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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Berling, Karl: Zu den "Arbeiten des A. Eisenhoit für hessische Landgrafen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0004

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Zu den „^lrbeiten des ^l. Lisenhoit für bessische §aildgrafen."

Von A. Berling.

Zur Ergänzung des in dieser Zeitschrift
erschienenen Aufsntzes des Prof. von Drach
bietet das Kunstgewerbemuseum zu Dresden
einiges schätzenswerte Material, dessen Nutz-
barmachung die folgenden Zeilen bezwecken.

Zuerst möge zur Vervollständigung der
Aum. 1 (Seite 131) erwähnt sein, daß sich im
Besitze des genannten Museums eine mit Graphit
geschwärzte Thonkachel befindet, deren mit
„'VUU-o bezeichuendes Mittelbild mit dem der
entsprechenden Marburger Kachel völlig iiber-
eiustimmt. Jn der Größe weichen beide zwar
nm ein Geringes von einander ab, da die
Dresduer uur oin mißt. Es ist dieser
Umstand aber von keiner Bedeutung, weil die
Umrahmung, mithin auch die eigeutliche Form
zur Kachel bei beideu eiue verschiedene war.
Das Mittelbild der Dresdner Kachel steht in
einer Rundbogennische, die auf beiden Seiten
begrenzt wird von reich verzierten korinthischen
Säulenreihen, zwischen denen man je einen
bärtigen Heiligen erblickt. Darunter besindet
sich ein verkröpfter, mit zwei Engelsköpfen
verzierter Sockel, der in der Mitte eine mit
Arabesken geschmückte Kartusche trägt, auf der
die Jnschrift 'Vbl 8'll- zu lesen ist. Über der
Nische ist mit dem auf Wolken thronenden
Christus das Weltgericht zur Anschauung ge-
bracht.

Die phantasiereiche Anordnung der ganzen
Umrahmung, die ftotte Behandlung der mehr-
fach vorkommenden Bandornamente, sowie die
Kiihuheit uud das Verstäudnisvolle im Figür-
liche» lasscn — meiuerMeinung nach— wenig-
steus mit demselben Rechte, wie es von Drach
bei den Jnnenbildern gethan hat, auch hier
tuis die künstlerische Urheberschast Antvn Eiseu-
hoits schließen.

Außerdem befindet sich im Museum zu
Dresden ein aus gleichfalls mit Graphit ge-

schwärzten Thonkacheln bestehender Ofen, dessen
eiseruer Uutersatz iuschriftlich deu hessischeu
Urspruug dokumeutiert.')

Auf einem Sockel, der aus reich ornamen-
tiertem Karnies und abwechselnd mit Engels-
und Löwenköpfen verziertem Fries besteht, setzt
sich der Hauptbau von länglich viereckiger
Grundform auf. Die schmale Vorderseite des-
selben wird in der Breite vou eiuer, jede der
beiden Längsseiten von zwei Kacheln gebildet,'ch
während die vierte, die Rückseite mit der Wand
zusammeufällt. Dic Ausführung der Vorder-
kachel, deren Darstellung der biblischen Ge-
schichte entlehnt ist, steht indessen so sehr gegen
die übrigen Teile des Ofens zurück, daß die
Vermutung nahe liegt, diese Kachel habe ur-
sprünglich zu einem andereu Ofen gehört und
sei lediglich — wie dies in der That mehrfach
vorgekommen sein muß — aus Gedaukenlosig-
keit oder Gleichgültigkeitdes betreffenden Töpfers,
der eben benutzte, was er gerade zur Hand
hatte, an diesen Platz gekommcn. Diesc Ansicht
gewinnt aber dadurch noch mchr an Glaub-
würdigkeit, daß dem Junenbilde die Zahl 4
aufgedrückt ist, mithiu die Kachel zu ciner Neihe
dem Jnhalte nach gleichartiger Darstellungen
gehört haben muß.

Auf den in einer reichen architektonischen
Umrahmung befindlicheu Jnuenbilderu der Sei-
tenkacheln sind die vier Jahreszeiten mit den
Jnschriften: 1. VM. 2. 3.iVVllVLlU.

4. UVUL18 znr Darstellung gebracht. Was

1) Der Untersatz trägt folgende Jnschrift: -LVUU-
UL.88iVV-V8lU0I86lIl.lLl IU8UdI-IIV1'tRdI..

2) Die Längsseiten des Ofens müssen ursprüng-
lich um eine Kachel länger gemesen sein, da zwei
hierher gehörige Kacheln und einige Gesimsstücke. die
bei der jetzigen Aufstellung nicht mit zur Verwen-
dung kommen konnten. noch im Vorrat des Museums
vorhanden sind.

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