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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 20.1904

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Heft 2
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Gruner, Otto Rudolf: Amerikanische Stallanlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44901#0019

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1904

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU



Stallgebäude des Herrn J. O. Gilmore in Overbrook.
1. Stallhof.

Architekt: Wm. L. Price in Philadelphia.

Amerikanische Stallanlagen.


Wagen-Remise

Griechen
Römer,
Gebäude

Stallgebäude des Herrn A.
P. Sherman in Framingham.
Architekt: Henry A. Mears
in Boston.

Wir haben,
etwa die
pompejani-
schen Land-
schaften aus-
genommen,
fast keine
Kenntnis da-
von, wie die
Völker, die in
der Architek-
turunsre Lehr-
meisterwaren:
die
und
die
für ihre Haus-
tiere gestaltet haben. Die edlen
Rosse, die gewürdigt wurden, am
Parthenonfries verewigt zu wer-
den, werden auch in entsprechen-
den Unterkunftsräumen gestanden

haben; für die circensischen Spiele,

besonders aber für den Post- und Nachrichtendienst im römi¬

schen Reiche, gab es gewiß zahlreiche, umfängliche Pferdeställe,
aber wir wissen nicht, wie sie aussahen. Die praktische Folge
davon für unser modernes Bauwesen, soweit es klassischen
Stilformen folgt, ist zumeist, daß Stallgebäude mit derselben
Architektur ausgestattet werden, wie die herrschaftlichen
Wohnhäuser, zu denen sie gehören. Dem Geist und Wesen
einer ernsten, ihrer Aufgabe sich bewußten Baukunst ent-
spricht das aber nicht, und wenn diese glaubt, den klassischen
Apparat bei Stall- und Wirtschaftsgebäuden nicht entbehren
zu können, sollte sie sich doch hüten, wie es häufig geschieht,
in diesen Kopieen und Seitenstücke zu den Villen und Herr-
schaftshäusern zu schaffen. Der sicherste Weg, diese Gefahr
zu vermeiden, ist freilich der, für Bauwerke solcher Art über-
haupt einen andern Stilcharakter zu wählen, und es gibt auch
in Deutschland bereits Architekten, die ihn mit Glück einge-
schlagen und für Wirtschaftsgebäude die kraftvollen und male-
rischen Bauformen unsrer alten Bauernhäuser gewählt haben.
Fast allgemein üblich ist ein derartiger Stilwechsel bei amerika-
nischen Bauausführungen; es ist sehr interessant, zu sehen,
welche charakteristischen, ansprechenden und zweckmäßigen
Lösungen dort gefunden worden sind, und es lohnt sich, so¬

wohl vom Standpunkt der Architektur als auch der räumlichen
Anordnung und technischen Einzelheiten, sich mit diesen
amerikanischen Ställen zu beschäftigen.
Die in Boston erscheinende »Architectural Review«*) hat
unlängst ein starkes Sonderheft herausgegeben, das sich aus-
schließlich mit Stall- und Wirtschaftsgebäuden beschäftigt.
Es ist bekannt, daß das Pferdehalten für eigenen Bedarf in
Nordamerika viel gebräuchlicher ist, als bei uns. Namentlich
bringen dies dort die eigenartigen Wohnungsverhältnisse mit
sich. Nicht nur der selbständige Geschäftsmann mit seiner
Familie, sondern auch die gut bezahlten Angestellten wohnen
häufig von der Stadt, der Fabrik oder ihrem sonstigen Ge-
schäftslokale weit entfernt; ohne eigene Reit- oder Fahrgelegen-
heit könnten sie den Verkehr gar nicht aufrecht erhalten. Es
ist ferner bekannt, daß der Amerikaner auf dem _
Gebiete der Pferdezucht mit bestem
gewesen ist, so daß z. B. unsre deut-
schen Landwirte die riesigen ameri-
kanischen Pferde (durchschnittliches
Gewicht 22 Zentner!) zu ihren besten
Zugtieren zählen. Endlich sind unsre
Kenntnisse der landwirtschaftlichen
Gehöfteanlagen in Nordamerika ziem-
lich mangelhaft, weil Veröffentlichun-

*) Die Abbildungen zu diesem Artikel sind mit
Genehmigung des Herausgebers der »Architectural
Review», Boston, entnommen.

Grube

Wagen -Schuppen





Stallgebäude des Herrn
E. Y. Mc Curdy in Bala.

Architekt: C. E. Schermerhorn
in Philadelphia.
 
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