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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 202-227 (1. September 1919 - 30. September 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0066
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rienfragc. Auch er ift der Meinung. daß die
Leamten auch hier nicht versagen, man könne abcr
'»ie Apothcken nicht mit den andercn städt. Be-
'rieben vcrgleichen. die F a b r i k bctriebe se.en.
nand die Kommunalisicrung dcr Apotheken vcr-
Leamtcn nicht aussuchen, sondern bekäme sio prä-
sentiert. Ein n'.cht zu untcrschähendcs Moment
,st auch das Alter dex Anwürter. Nach den bis-
herigen Erfahrungen wird cin Anwärtcr 40 bis
45 Jahre alt, bis cr Aussicht habe. für eine Kon-
zession in Betracht zu kommen. Dicse Apotheker-
bcamt-.n mühten also nach verhältnismäkig lurzer
Dienstzeit pensioniert werden. Der Redner bc-
mängclt auch die Dürftigkeit der Vorlagcn. die
jüber den Wert der Objekte und ihre Rcntabil tät
Nicht gcnügend Auskunst gebe. Die Stadt halx'- in
dcn lchten Jahren genug Ausgaben gehabt. sodah
keine Veranlassung bcstehe. hicr neue i;u mack,en.
Ccine Fraltion sei gegcn die Annahme dcr Nor-
lage. St.mme jodoch der Bürgerausschuh d>.m
Ankauf zu. so möge man vom Eigcnbetricb absehen
und die städt. Apotheken verpachten.

Stadtv. Heller (U. S. P.) erklärt sich für An-
nahmc dcr bUden Vorlagcn.

Stvdtv. Dr. Hofmann (Dcm.): Das Problem
dcr Kommunalisicrung der Apotheken hätte eine
viel tiefcre Vorbereitung nötig gehabt. die Ze.t
wärc aber dazu v^l zu kurz gewcsen. Seine Frak-
tion verfolge im allgemeinen den Grundsah. das;
sozialpol tischc Betricbe in dcn Besitz der Allge-
meinheit gchören und dieser zugute kommen müs-
sen. Bej dieser Frage müsse man aber Rücksicht
auf die Ecmeindc und die Apotl>ekcr nehmen. Die
Kommunalisierung aller Apotheken sei ein wün-
schenswertcs Ziel. Er konne aber in dcm bishe-
rigen Apothekcnbetricb kcine Schröpfung des
Publikums erblicken. Man könne dem Erwerb
durch die Stadt zustimmen, wenn man d'-e Sicher-
heit hätie. dah die Stadt dadurch keinen Schaden
crlittc. Die städt. Apothcte müsse eine Mustcr -
apotheke sein. Er habe nicht finden können,
dah d c Apothekcr Sturm gegen die Vorlage ge-
laufen seien, es wäre mehr ein ironisches Vorge-
fühl der Frcudc, bis sich d:e Stadt mit ihren So-
-ialisierungsversuchen die Nase anremple. Seine
Fraktion lönnc der Vorlage nur dann zustimmen,
rvenn der Eigenbetrieb autzer Betracht kommc.
Erst wenn das Pachtsystem beschlossen sei, wür-
den die Demokraten dem Ankauf zuftimmen. Des-
halb sei auch der dcmokratoische Antrag nicht unlo-
gisch.

Oberbürgcrmeister Dr. Walz teilt die rechtlichen
Bedenken des Stadtv. Curtius nicht. Es werde
nichts Vestehendes sozialisiert, sondcrn neu entste-
hende Betriebc kämen in den Vesih der Stadt.
Der Pachtbetrieb sei für die Stadt bequemer, der
Eigcnbetricb entspräche aber den schon bestehcn-en
städt. Einrichtungen.

Ein vom Stadtv. Mager (Bürgerl. Vrg.)
eingebrachtcr Antrag, wonach der Bürgerausschusi
dcm Ankauf der beiden Objekte nur Mstimmen
möge, wenn der Pachtbetrieb beschlossen sei. gibt
dem Obmann des Stadtverordnetenoorstandes Ge-
legcmheit zu eincr etwas erregtcn Pole-
m i k. Der neue Antrag enthalte nichEs andcres,
als der demokratische Antrag. den der Vorstand
schon abgelehnt habe.

Nach einer wcitcren kurzen Eeschäftsordnungs-
debatte wird dcr demokratische Antrag zur Ab-
stimmung gestellt und abgelehnt.

Dcr Vorsttzende schlietzt nun nach Vesragen des
Kollegiums die Eeneraldebatte und es soll in die
Spezialdebatte

zu Vorlage 1, Ziffer 1 eingetreten werden. Der
erske Redner

Stadtrat Rausch (Soz.) fällt aber sofort wieder
in die Eeneraldebalte, beleuchtct die politische
Konstellation hes gegenwärtigen Bürgerausschusses
bedaucrt besonders die Stcllungnahme der Dcmo-
kraten, denen er das Eoethewort zuruft: „Es tut
mir in dcr Gesellschaft weh, datz ich Dich in der Ec-
sellschaft seh." Nachdem er vom Vorsitzendcn da-
rauf aufmerlsam gemacht wipd. dah das nichlt in
dle Spezialdebatte gehört, verzichtet er nach an-
fänglichem Widerspruch aufs Wort

Stadtrat Kilger (Soz.) macht dem Oberbürger-
mcister Vorwürfe übcr die Art der Handhabung
der Eeschäftsführung, was von diesem energisch
zurückgewiesen wird.



Das ist kein Mann, der, wo das Größere

Schiller

Oie blaue §pur

(60. Fortsetzung)

^wcclt zu -cmächtl

^ zu gewinncn ist, am Kleinen sich genllgei» laßt. H

Roman von Zulius Regis
Aus dem Schwedischen übersetzt van C. v. Kraatz
Oop^riLkt 1917 bzkOretiilelnöcOo. O.m.b.H. l-eipriz

„Ohnc Vollbart glichcn Slc natürlich Zhrcm
Bruder, so wie er aussah, «hc er hicrher Lanr. Dach-
tcn Sie oaran?"

„Min, ich rvar nur darauf bodacht, mit den
Papieren zu entkonrmrn. unld die wirksamstc Ver-
kleidung bestarrd ja im Äblcgen des Bartes. Nichts-
destoaoenigcr war tch geradczu hypnotistert von dem
.EcLankcn. daß ich meincs Bruders Nolle weiter-
^iclen müsse, und deshalh nMm ich den N<vmcn
Hockel an, unter dem ich hicr auch bokan-nt bin.
NiFo.son, der mir schon svit Zwhren als zuverlässi-
ser und verschwiegener Mann bckannt ist, weiß
lodoch. wer ich bin. Zhm habc ich alles gcsast.
Dagesen wisscn seine Muttcr und CckMestcr von
mckKs."

MMion ging <mf und ab.

_ -Habcn Sic Jhrcn Browning bci stch. Herr
lOortor?

„Ia, das u>ar ia der Rcvolver. den ich vo-rhin
ous S»o rlchtetc. che Zohn mir zufMtcrte. wer Sie
stnd.

Dcr Zournvlist lachte Mchtig auf.

„Nun. und Sie, Andcrsion? Sind Sie be-
waffnet?"

Der Bodiente schüttclte den Kopf.

„Wccrum fragen Sie danach?" warf Doktar
Hossclman vevwundcrt ein.

Maurice Wallion trat dicht an Gn hcran.

„Darum, weil wtr wckhrschoinlich Lald um uin-
cr Leben kämpfen müssen". sagte er ruhig.

„Mas meinen Sie damit?"

„Quiver^ hat gcsicgt, und Lie Frcihoitsfreunde

stnd auf dem Woge bierhcr, um sich der Papierc mit
lächttgen."

Stadtv. Horchler (Soz.) verfällt auch in d c
Erneraldcbntte zurück.

Stadtv. Lurtius (D. l. Np.) hält dsn Preis
der Adlerapothele für zu hoch. Der Schätzungs-
wcrt bleibc weit hintcr dem Ankaufspreis zurück.
Nach den ihm vorliegenden Verechnungen könne
dcr Betricb auch n!cht rentabel sein.

Obmann dcs Stadtv.-Vorst. Stock hält dic Nech-
nung des Stadtv. Lurtius für falsch. Da er ver-
schiedcnen Rednern autwortcn zu müssen glaubt,
gleitet die Aussprache wieder in dic Eeneral-
dcbattc zurück, dic vom Vorsitsenden dann wi e-
dcr eröffnei wird. Herr Stock hält das Vc-
dürfnis der Sozialisierung der Apoiheken fllr ge-
gebcn, weil wirklich dcr Aertzo- und Avothekcn-
wucher groß sei. Auch ihn enttäusche dle SLellung-
nahme der Demokraten. d:v anscheiwrnd dcn Schlüs-
sel zum Glasschrank ihrer Ueberzeugungen verlegt
hättcn. Der Dürgerausschus; habe sich auch durch
die Neuwahlen innerlich nicht viel verändert.
Trotzdem werde er nicht imstande sein, die Ent-
wicklung der D >nge („Entwicklung" im Sinne des
Redners) im Reich und in den Städten aufzuhal-
ten. auch nicht in Heidelberg.

Stadtr. Nausch (Soz.) spricht nun in längeren
Ausführungen über die Rentabilität der Apo>Ihe-
ken und enigegnet dem Stadtv. Curtius. die Avo-
theken seien zwar sozialtsiert, aber zu Eunsten eines
Einzelnen, nicht der Allgem-cinheit.

Stadtv. Dr. Hofmann (Dem.) begründet noch-
mals den Standpunkt selner Frakt-on und wendet
sich gegen die Beschuld'.qung des Aerztewuchers.

Stadtr. Dr. Kaufmann (Dcm.) erklärt. es sei
bisher nicht Gepflogenheit gewesen. daß der Ob-
mann des Stadtverordnetenvorstandes gegcn ein-
zelne Parteien des Kollegiums polemisiere, er
müsse Lber.den Parteien stehen.

Stadto. Dr. Ullrich (Ztr.) nimmt ebenfalls die
Aerztc in Schutz. Die Aufschläge dcr Aerzte seien
bedeutend geringcr als die der Arbe'.ter. Ein Arzt
habe von der Krankenkasse für einen Besuch 70
Pfennig erhalten, jetzt 1.20 Mk.

Stadtv. Dr. Curtius (D. l. V.) stellt fcst. daf,
er nichts davon gesagt habe. die Aerzte seien sozia-
lisiert. Eine Derwahrung des Nedners gegen
einen vermeintlichen persönlichen Angriff durch
Herrn Stock llärt stch als Mißverständnis auf.

Obmann Stock stcllt bei diefer Eelegenheit dem
Stadtv Curtius das Zeugnis eines sehr guten Po-
litikers aus. Der Wucher betreffe nicht alle Aerzte
Es aäbc Aerzte, die von der Krankenkasse allein
eiv Jahreseinkommen von 60 000 Mk. hätten.

Nach einer wc'iteren belanglosen Debatte wird
Vorlage 1, Ziffer 1 mit Stimmenmehrheit ange-
nommen. die Ziffer 2 in namentli,cher Ab-
stimmung mit 45 gegen 41 Stimmen ebenfalls
angenommen. Die Stadt übernimmt also die
Adlerapotheke in Eigenregie. Die Vorlage
wird sodann in einer Eesamtabstimmung (Sozial-
demokraten und Zentrum gegen übrige Parteien)
angenommen.

Dcr Ankaus des Hauses Bergheimerstraste 85

Zn der Debatte über die 2. Vorlage erklärt

Stadtv. Eirig (Ztr.) die Zustimmung seiner
Fraktion.

Stadtv. Heuser (Dem.) erklärt, daß seine Frak-
tion geteilter Anstcht sci.

Stadtv. Dr. Curtius (D. l. V.) hält den Platz
sür ungünstig, das Objekt für zu teuer und auch
diese Vorlage für zu dürftig. Er vermifO eime
Spezialistciung. Seine Fraktion könne nicht zu-
stimmen.

Stadtv. Ullrich (Ztr.) benützt die Eelegenheit,
um für die Wiederausmachung der Haltestelle dcr
Nebenbahn an der Römerstraße zu sprechen.

Nach Schluß der Dislussion wird auch diese
Vorlage mit St'mmenmehrbeit angenommcn.

Schluh dcr Sitzung: 8 Uhr.

Neues aus aller Welt

* Ein Epistel an die Pharisäcr. E'me Bvcmn-
schweiger SteueiEaffe, die einc-n säumlgcir Stacrts-
schuldner gemcchnt und „im Nichtersolgsfalle" nnt
zwan.gsaoci.scr Beitreilbung gedroht hatte. evh'clt
von dein Uedsltäter, der sich we'gerte, s -in Schrrf-
lein ,zur Nachlah-R egu licrun g des wüst'n Eilbes
Lcs Mickschneiders Mergcs beisutragen. das fol-
sonLte Schreäben, dcsson Eei-st und Inhalt avcchl

49.

Ter cihemaliae australische Aus-wanderer kam
stulimn und selassen die Treppe lliercmf.

„Es ist zeilm Uhr", sagte Wallion. «Wtr haben
keine Minute zu verläeren."

Nikelson nahm die Hände aus den Taschen, und
in seinen lichtbl-auen Augen blttztc es rvie Ka-mpf-
lust auf.

„Ich habe meinc Doppelbüchlse", murimelte «r,
«und einen derben Sechsläu-fer."

„Len Seckisläufer kann Andersson nehmen",
erklärtc Wallion. „Erst wollen wir einrnal die Tn-
ren verschließen."

Alle schcn es als selbstverständlich an, dast der
Detektivreporter das Kommando überncvhm. Nach
süns Minuten waren allc Türen und Fenster des
Hauses sorgfältig verschllo,ssen. Mallion und der
Doötor hatten ihre Broavninas. der Bediente
hlmdbalbte respektooll einen aroßen Cott-Revo ver,
und Niikelsdin selbst l-atte stch mit der Doppelbüchse
bowaffnct. Die Frauen hatten stch still in die
Küche zurückgezogen.

An der Rückseits des Hamises befand sich ein
Balkon, von dem eine Treppe hevabsührte. Auf
diasem Balkon stcllte Wallion den Dcdienten aus.

„Brauchen Sis den Revolver ohne Scheu",
sagjte er zu ihnr. .Lvir wissen, dast sto zzr allc-m
i.mlsl!ande sind."

Die regenfeuchite Dämmerung hatte zuaenommen,
und drinnen in den Zimimern war «s vollkommen
dunkel.

nichj nur dem Vcrfasser aus errcgter Seele qutk-
üuch doni Staat BraunsckMeig nicht eineii Holler
Eläubiger etwns schuldig gclblieben, und ich würdc
auch dom Staaat Bvaunschweig nicht einen HEcr
schuldig bleilben, wcnn der Staat nicht seinen Bür-
gern aogcnüiber alles schuldlg bliebe und Rccht
und Eerpchtigkeit sum Kindcchvott machke. Seit
der NeVolution stnd erweislich ung kählte M lli-
onen von Steuergroschcn in dor vcrbrccheri'ichin
Wciise vergeudct und vermcitzt wovden, di-e Aera
des vathologischen F-lickschneidcrs Merg s und der
nnt Orthogvaphie und Erammcrtik aur grimniig--
stem KriOgsfust stcheudeu Flafchensvülcrin Fatz-
hauor hai, wie fcftsostcllt ist, das Land iilbe-r füns
undZiwansbg Millionen Mark gckostet. von drnen
niomand weih, in wessen unergLÜndlichcn Taschen
fie gcwandert stnd. Die A.-, und S.-Näte habcn
die Tausendo mit vollen Händcn dcr Straße in
dst Rachen gcworfen und tun es noch heute; mit
deu Eoldern L-es Staates, die Gcwisseillosikkeit u,:d
Leichtsinn verwalten. wird in allcvForm dasMri-
schaftslehen unscve-s Volkc', der cinzige R.-t1ungs.
anker d-es von dcr Reoolulion zerschlagenen
Deutschlands, sabotiert, wevdcn Proleten und Das-
stnschwätzor als Amtsleute bcsoidct und die blö-
dene Jngovanz auf volitrschem, seistrgem und ku-l-
tnrellem Gebiet gemästct. Drs Rußlar-d d'er letz-
ten Jahrzehnte evschcr.rt gegmübc- P-nn Deut ch-
land und dem Bvaunschwcig von heutc ols
Dcrado der Nedlichkeit und Ecrecht'.okeit... Ich
lehne es aL, doduvch znm M-itschuldig.n am Un-
tergang des Vaterlandes zn wsrdcn. datz ich pen
grobcn Unstrg, dcn Si- „Rcg'/rung" zu r.ennen
balioben stnanzieren helf.'. Jch bleibc- Ihr SchulP-
„el aber nicht im Dank. sondcrn im Zcrn der
dc.'-tschen Scelc Zahi " wexdc ich nicht. kommcr.
und ho-len Sie, und ich werde mich bemühen, Sie
so zu empfangen, wie es Ihn<n gebührt. Mer in
Erünspan soll dor Pftnnig ersaufen. Len. ich
aus sreiem Entschilutz beifteuern worde zu dem -Al-
tontat auf alles, was nns Dcutjchcn hevlig, wert
und tktuer ist."

* Auch ein Kriegcrdcnkmal. Mjan schveibt uns
aus Vuer: Der Sanitätshund Prinz -hat den
Wellkrieg vieroinbalb Iahre lang in 1r«ucr
Pslichterstilluna mitgemacht. Cr war auf all.m
SchlachtfeLern und ein Held in setncr Art. Vieic
Nevwlundete dankcn ihm ihr Lchen und ails das
heimflutende Heer aus d'Ni W:sten kam. liof, noch
immer kvregervsch aczeichnet, der Hund mLen fei-
nem Herrn her, der mit ihm Jahre hindurch um
das Wohl der Verwundcten -hcsargt sowci/cni. Jn
Ler Heimt atber cndete Prinz, der stch so braw he-
nvmmon, auf wenig rühmlicho Art. Er rour-de
z.vm. Wilderer, jagte dem Wilde nach und wurpe
dabei erschosfen. Sein Herr ehrle ihn aber für
ewige Zeiten, dicnn in dcr Löchttv Hcide. wcstl'ch
vom Förstorhaus, lietz er seinom P-rins <-in DerL-
mal setzen. ein Eisernes Krcutz, das die Jnschrift
trägt: .Mjoin trcuer Vegleitor auf Schrrtt und
Tvitt durch vicrcinhalb Kriegsjahre Sanitätchund
„Priny", geb. Sevtemher 1913, gcst. 5. Mlai 1919
durch wcidgcrcchle Kugel. 14 Soldaten verdaniken
ihm ihr Lcihen. Hauptmann von Dittmann." Das
von Eichen um-rauschto EraL ist schön gcschmückt
und auf einem Etein fieht man eine Zcichnung,
die Prins in seinem Samariterdienst darstellt.

Zumor vom Tage

* Kaninchemvurst. Der Hcrr Kaninchcnwursr-

faibrikant —-kam schliehlich doch vor den

Stiafvichter. Denn er hatte ricisig? Mengen Pferde-
slcisch gekaust, und der Verdacht lag ncvhe. dvtz aus
den Pferden Kan-inchcn gemacht rr-orden warcn.
Dcr Angeklagte gestand e'.nschränkcnd. dah er das
Pjerdeflcti'H mitverwendet habe. „In welchen

Mcngen?" srug der Richter. ..Halb und haiv-
bruinmte der Alngollagtc. „Also 50 v. H. Kanir'
chenfleisch und 50 v. H. Pseidefleisch?" ..Nec Halb
und halb. Immer een Pserd und een Kaninchon «
(Iugend).

* Einfache Abhilfc. Ein Wirt auf dem Lanpe
l'eß sür seine Eartengäste jedcn jSonntag
Kapelle svielen. In uumittelbarcr Nähe d?s Or-
chostcrs besand sich aber auch dlie Kegelbcvhn
der Ka-vellnieister beklagte sich bei dem Wirt' da'-
das Poltem der Kegel. und das Krgelrollen djc
Akjusik vollständig Lhertöne. „Es tnt mir loid'^
meinte der Wirt. „von den Cäsleo aus dcx Kcxet'
buhn kann ich nicht vcrlangen, d^h fie loise sv.e
lcn, aber vhre Musiker können ganz gut stä
blasen! (Jugend).

Neue Bücher

Alfred Doblin: Der schwarzeVorhana
AEan von Worten und Zufällen. Verlaa C
Flschcr. Berlin. 5,50 Mark. Der Verfasser der
Romane ,D»e drei Sprünqe dcs Wanq-lun" und
„Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine" aibt uns
hicr eines seiner früheren Werle. das. w:e er im
Vorwort mit bttterer Jronie saqt. bisher keinen
Verleger gefunden hat. Es entstand im Ialae
1903. In mcisterhafter Form stellt Döblm die
aufkeimenden, sich entwickolnden Li.ebeskräfte und
Eefühle zweier jungen Menschen dar. Echte Ee-
fühle klingen aus meisterhaft gefun.denen Wortcn
und musikalisch geformten Sätzen, lassen das in-
nere Erlebnis fühlen. Döblin, dcr Arzt. verfteht
mit sicherer Hand die Seelen zu zergliedern. ohne
aber — zunächst — dadurch Döblin den Dichter
mit seiner klangvollen Sprache zurückzusetzen. Dann
aber verstrickt sich der Arzt in die pathologische Er-
scheinung nervenzerrüttender Hysterie. Und die
Tragik des Endes verliert hierdurch. Trotzdem
bleibt der Roman ein beachtenswertes Werk er-
presfion stischer Kunst. o.

* Die Gelb-Noten Vücher nennt stch eine
Sammlung schriftstellerischer Werke. denen badische
Heimatkunst das Gepräge geben soll. Dichtung so-
wohl wie Darstellung aus den Eebieten der Kunst.
Literatur, Volkskunde und Eesch.chte werden ver-
treten sein. Auf gute Ausstattung und Buchschmuck
durch heimische Künstler wird Wert gelegt: aber
auch auf billigen Preis des einzelnen Bandes, um
hie Werke in weite Kreise zu tragen. Herausgeber
diefer Sammlung: Dr. W. E. Oeftering: Verlag:
Reutz und Itta, Konstanz i. B. Zunächst erscheinen:

Hans Thoma: Eedichte und Eedanken mit
Vuchschmuck von Hans Thoma. Eeb. etwa 3 Mk.

Albert Eeiger: „Mutter", Roman. Buch-
schmuck von Hella Feckler. Eeb. etwa 6 Mk.

Ferdinand Madlinger: „Steinacher
Leut", Kleinstadtgeschichten. Mit Zeichnungcn von
Bcrt Iohr. Eeb. elwa 3 Mk.

Handel und Verkehr

* Mannheimer Handelsüerichte. Die Früh-
1 abakernte ist im Eang und.deren Ausfall
bcsriedigend. Durch Hagelwetter wurden in Unter-
baden große Schäden angerichtet. Für die neuen
Erumpen sind Preise von 200—250 Mark der Zent-
ner seftgesetzt. Alter Tabak wurde nur ganz selten
noch gelMndelt. weil kaum noch vorhanden. Von
Tabak der 1918er Ernle bezogen die Zigarrenher-
steller die ihnen zustehenden Mengen an Haupt-
und Sandblatt. — Die Ausreifung derTrauben
geht bc>i der H'tze schnell vor fich. zumal da auch
während der Nächte heitze Temperatur vorherrschte.
In Erwartung einer guten Ernte geschah im Ein-
kauf in alten Weinen recht wenig. Trotzdem aber
bchaupteten sich die Preife dcr Weißweine gut:
nur rote Gewächfe wurden da und dort etwas bil-
liger abgegeben. — Die Kohlenmisere hielt
in bisher gem Umfange an. Streiks in Schlesien
und Sachsen machten Ersatzlieferungen von der
Ruhr nach Len Gebieten, die sonst von den Streik-
bezirken bedient werden, notwendig. Dadurch ent-
gmgen naturgemätz dcm süddeutschen Markt an-
sehnliche Mengen. Die Jnduftrie befindet stch in
verzweifelt fchlechter Lage. Betriebseinstcllungen
kommen täglich vor. Auch an Hansbrandkohlen
fehlt es auf dcr ganen Lini«.

Doktor Hesselman stiitzte sich auf den Tisch.
„Die Entscheiduugsstunde hat also «n-dlich ge-
schlaveii". bc-merkte er.

Dann richtete er sich mit etinem Rrick enupor.
„Mögen Sie kommen!" sa>ate er. „Allos ist
besser, ctts das fürchterlrche Warten."

Mit wenigen eittschlossenen Schritten sta.nd er
an dcr Treppe.

„Herr Nitelsan!" rief er nack> unten.

,Die Nachricht wäro väellaicht ^.-rfrüht Igekom-
nren . .

Im selben Ausenblick wurd« drautzen wütendes
Hunoegobcll laut. WaMon lies, die Hand des
Do-ktors los und trat ans Fenster.

.Sehen Sie den Hund an!" sa-gte er laise.

Der Hühnerhund stand mit speif gestreckten Pei-
iien mitten auif dcm kiesbestre-uten Platz. Mit ae-
spitzten Ohren starrte^er knurrend ins Waldesdun-
kel hinein. Wttllion lietz dos Aua« am Wa.dsaum
cntlanq gleiten und sah nichts weiter. als Fiaster-
nis Mischen den Baiumstämmen. Wicdsr ging das
Knurren des Hundes i„ rafendes Eeb-ell über,
und mit einem Mal stürmte er pfeilschnell die
Waldanlhöhe hin-an.

«Dcr Hund wittert Jremde!" ri-esi Nttelso'n
vom Hausfflur aus.

WaMon aiug nach unten und Mne'te die Tür.
Er und Nibelson traten zusammen aus dte Veranda
hiuaus. Das Hundegebell ma-r verstmnmt. Dmttel
und düster laq dcr Wttd vor ihncn.

Schnelle, leichte Schritte au dem Kies. L-aut-
los un>d mit cingeklemmtcm Schevauz kanl der
Hund auf die Verauda qelausen und schlich ins
Haus. Nikelson zeigte schllveigend auf einen Holz-
haufen.

Oben drauf ftand ei„ Mensch und blickt« re-
aungslos aufs H-rus hevab. Gleichzeitig ertönte
hinter dcm Hmrse aus der Nichtung der Ställe ein
gedäniPiftes Meifen herüber.

»Sio rücken von zwei Seiten an". murmelte der
Iourmttist.

«Da ist einer", sagte NiLelson leise.

Auf dcm zum Strand hirrabsMrenden Kiesweg
wurde ein Eeräusch vernehmdar. Der Kies
knirschte un-ter Schrilten. und im Schatten der
Apfelbäunne kam ein Mann aufs Haus zu.

Wallion bedeutete dem dlacktralier durch ein

Schutz. Darauf folgte ein Rennen von Cchritten
<ruf dcr Balkontreppe, «in lauter Ruf und eins
Reihc von sck>arf knallenden Schüssen aus Anders-
sons altem Sechsläufer.

Ietzt tauchte Roöeira wieder auf. Mit einem
Nevoilver in der Hand ka.m er in langen Sätzen
auf die Veranda zugeranut. Wa-llion steckte. die
PistolLmnündung durch die Weinranfen und rief:
„Söhen Sie stch vor, Kapitän!"

Deim Ton dieser Stimme nrachte Robeira, vor
Schrcrk und Wut erbleichend, Halt.

„Verdammter Iournalist!" brüllte er. »Sind
Sie denn allgesenwärtig?"

Ein golher Blitz und ein Knall aus seiner

.. .-Wic'

Browning. Wallian erwiderte den Schuß. Wieder
tauchte Nobeil

Zeichen stch rlchig zu verhailten. Durch die Weln-
hi

Als Wallion an dem Do-ktor vorübergingl, be-

„Weih

rMrte dieser seinen Arin und fragte lei-se:
Pauli.ne, datz ich lede?"

Wallion blieb stchen und blickte ihn an.
„Nem", saste er.

Daktor Hesselman ergrisf seine Hand Und
drückte ste warm.

„Eattseidanlk!" murmelto er stchtlich erleichtert.

ranken hindurch bcobachtetcn sto den Änkömmling
mit gcspannter Auftnerksautteit.

Eine Sekunde sahen ste ein schmales. gclblichcs
Eesicht, das prüsend zum Hause emporblickte, um
oleich wieder von den Schatteni verschlunaen zu
rvcrden. Der Iournalist hatte das Gestcht qeraoe
noch zu erbenuen vermocht. Es w>ar Hauptmann
Robeira, der dort unter den Obstbäumcu stand und
den Signal-pfiff erwiderte.

Auf d«r andern Scite des Hausos küallte ein

ira lautlos im Schatten der Väume
unter, und in dcr beklemmend tiefen Stille triüb
der Pulverdampf sachte im Dunkel davon.

„Die Ncderrumpelunq ist mitzglückt". bemerktr
Wallion kalt. „Halten Sie hier Wacht."

Er «ilte nach oben. wo er den Bcdienten uno
seinen Herrn mtt rauchcnden Nevolvern vovfand
„Iamand versuchte durch den Balkon einzudrin-
gen", sagte Doktor Hcsselman, „aber unsere Schüsse
haben ihn abseMeckt" . ,

„Wir müssen standhaltsn. bis die Poltzet
kommt", erwiderte Wallion. „Rasch rvtcder laden,
meine Herren! Das Spiel hat bis ietzt kaum an-
gcffangen." . „

Wie eün Ausruszeichen folqäe selnen Wo.rten
ein dumpfer Knall aus Nikelsons Büchse.

Unlten im Flur hörte mau Lärnr und Rufen,
und der Iournälist stürzte nack unten. Der austnw
lssche Anisiedler stemmte stch m,t Aufhietunq all
fciner Kräfte «egen di^ Haustur. die zu weicheir
begann.

„Sie sind drautzen". keuchtc er.

Wallion stützte die rvankenda Tur mit d«r
Schulter. Wütende Stötze erschultterten ste, ab-r
es Mlanig den beiden «Mäunern mit ungcheurer
Anstrenmmg, fie wieder ins Schlotz zu bringcn.

(Fortsetzung folgi).

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