann doch die Pulverwaffen
sowohl in der zahlenmäßigen Überlegenheit von min-
destens 3: 1 als auch in ihrer wirkungsvolleren Hand-
habung entscheidend beigetragen. Sie sind demnach
nicht, wie Stenzel meint, von untergeordnetem, son-
dern von ausschlaggebendem Einfluß gewesen.
Zum Schluß sei noch auf die in ihrer Bedeutung
höchst merkwürdige Frage hingewiesen, ob denn wirk-
lich die Schiffbauer, ebenso wie die Burgenbauer1")
gegen die verheerende Durchschlagskraft der Pulver-
geschütze bis 1782, als die schwimmenden Panzer-

batterien der Franzosen und Spanier vor Gibraltar
erschienen, einfach die Segel strichen")? Die vorher
erwähnte Panzerung des türkischen Mastkorbes ist in
dieser Hinsicht sehr bemerkenswert.
Sodann muß abschließend noch die Frage nach den
Folgen dieser furchtbaren Schlacht beantwortet wer-
den. Sie waren für die unter sich wieder uneinigen
Christen durchaus unbefriedigend.
Uluch Ali, zum Capudan (Admiral) ernannt, geht im
Frühsommer 1572 mit 200 Galeeren gegen die Christen
wieder in See (Stenzel gibt die Bauzeit für eine Ga-
leere um 1700 in Frankreich mit etwa 3 Monaten an,
Kosten rund 54000 Francs). Diese stellen sich ihm
aber nicht infolge vorhandener Meinungsverschieden-
heiten. Erst im August 1572 zieht Colonna, der vorher
die 12 päpstlichen Galeeren befehligt hatte, mit 139
Galeeren und 6 Galeassen in die türkischen Gewässer,
Fluch lehnt aber eine Schlacht ab. Zum Winter fahren
die Christen in die Winterquartiere zurück, so daß die
türkischen Gewässer frei sind und die Türken ihren
Zweck erreicht haben. Im März 1573 wird Friede ge-
schlossen: Die Türken behalten Cypern, und Venedig
zahlt außerdem 300000 Dukaten (3 Millionen Mark)
Kriegskosten. Damit beginnt der Verfall Venedigs.

KUNGENÄ TZ UNGEN DES AM BROS1US GEMLICH

NON HARALD SEILER

Uber Ambrosius Gemlich ist zusammenfassend noch
nicht geschrieben worden, und sein Gesamtwerk wird
keineswegs überschaut. Sein Name wird überall da
genannt, wo — abgesehen von voll signierten Stücken
— geätzte Waffen des 16. Jahrhunderts das Mono-
gramm AG tragen. Bei dieser Lesung des durchaus
nicht eindeutigen Zeichens, das denen der Zeitgenos-
sen Albrecht Glockendon und Heinrich Aldegrever
fast gleicht, beruft man sich auf den, dessen An-
denken die nachfolgenden Bemerkungen gewidmet

10) Das „Plauenbollwerk" von 1414 in der Marienburg
scheint der erste diesbezügliche Versuch der Burgenbauer
gewesen zu sein, vgl. „Der Anteil des Ordensstaates in
Preußen an der Entwicklung der Pulverwaffen in Deutsch-
land" v. Verf., Zeitschr. f. d. ges. Schieß- u. Sprengstoff-
wesen 1939, S. 77.
") Die mit einem Bleibeschlag 1530 versehene „Santa
Anna" Karls V vor Tunis und die mit eisernen Platten ge-
schützte „Finis Bellis" der Holländer 1585 vor Antwerpen

Dem Andenken Hans Stöckleins
sind, auf Hans Stöcklein, den verstorbenen Direktor
des Bayerischen Armeemuseums in München. Als
erster ist er den Spuren Gemlichs nachgegangen und
vertrat die Ansicht, mit ihm den Monogrammisten
AG identifizieren zu dürfen. Leider ist er nicht mehr
dazu gekommen, seine jahrelangen Forschungen ab-
zuschließen1).
Aus methodischen Gründen beschränkt sich unsere
Untersuchung auf die von Gemlich geätzten Klingen.
Seine Harnisch-Ätzungen, obwohl sie die bedeutend-

blieben, wahrscheinlich wegen ihrer Unbeholfenheit, er-
folglos und vereinzelt.
*) Besonderer Dank gebührt in diesem Zusammenhang
der Direktion des Bayerischen Armeemuseums, die mir die
Gemlich-Notizen Stöcklein's freundlicherweise zur Einsicht
überließ. — Das Bildmaterial, dessen Wiedergabe mit Ge-
nehmigung der einzelnen in Betracht kommenden Museen
erfolgt, verdanke ich dem Bildarchiv der Industrie- und
Handelskammer zu Solingen.

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