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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 7.1882

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Robert, Carl: Relief im Peiraieus
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https://doi.org/10.11588/diglit.35009#0421

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RELIEF IM PE1RAIEUS

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auf Wahrscheinlichkeit machen können. Dieses Theater ist
bekanntlich an dem Westabhang des Mnnichiahügels ange-
legt; der Heros Eponymos dieser Gegend ist König Muni-
clios1, den wir auf der schönen in Cumae gefundenen atti-
schen Vase der raccolta Cumana (Heydemann nr. 239) als ju-
gendlich rüstigen Genossen des Theseus beim Amazonen-
kampf finden ; und das hervorragendste Heiligthum jener Ge-
gend ist das der Artemis Munichia. Dass die dionysischen
Künstler der Hauptgötlin und dem Heros des Bezirks,in wel-
chem das Theater lag,durch Weihung eines Reliefs ihre Ver-
ehrung bezeugen, ist an sich sehr begreiflich. Ansloss könnte
man nur nehmen an der Gruppirung des Heros und der Göt-
tin und an dem Mangel entscheidender Attribute bei der letz-
teren. Allein die Gruppirung ist durch das gewählte Schema
bedingt; wollte man überhaupt die Kline beibehallen, so
konnte die Göttin keinen anderen Platz erhalten,als am Fuss-
ende. Die charakteristischen Attribute der Artemis aber,
Fackeln und Bogen, widersprachen der dargestellten Situa-
tion ; auch Athena legt Helm und Aigis ab, wenn sie,wie auf
der Sosiasschale, zum Mahl oder Trinkgelage der Götter geht.
Die Nebris trägt freilich Artemis in jener Zeit noch selten,
und ich bin augenblicklich nicht im Stande ein anderes Ana-
logon dafür anzuführen als die Münchener Marpessavase (0.
Jahn nr. 745)2, auf welcher Artemis die Nebris mantelartig
um die Schulter trägt.Um den Leib,wie auf unserem Relief,trägt
sie z. B.die schöne Artemis aus Tanagra (Kekule Thonfiguren
aus Tanagra Tf. 17),diese freilich über dem kurzen Chiton.
Die vorgeschlagene Deutung beruht auf unsicherer Vor-
aussetzung, sic muss deshalb so lange problematisch bleiben,
bis verwandte Monumente ans Licht treten. Dass aber die
wahre Benennung der Hauptfiguren in der angegebenen Rich-
tung zu suchen ist, scheint mir schon jetzt nicht zweifelhaft.
Berlin. G. ROBERT.
1 Näheres über ihn hoi Wilamowitz Aus Kydathen (Philol. Unters. I)
S. 137, wo auch die richtige Ableitung des Namens gegeben wird.
2 Abgeb. M. d. I. I 20. Welcker A. D. III 18.
 
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