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Bengt Thordeman, Der nordische Helm in frühgeschichtlicher Zeit
kein nordischer Forscher zu dieser Frage geäußert,
die wohl nicht als endgültig gelöst betrachtet werden
darf.
Der konische Helm, sowohl der gerade als auch der
mehr gewölbte, treten beide in Westeuropa auf, wo
er sich besonders gut auf den Bayeux-Teppich stu-
dieren läßt, und weiter an osteuropäischen Funden40).
Abb. 11.
Detail von einer
Portalumfassung.
Hyllestad Kirche,
Norwegen.
37) Im Staatlichen Historischen Museum, Stockholm. 11.
4°) E. v. Lenz: Hjalmar frän tidig medeltid, funna i Ryss-
land, Rig 1918, S. 129ff. W. Arendt: Der Nomadenhelm des
frühen Mittelalters in Osteuropa, ZHWK. N. F. 5, 1935,
S. 26 ff.
41) Auf einem dieser Helme, von Tschernaja Mogyla bei
Tschernigow (Arendt, a. a. O., Tafel V), möglicherweise;
auch auf einem Helm von Giez in der Prov. Posen (Laking:
A record of European Armour and Arms I, 1920, Fig. 68)
sind Bronzebeschläge angebracht von einem Typ, den
man aucli in Schiveden antrifft (Rösta, Gemeinde As, Jämt-
land; Birka, Uppland; Arne: La Suede et l'Orient, 1914,
Fig.205 und 275). Diese schwedische Funde brauchen jedoch
nicht notwendigerweise Helme zu bezeichnen, da solche Be-
Der östliche Helm dieses Typs, der schon im 8. Jahr-
hundert erscheint, ist meist, aber keineswegs immer,
mit einem Beschlag in Form einer ausgezogenen Spitze
oder einer Hülse als Helmzier versehen. Im Gegensatz
zu dem nordischen und westeuropäischen Helm und
dem St. Wenzels-Helm (Prag) dürfte er gewöhnlich mit
einem von der Unterkante herabhängenden Nacken-
schutz aus Ringgeflecht versehen sein. Nicht selten ist
er in Gräbern mit Wikingerschwertern oder anderen
Abb. 12. Helm. Domschatz, Prag.
Gegenständen schwedischen Ursprungs angetroffen
worden "). Arendt hat in überzeugender Weise diesen
Helmtyp aus dem Spangenhelm hergeleitet42). Hier-
mit ist der von P. Paulsen vertretene Gedanke, daß
der konische Helm aus den schwedischen.Helmen des
7. Jahrhunderts, den Kammhelmen, entstanden sei,
hinfällig geworden; Zwischenformen zwischen diesen,
welche eine solche Vermutung unterstützen könnten,
gibt es nicht. Nach Westeuropa ist der Typ wohl von
Osten durch die Wikinger verbreitet worden. . Charak-
teristisch ist, daß er, wie der Bayeux-Teppich zeigt,
unter den Normannen häufig in Gebrauch war.
In der weiteren Entwicklung des Helms im Mittel-
alter ist der Norden, soweit man sehen kann, der in-
ternationalen Entwicklung gefolgt, ohne selbständige
Leistungen zu vollbringen43).
schläge auch auf Gürteln benutzt wurden (W. J. Raudoni-
kas: Die Normannen der Wikingerzeit und das Ladogage-
biet, 1930, Fig. 113). Über ein Helmgrab mit schwedischem
Inventar aus Ostpreußen, siehe La Baume: Ein spätrussi-
sches Reitergrab, Alt-Preußen 4, 1940, S. 84.
42) Arendt: a. a. O., S. 33; vgl. besonders die klare Über-
gangsform, die ein Helm aus dem Gouvernement Woronezj
darstellt, a. a. O., Fig. 8, gefunden zusammen mit zwei by-
zantinischen Goldmünzen aus dem 8. Jahrhundert. Die-
selbe Ansicht hat früher schon B. Schnittger (und H.
Rydh) vertreten: Aranaes, 1927, S. 70f.
43) Siehe darüber meine oben Anm. 1 zitierte Abhand-
lung S. 104 ff.
Bengt Thordeman, Der nordische Helm in frühgeschichtlicher Zeit
kein nordischer Forscher zu dieser Frage geäußert,
die wohl nicht als endgültig gelöst betrachtet werden
darf.
Der konische Helm, sowohl der gerade als auch der
mehr gewölbte, treten beide in Westeuropa auf, wo
er sich besonders gut auf den Bayeux-Teppich stu-
dieren läßt, und weiter an osteuropäischen Funden40).
Abb. 11.
Detail von einer
Portalumfassung.
Hyllestad Kirche,
Norwegen.
37) Im Staatlichen Historischen Museum, Stockholm. 11.
4°) E. v. Lenz: Hjalmar frän tidig medeltid, funna i Ryss-
land, Rig 1918, S. 129ff. W. Arendt: Der Nomadenhelm des
frühen Mittelalters in Osteuropa, ZHWK. N. F. 5, 1935,
S. 26 ff.
41) Auf einem dieser Helme, von Tschernaja Mogyla bei
Tschernigow (Arendt, a. a. O., Tafel V), möglicherweise;
auch auf einem Helm von Giez in der Prov. Posen (Laking:
A record of European Armour and Arms I, 1920, Fig. 68)
sind Bronzebeschläge angebracht von einem Typ, den
man aucli in Schiveden antrifft (Rösta, Gemeinde As, Jämt-
land; Birka, Uppland; Arne: La Suede et l'Orient, 1914,
Fig.205 und 275). Diese schwedische Funde brauchen jedoch
nicht notwendigerweise Helme zu bezeichnen, da solche Be-
Der östliche Helm dieses Typs, der schon im 8. Jahr-
hundert erscheint, ist meist, aber keineswegs immer,
mit einem Beschlag in Form einer ausgezogenen Spitze
oder einer Hülse als Helmzier versehen. Im Gegensatz
zu dem nordischen und westeuropäischen Helm und
dem St. Wenzels-Helm (Prag) dürfte er gewöhnlich mit
einem von der Unterkante herabhängenden Nacken-
schutz aus Ringgeflecht versehen sein. Nicht selten ist
er in Gräbern mit Wikingerschwertern oder anderen
Abb. 12. Helm. Domschatz, Prag.
Gegenständen schwedischen Ursprungs angetroffen
worden "). Arendt hat in überzeugender Weise diesen
Helmtyp aus dem Spangenhelm hergeleitet42). Hier-
mit ist der von P. Paulsen vertretene Gedanke, daß
der konische Helm aus den schwedischen.Helmen des
7. Jahrhunderts, den Kammhelmen, entstanden sei,
hinfällig geworden; Zwischenformen zwischen diesen,
welche eine solche Vermutung unterstützen könnten,
gibt es nicht. Nach Westeuropa ist der Typ wohl von
Osten durch die Wikinger verbreitet worden. . Charak-
teristisch ist, daß er, wie der Bayeux-Teppich zeigt,
unter den Normannen häufig in Gebrauch war.
In der weiteren Entwicklung des Helms im Mittel-
alter ist der Norden, soweit man sehen kann, der in-
ternationalen Entwicklung gefolgt, ohne selbständige
Leistungen zu vollbringen43).
schläge auch auf Gürteln benutzt wurden (W. J. Raudoni-
kas: Die Normannen der Wikingerzeit und das Ladogage-
biet, 1930, Fig. 113). Über ein Helmgrab mit schwedischem
Inventar aus Ostpreußen, siehe La Baume: Ein spätrussi-
sches Reitergrab, Alt-Preußen 4, 1940, S. 84.
42) Arendt: a. a. O., S. 33; vgl. besonders die klare Über-
gangsform, die ein Helm aus dem Gouvernement Woronezj
darstellt, a. a. O., Fig. 8, gefunden zusammen mit zwei by-
zantinischen Goldmünzen aus dem 8. Jahrhundert. Die-
selbe Ansicht hat früher schon B. Schnittger (und H.
Rydh) vertreten: Aranaes, 1927, S. 70f.
43) Siehe darüber meine oben Anm. 1 zitierte Abhand-
lung S. 104 ff.