DAS ERECHTHEION
273
Dasselbe Motiv,und gewiss aus demselben religiösen Grund,
ist auch bei dem Bau der Karyatidenhalle angebracht wor-
den. Lage und Form dieser Halle gehören zu den Hauptano-
malien des merkwürdigen Tempels. An seiner südwestlichen
Ecke (H) gelegen, scheint sie nicht die Hauptbestimmung
gehabt zu haben einen Eingang wie die östliche (AC) zu
decken und zu schmücken. Zwar öffnet sich hinter und un-
ter derselben in der Südmauer des westlichen Tempels (bei
r) eine Thüre, von welcher einige Stufen (s) zu dem höher
liegenden Boden der Halle hinaufführen. Unbewiesen aber
ist es, ob von dieser ein Ausgang ins Freie führte. Als solcher
kann die kleine Oeffnung gelten,die man an der nordöstlichen
Ecke der Brustmauer (beit) sieht, und die nicht erst in den
letzten Jahren hei der Restauration angebracht wurde, son-
dern die vorhanden ist seit man die Ruine kennt. Ihre ent-
gegengesetzten Seiten zeigen dass dort Steine abgerissen wur-
den, und waren es auch nur Bekleidungsplatten, so wäre der
dazwischen gelassene Durchgang zu eng,und höchstens eine
ganz unansehnliche Hinterthüre gewesen.
Dass diese Halle das Pandrosion sei, ist undenkbar, denn
der ganze Boden ist mit starken Marmorblöcken gepflastert
und bietet keinen Platz für den Baum,der hier auch nicht hö-
her als ein Strauch hätte sein können.
Eher darf man annehmen dass sie, hoch gelegen, mit
Frauengestalten geschmückt, an das gewöhnlich im oberen
Stock (ύπερωον) liegende Frauengemach des Königshauses
erinnern mag, indem auch ihr Baustyl mit dem der west-
lichen Mauer die sie verlängert in Einklang steht.
Ich glaube aber dass bei ihrer Einrichtung noch ein wichti-
gerer religiöser Grund vorhanden gewesen ist.
(Schluss folgt.)
A. R. RANGABE.
MITTH.D.ARCH. INST. VII.
18
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Dasselbe Motiv,und gewiss aus demselben religiösen Grund,
ist auch bei dem Bau der Karyatidenhalle angebracht wor-
den. Lage und Form dieser Halle gehören zu den Hauptano-
malien des merkwürdigen Tempels. An seiner südwestlichen
Ecke (H) gelegen, scheint sie nicht die Hauptbestimmung
gehabt zu haben einen Eingang wie die östliche (AC) zu
decken und zu schmücken. Zwar öffnet sich hinter und un-
ter derselben in der Südmauer des westlichen Tempels (bei
r) eine Thüre, von welcher einige Stufen (s) zu dem höher
liegenden Boden der Halle hinaufführen. Unbewiesen aber
ist es, ob von dieser ein Ausgang ins Freie führte. Als solcher
kann die kleine Oeffnung gelten,die man an der nordöstlichen
Ecke der Brustmauer (beit) sieht, und die nicht erst in den
letzten Jahren hei der Restauration angebracht wurde, son-
dern die vorhanden ist seit man die Ruine kennt. Ihre ent-
gegengesetzten Seiten zeigen dass dort Steine abgerissen wur-
den, und waren es auch nur Bekleidungsplatten, so wäre der
dazwischen gelassene Durchgang zu eng,und höchstens eine
ganz unansehnliche Hinterthüre gewesen.
Dass diese Halle das Pandrosion sei, ist undenkbar, denn
der ganze Boden ist mit starken Marmorblöcken gepflastert
und bietet keinen Platz für den Baum,der hier auch nicht hö-
her als ein Strauch hätte sein können.
Eher darf man annehmen dass sie, hoch gelegen, mit
Frauengestalten geschmückt, an das gewöhnlich im oberen
Stock (ύπερωον) liegende Frauengemach des Königshauses
erinnern mag, indem auch ihr Baustyl mit dem der west-
lichen Mauer die sie verlängert in Einklang steht.
Ich glaube aber dass bei ihrer Einrichtung noch ein wichti-
gerer religiöser Grund vorhanden gewesen ist.
(Schluss folgt.)
A. R. RANGABE.
MITTH.D.ARCH. INST. VII.
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